Caritas stellt zehn sozialpolitische Forderungen an Regierung

Veränderungskraft und Zukunftsmut

Es geht umGleichberechtigung beim Elterngeld und mehr Klimaschutz. Der Deutsche Caritasverband fordert ein klares, breit gefasstes sozialpolitisches Profil der künftigen Bundesregierung. Und warnt vor schleichender Eugenik.

Die deutsche Bundesflagge vor dem Berliner Reichstag als Symbol der Gewaltenteilung. / © reisezielinfo (shutterstock)
Die deutsche Bundesflagge vor dem Berliner Reichstag als Symbol der Gewaltenteilung. / © reisezielinfo ( shutterstock )

Pflege, Digitalisierung, Klimaschutz und Elterngeldreform: Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, hat mit einem Zehn-Punkte-Katalog sozialpolitische Erwartungen an die nächste Bundesregierung formuliert. 

Statt Zickzackkurs und besserwisserischer Profilierungen müsse die künftige Regierung Veränderungskraft, Zukunftsmut und Geschichtsbewusstsein beweisen, forderte Welskop-Deffaa in ihrem Beitrag für die Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Dezember).

Eva-Maria Welskop-Deffaa / © Gordon Welters (KNA)
Eva-Maria Welskop-Deffaa / © Gordon Welters ( KNA )

So spricht sich die Caritaspräsidentin für eine Pflege-Bürgerversicherung aus. Die junge Generation könne nicht die Kosten tragen für eine Vollkasko-Absicherung der Babyboomer-Generation, "die über Jahre hinweg nur homöopathische Beiträge in die Pflegeversicherungen gezahlt hat". Eindringlich fordert Welskop-Deffaa, Elterngeld künftig nur noch dann zu zahlen, wenn es beide Partner hälftig in Anspruch nehmen.

Sozial- und Klimapolitik als Einheit

"Eine moderne Familie braucht ein selbstverständliches, partnerschaftliches Miteinander der Eltern. Dieses Miteinander ist im Lebensverlauf immer wieder gefordert, wenn Entscheidungen anstehen." Bisher kann auch nur ein Elternteil alleine, in aller Regel die Mutter, bis zu zwölf Monate lang Elterngeld erhalten.

Als Versäumnis bisheriger Sozialpolitik kritisiert die Caritaspräsidentin eine zu langsame Digitalisierung. Neu in den Mittelpunkt stellen müsse eine neue Regierung zudem den Zusammenhang zwischen Sozial- und Klimapolitik.

Debatten über Beihilfen zur Selbsttötung

"Von den Klimafolgen sind die einkommensärmeren Teile der Bevölkerung zuerst betroffen, teure Klimaanpassung hingegen kommt ihnen meist zuletzt zugute und verschlingt Ressourcen, die für soziale Dienste fehlen", so ihre Feststellung. Schließlich ruft Welskop-Deffaa zum Widerstand gegen eine "schleichende Eugenik" in Deutschland auf.

Diese sieht die Caritaspräsidentin in den aktuellen Debatten über Beihilfen zur Selbsttötung und bei der Anwendung vonPränataldiagnostik. "Eine Unterscheidung zwischen wertvollem und unwertem Leben würde die Wurzeln der Sozialpolitik zerstören, der sich wechselnde Regierungen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg verpflichtet wussten."

Caritas Deutschland

Der Deutsche Caritasverband (DCV) ist der größte Wohlfahrtsverband Europas. Die Dachorganisation katholischer Sozialeinrichtungen setzt sich für Menschen in Not ein. Mit rund 690.000 hauptamtlichen Mitarbeitern - 80 Prozent sind Frauen - ist die Caritas zudem der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Der Begriff "caritas" stammt aus dem Lateinischen und bedeutet Nächstenliebe. Sitz des 1897 gegründeten Verbands ist Freiburg. Wichtige Bedeutung haben die Büros in Berlin und Brüssel.

Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus (KNA)
Hinweisschild der Caritas / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA