Vatikan erlaubt indigene Elemente in der heiligen Messe

Aufnahme anderer kultureller Formen

Indigene Volksgruppen im mexikanischen Bundesstaat Chiapas können die Messe künftig mit Elementen ihrer eigenen Kultur feiern. Der Vatikan hat rituelle Tänze und neue Dienste für Laien als Teil der Messe anerkannt.

Chiapanec während eines Gottesdienstes / © Paul Haring (KNA)
Chiapanec während eines Gottesdienstes / © Paul Haring ( KNA )

Der Vatikan hat die Einführung indigener kultureller Elemente in den Gottesdienst in Mexiko zugelassen. Neben einer Übersetzung des Messbuchs in die im mexikanischen Bundesstaat Chiapas gesprochene Tzeltal-Sprache sind auch Besonderheiten wie rituelle Tänze und besondere Befugnisse für Laien vorgesehen, wie aus dem auf den 8. November datierten Dekret der zuständigen Vatikan-Behörde für den Gottesdienst hervorgeht. Das Dekret wurde von dem Onlinedienst "Aciprensa" veröffentlicht und gilt für die Diözese San Cristobal de Las Casas.

An verschiedenen Stellen des Gottesdienstes sind nun rituelle Tänze zulässig, unter anderem beim Gabengebet und der Danksagung nach der Kommunion. Neu eingeführt wird ein liturgischer Dienst für Laien, die in Anlehnung an indigene Traditionen für den Weihrauch in der Messe zuständig sind. 

Die dafür ausgewählten Laien werden aus der Gemeinde heraus in einem geistlichen Prozess ausgewählt und vom Bischof dazu beauftragt. Außerdem bekommen Laien die Möglichkeit, an mehreren Stellen der Messe Gebete anzuleiten, um die Gläubigen besser in die Feier der Messe einzubeziehen. Neben der Übersetzung in Tzeltal, eine Maya-Sprache, wurde auch die die spanischsprachige Messliturgie für verschiedene Volksgruppen angepasst.

Erst die zweite indigene Liturgie-Variante

Auf der Facebook-Seite des Bistums würdigt der emeritierte Diözesanbischof Kardinal Felipe Arizmendi Esquivel die Genehmigung des Vatikans: "Es ist die offizielle Anerkennung der Kirche, dass diese Anpassungen als gültig und legitim anerkannt sind; sie sind die Liturgie der Kirche und nicht nur Gebräuche und Sitten, die mit Misstrauen betrachtet werden." Arizmendi war in der mexikanischen Bischofskonferenz für die liturgischen Belange indigener Gläubiger zuständig.

Die Änderungen stellen laut Arizmendi keine Abkehr vom römischen Ritus der Liturgie dar, sondern lediglich die Aufnahme anderer kultureller Formen. "Der Inhalt der Messe wird nicht verändert, sondern die Art und Weise, ihn auszudrücken", so der Kardinal. Die Diözese beabsichtigt, noch weitere Anpassungen am Text der Liturgie für die einzelnen indigenen Volksgruppen vorzunehmen. Die genauen Änderungen sind aber noch nicht ausgearbeitet und bedürfen einer Anerkennung durch das zuständige vatikanische Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965) hatte in seiner Liturgie-Konstitution die Möglichkeit der Anpassung der Liturgie "an die Eigenart und Überlieferungen der Völker" eröffnet. Die nun anerkannten Varianten sind erst die zweite kulturelle Anpassung der Liturgie. 1988 hatte der Vatikan einen Zairischen Messritus für die Kirche in der heutigen Demokratischen Republik Kongo zugelassen. Auch im Amazona-Gebiet ist eine kulturelle Anpassung des Gottesdienstes in der Diskussion.

Zweites Vatikanisches Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war die bislang letzte beschlussfassende Versammlung aller Bischöfe der katholischen Weltkirche. Rund 2.800 Konzilsväter debattierten im Petersdom darüber, wie die Kirche ihre Botschaft unter den Bedingungen der modernen Welt und von weltanschaulichem Pluralismus verkünden kann. Weitere Themen waren eine Reform von Liturgie und Priesterausbildung, die Einheit der Christen und die Aussöhnung von Kirche und Judentum.

II. Vatikanisches Konzil vom 11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 / © N.N. (KNA)
II. Vatikanisches Konzil vom 11. Oktober 1962 bis zum 8. Dezember 1965 / © N.N. ( KNA )
Quelle:
KNA