Zwei orthodoxe Priester nehmen an Anti-Putin-Demo in Berlin teil

Öffentliche Antikriegshaltung

In Berlin haben am vergangenen Sonntag zwei aus Russland stammende orthodoxe Geistliche gegen den Kremlchef und den Angriffskrieg in der Ukraine demonstriert. Öffentliche Kritik führte in der Vergangenheit zu Kirchenausschlüssen.

Autor/in:
Oliver Hinz
Patriarch Kyrill mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin / © Sergei Chirikov (dpa)
Patriarch Kyrill mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin / © Sergei Chirikov ( dpa )

Zum einen war es der Düsseldorfer Priester Walerian Dunin-Barkowski von der Erzdiözese der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa; die hatte sich 2019 dem Moskauer Patriarchat unterstellt, genießt aber eine weitreichende Autonomie. Der zweite Priester ist Andrej Kordotschkin. Er stand viele Jahre einer Gemeinde der russisch-orthodoxen Kirche in Madrid vor, lebt heute in Deutschland und gehört inzwischen zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel, genauer dessen Erzdiözese von Belgien und Exarchat für die Niederlande und Luxemburg.

Dunin-Barkowski sagte der KNA, er und Kordotschkin seien persönlich von den Veranstaltern zu den Demonstration eingeladen worden. Er rechne nicht damit, dass das Moskauer Patriarchat wegen seiner Teilnahme an der Kundgebung gegen ihn vorgehe. Schließlich habe auch sein Erzbischof, Metropolit Johannes von Dubna, den russischen Krieg gegen die Ukraine klar verurteilt, ohne dafür vom Moskauer Patriarchen bestraft worden zu sein.

Auf Einladung von Kremlkritikern

Zu der Demo hatten unter anderem die Witwe des russischen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, und der Oppositionspolitiker Wladimir Kara-Mursa aufgerufen; er war im August bei einem Gefangenaustausch aus russischer Haft freigekommen. An der Demo unter dem Slogan "Nein zu Putin, nein zum Krieg!" nahmen rund 2.000 Menschen teil, offenbar aber keine weiteren orthodoxen Geistliche aus Russland. 

Dunin-Barkowski und Kordotschkin haben Russlands Angriffskrieg von Anfang an öffentlich kritisiert. Sie gründeten im Frühjahr 2022 die Initiative "Friede Allen" (Mir Wsem). Diese hilft Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche, die aufgrund ihrer öffentlichen Antikriegshaltung aus Russland vertrieben oder aus dem Klerus verbannt wurden.

Laut Dunin-Barkowski hat die Initiative bereits etwa 30 Geistliche aus Russland, Belarus, Kasachstan und Litauen sowie deren Frauen und Kinder unterstützt - insgesamt rund 100 Personen. Wer in Russland die eigene Armee, den Krieg oder Putin kritisiert, dem drohen Gefängnis und der Rauswurf aus der russisch-orthodoxen Kirche. Dunin-Barkowski lebt seit 2018 in Deutschland.

Hintergrund: Patriarch Kyrill I. rechtfertigt Krieg gegen die Ukraine

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat den Angriffskrieg gegen die Ukraine mehrfach verteidigt. Er rechtfertigte ihn etwa als "metaphysischen Kampf" im Namen "des Rechts, sich auf der Seite des Lichts zu positionieren, auf Seiten der Wahrheit Gottes, auf Seiten dessen, was uns das Licht Christi, sein Wort, sein Evangelium offenbaren".

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva (KNA)
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. / © Natalia Gileva ( KNA )
Quelle:
KNA