Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, sieht in den Christen im Nahen Osten einen wesentlichen Faktor für Frieden in der Region.
Diese machten zwar nur 1,5 Prozent der Bevölkerung im Heiligen Land aus, "aber weil wir so klein und unbedeutend sind, haben wir die Möglichkeit, alle Menschen zu erreichen", sagte Pizzaballa dem Hilfswerk "Kirche in Not", wie dieses am Donnerstag in München mitteilte. "Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, die Menschen wieder zusammenzuführen", ergänzte der Kardinal.
Es sei gerade am Anfang des Krieges schwer gewesen, die christliche Gemeinschaft zusammenzuhalten, fügte Pizzaballa an. Diese bestehe mehrheitlich aus arabischsprachigen Christen, aber auch aus einer kleinen hebräischen Gemeinde und christlichen Migranten. "Während in diesem Krieg alle darum kämpfen, zu spalten, kämpfen wir darum, geeint zu bleiben", so der Patriarch.
Der Krieg habe auch die Christen im Heiligen Land schwer getroffen, führte der Kardinal aus. So sei fast allen Christen aus dem Westjordanland, die in Israel arbeiteten, die Arbeitserlaubnis entzogen worden. Da Pilger ausblieben, seien auch viele Arbeitsplätze im Tourismussektor weggefallen.
Kardinal erwartet Kompromiss für Gaza
Pizzaballa fügte hinzu, er erwarte vor dem Hintergrund der Waffenruhe im Libanon auch ein baldiges Ende der Kämpfe im Gazastreifen. "Der Höhepunkt des Krieges liegt hinter uns. Ich habe den Eindruck, dass es in den kommenden Wochen oder Monaten einen Kompromiss geben wird." Allerdings seien im Heiligen Land Hassrede, Misstrauen und abwertende Sprache allgegenwärtig. "Wenn der Krieg in Gaza vorbei ist, können wir die Infrastruktur wiederaufbauen, aber wie können wir die Beziehungen wiederherstellen?"
Trotz aller Gewalt und Schwierigkeiten sehe er für das Heilige Land noch Hoffnung, sagte der Patriarch. Diese Hoffnung sei jedoch nicht mit einer politischen Lösung zu verwechseln. "Es gibt leider keine kurzfristige Lösung. Ich würde mich gern irren, aber ich fürchte, das ist nicht der Fall."