Zentralratspräsident Schuster erhält Ehrendoktorwürde

"Eine beständige Stimme für Respekt"

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, ist von der Universität seiner Heimatstadt Würzburg für sein interreligiöses Engagement ausgezeichnet worden. Ein besonderer Moment für ihn, wie er bekannte.

Autor/in:
Barbara Just
Josef Schuster (M.) mit der Ehrenpromotionsurkunde. Ihm gratulieren Matthias Remenyi (l.), Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, und Paul Pauli, Präsident der Uni Würzburg.  / © Rudi Merkl (JMU)
Josef Schuster (M.) mit der Ehrenpromotionsurkunde. Ihm gratulieren Matthias Remenyi (l.), Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, und Paul Pauli, Präsident der Uni Würzburg. / © Rudi Merkl ( JMU )

Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Würzburg hat dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Ehrendoktorwürde verliehen. Er erhielt die Auszeichnung am Dienstagabend für seinen jahrzehntelangen Einsatz für das jüdisch-christliche Gespräch und den interreligiösen Dialog zwischen Juden, Christen und Muslimen.

Barbara Schmitz, Leiterin des Lehrstuhls für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen der JMU.   / © Rudi Merkl (JMU)
Barbara Schmitz, Leiterin des Lehrstuhls für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen der JMU. / © Rudi Merkl ( JMU )

Beim Festakt in der Hochschule würdigte die Leiterin des Lehrstuhls für Altes Testament, Barbara Schmitz, eine klare und kritische Haltung Schusters. Dieser protestiere laut und unzweideutig gegen Antijudaismus und Antisemitismus, gegen Hass, Gewalt, Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit. Zudem trete er engagiert für das jüdische Leben und für ein respektvolles Miteinander der Religionen in Deutschland ein.

Judentum ist Wurzelgrund christlichen Lebens

Ausgezeichnet wurde Schuster laut Mitteilung auch für die Förderung von Institutionen, die sich der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Geschichte und Kultur des Judentums verschrieben haben. "Hierzu zählen das Museum Shalom Europa und das Johanna-Stahl-Zentrum in Würzburg sowie die Jüdische Akademie in Frankfurt und die Denkfabrik Schalom Aleikum", sagte der Dekan der Fakultät, Matthias Remenyi. Das Judentum in Geschichte und Gegenwart sei nicht eine dem Christentum gegenüberstehende, fremde Kultusgemeinschaft, sondern vielmehr der Wurzelgrund, aus dem christliches Leben und christlicher Glaube erwüchsen.

Zu Schusters Verleihung der Ehrendoktorwürde in der Neubaukirche waren u.a. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bischof Franz Jung gekommen.  / © Rudi Merkl (JMU)
Zu Schusters Verleihung der Ehrendoktorwürde in der Neubaukirche waren u.a. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Bischof Franz Jung gekommen. / © Rudi Merkl ( JMU )

Universitätspräsident Paul Pauli nannte Schuster eine herausragende Persönlichkeit, die mit einem untrüglichen Wertekompass in die Gesellschaft wirke und sie mitgestalte: "Sie haben sich in einer Welt, die zunehmend von Polarisierung geprägt ist, stets für den Dialog eingesetzt und dabei eine klare, beständige Stimme für Respekt und Toleranz vertreten." Gerade als Arzt verstehe es Schuster, dass Heilung und echtes Verständnis nur dann möglich seien, wenn man den Menschen als Ganzes betrachte - "mit all seinen Ecken und Kanten und seinen religiös-kulturellen Prägungen".

Schuster bedankte sich für die Auszeichnung. Der Erhalt der Ehrendoktorwürde an der Uni seiner Heimatstadt Würzburg sei einer der besonderen Momente seines Lebens. Nie hätte er geglaubt, dass er einmal eine solche Anerkennung bekomme, umso stärker empfinde er sie als Bestätigung und Auftrag. "Jüdischer und christlicher Glaube verbindet der Wille zur Verständigung, zur Aussöhnung und zum Miteinander. Davon braucht es heute nicht weniger, sondern mehr."

 

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )
Quelle:
KNA