Eifeler Pfarrer gewährt Einblick in "Tatort"-Dreh in Mariawald

Kloster, Krimi und Komparsen

Ein Pastor stirbt bei einem Brand und in seinem Nachlass tauchen Kinderpornos auf. So startet der "Tatort: Schweigen", der am ersten Advent läuft. Gedreht wurde im ehemaligen Trappistenkloster Mariawald bei Pfarrer Rose in der Eifel.

Die Abtei Mariawald in der nördlichen Eifel wurde für den Tatort "Schweigen" als Drehkulisse verwendet. / © NDR/Kai Schulz
Die Abtei Mariawald in der nördlichen Eifel wurde für den Tatort "Schweigen" als Drehkulisse verwendet. / © NDR/Kai Schulz

DOMRADIO.DE: Seitdem die letzten Trappisten-Mönche 2018 die Abtei verlassen haben, steht das Kloster eigentlich leer. Einige Wochen lang haben jetzt aber Schauspieler, Komparsen und das Team von einem "Tatort"-Set die alten Mauern mit Leben gefüllt. Wie war das? 

Andreas Rose, geistlicher Leiter des ehemaligen Trappistenklosters Mariawald, öffnet die Tür zur Kirche / © Oliver Berg (dpa)
Andreas Rose, geistlicher Leiter des ehemaligen Trappistenklosters Mariawald, öffnet die Tür zur Kirche / © Oliver Berg ( dpa )

Andreas Rose (Geistlicher Leiter in Mariawald): Das war eine unheimlich spannende Sache. Die wenigsten haben so etwas mal live erlebt. Sechs Wochen lang waren rund 20 Schauspieler hier, rund 40 Leute aus der Crew und rund 60 Komparsen. In Spitzen-Drehzeiten waren 100 Leute am Set, auch nachts.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn in diesem Trappisten-Kloster aus?

Rose: Wir befinden uns am Nordrand der Eifel, mitten im Wald. Das Gebiet gehört heute zu einem Nationalpark. Das Kloster wurde im 15. Jahrhundert gebaut, ganz klassisch. Es hat einen Innenhof, ein Atrium, drumherum den Kreuzgang mit einem schönen Gewölbe. Da sind dann auch die Gemeinschaftsräume der Mönche und natürlich die Kirche, die zum Kloster gehört, in spätgotischer Form. 

Wer nicht aus dem kirchlichen Kontext kommt, kann sich das so vielleicht etwas besser vorstellen: Es sieht ähnlich aus wie in den Harry Potter Filmen, zumindest sagen das immer die Touristen. 

DOMRADIO.DE: Sie waren auch Komparse beim Dreh. In welche Rollen sind Sie geschlüpft? 

Rose: Das werde ich jetzt noch nicht verraten. Ich bin gespannt, wer mich entdeckt, wenn er dann den "Tatort" guckt. Ich habe mehrere kleine Komparsenrollen übernommen, einfach, um dabei zu sein. Da konnte ich den ganzen Dreh immer gut begleiten, gerade auch im kirchlichen Bereich. Da habe ich auch ganz überraschend eine kleine Sprechrolle zusammen mit Florian Lucas bekommen. Ich bin gespannt, ob die Szene gesendet wird.

Blick auf das ehemalige Trappistenkloster Mariawald am Rande des Nationalparks Eifel / © Oliver Berg (dpa)
Blick auf das ehemalige Trappistenkloster Mariawald am Rande des Nationalparks Eifel / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Vor allem waren sie Berater für das ganze Team, in allen Fragen rund um Kirche und Kloster. 

Rose: Ich wohne hier vor Ort, da konnte ich bei ganz praktischen Fragen natürlich weiterhelfen. Wo ist der Schlüssel für Raum XY? Wie kann ich irgendwas machen? Und im kirchlichen Bereich konnte ich bei inhaltlichen Fragen gut weiterhelfen. Wie läuft eine Liturgie ab? Was trägt ein Bischof, ein Pastor oder was macht ein Generalvikar?

DOMRADIO.DE: Und es gab bestimmt auch lustige Szenen, oder? 

Rose: In der Kirche wurde eine sehr lange Szene gedreht, in der auch das Vaterunser vorkam. Ich hatte die Aufgabe, mit den Komparsen das Vaterunser zu proben. Das ging auch wunderbar, die Komparsen haben das sehr gut hingekriegt. Nur leider hat der Schauspieler gepatzt. Der hatte sich nicht gut vorbereitet und hat immer wieder Fehler in das Vaterunser eingebaut. 

DOMRADIO.DE: Der "Tatort" hat mit Kindesmissbrauch durch Kleriker ein für die katholische Kirche ziemlich unrühmliches Thema. Warum waren Sie trotz Kritik dafür, die Klosterräume für den Dreh zu öffnen?

Rose: Es gab gute Gründe, das hier zu erlauben und mitzumachen und mitzugestalten. So hatten wir zum Beispiel Gestaltungsmöglichkeiten im Dreh, was ja sonst nicht der Fall gewesen wäre. Ich kann mir vorstellen, dass es einige gibt, die es nicht verstehen können, dass man als Kirche dabei mitspielt. Die sind der Meinung, dass man dieses Thema von der Kirche fernhalten müsste. 

Denen gebe ich aber zu bedenken, dass dieses Thema nun mal seit Jahren virulent ist. Von daher können wir uns nicht wegducken und so tun, als würde uns das als Kirche nicht interessieren. 

Außerdem sind hier auch alle Beteiligten, bis hin zum Bistum gefragt worden. Alle haben zugestimmt, dass dieser Drehort genutzt werden darf. Es war toll für mich, als Berater vor Ort zu sein. Ich konnte natürlich mit allen Beteiligten, mit den Schauspielern und dem Regisseur Lars Kraume über das Thema sprechen. Wir haben uns super darüber ausgetauscht. 

Es war ein Geben und Nehmen und wir haben alle viel gelernt während des Drehs. Das wäre nicht passiert, wenn es diesen Dreh nicht hier im Kloster gegeben hätte.

Andreas Rose

"Da war es wichtig auch mal deutlich aufzuklären."

DOMRADIO.DE: Was für Fragen sind aufgekommen? 

Rose: Viele, die mit Kirche nichts zu tun haben, kamen noch mit typischen Stammtischparolen, nach dem Motto: "In der Kirche sind nur Pädophile". Da war es wichtig, auch mal deutlich aufzuklären, dass es in der Kirche nur einige betrifft und dass die Kirche seit Jahren auch sehr viel dafür tut, das Ganze in der Öffentlichkeit aufzuarbeiten und darzustellen.

Es war einerseits wichtig, das gemeinsam zu bedenken und andererseits war es für mich wichtig, die Fragen und Anregungen des Teams und der Schauspieler aufzunehmen.

Mönchskutten im ehemaligen Trappistenkloster Mariawald / © Oliver Berg (dpa)
Mönchskutten im ehemaligen Trappistenkloster Mariawald / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sie haben das Endergebnis noch gar nicht gesehen. Aber glauben Sie, dass es einen realistischen Blick auf die Kirche und das Klosterleben geben wird?

Rose: Ich glaube schon. Ich war sehr überrascht, mit welcher Detailtreue ein solcher "Tatort" gedreht wird. Man achtet sehr darauf, dass alles gut und realistisch dargestellt ist, nicht nur bei der Garderobe, auch beim Thema. Da war es wirklich toll, dass Lars Kraume die Regie übernommen hatte. Er war sehr interessiert an diesem "Tatort", am Dreh, so, dass wir uns gut austauschen konnten. Ich bin ziemlich sicher, dass er das gut hinbekommen hat.

DOMRADIO.DE: Für den dritten Advent haben Sie einen Requisitenbasar angesetzt. Wie kam es dazu und wie können wir uns das vorstellen? 

Rose: Die Räume hier im Kloster sind von den Mönchen sehr karg ausgestattet worden. Es waren Zisterzienser und Trappistenmönche hier, die keinen Luxus hatten und alles schlicht und einfach haben wollten. Der "Tatort" hat manche Räume mit Requisiten umgestaltet. Viele dieser Requisiten wurden nur für diesen Dreh gebraucht und man hat sie mir dann geschenkt, um sie für das Kloster zu nutzen. 

Ich habe mich aber mit dem Team so abgestimmt, dass wir, wenn wir die Requisiten verkaufen, den Erlös für einen guten Zweck im Sinne des "Tatorts" spenden. Der Erlös aus dem Requisitenbasar am dritten Advent geht an den Verein "basta!" in Düren, der sich hier in der Region für Prävention und Kinderprojekte einsetzt.

DOMRADIO.DE: Wo und mit wem schauen Sie denn den "Tatort"?

Rose: Es gab tatsächlich viele Anfragen und mehrere Möglichkeiten. Letztendlich haben wir uns entschieden, ihn im Kloster Steinfeld zu schauen. Das ist 20 Kilometer entfernt. Drei Tage wurde dort auch gedreht. 

Kloster Steinfeld ist äußerlich ein sehr luxuriöses Kloster. Deshalb wurden dort im "Tatort" der Bischof und das Generalvikariat angesiedelt. Dort sind noch Salvatorianerinnen und Salvatorianer. Mit denen habe ich guten Kontakt und wir werden den "Tatort" gemeinsam schauen.

Das Interview führte Hilde Regeniter.

Zisterzienser und Trappisten

Die Zisterzienser gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Benannt ist der benediktinische Reformorden nach dem 1098 gegründeten Kloster Citeaux bei Dijon. Die hierarchisch-feudale Gliederung unter ein Mutterkloster wie Cluny lehnten die Zisterzienser ab; jedes Kloster ist völlig selbstständig.

Die Betonung von Handarbeit, Bodenkultur, Rodung und Landwirtschaft gaben dem Orden nicht zuletzt eine große Bedeutung bei der deutschen Ostsiedlung. Ortsbezeichnungen wie "-roda" oder "-rod" (Volkenroda, Himmerod) deuten oft auf Zisterzienser-Gründungen hin.

Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / ©  Katharina Ebel (KNA)
Zisterzienser-Mönche: Die Trappisten sind aus ihnen hervorgegangen / © Katharina Ebel ( KNA )
Quelle:
DR