Papst besucht die französische Mittelmeerinsel Korsika

Plädoyer für Volksfrömmigkeit

Franziskus hat bei seinem Korsika-Besuch vor einem falschen Kontrast von christlicher und weltlicher Kultur gewarnt. Vielmehr könnten zwischen beiden Horizonten Christen gelassen ihren Glauben leben, ohne ihn anderen aufzudrängen.

Frankreich, Ajaccio: Papst Franziskus zündet eine Kerze an, während er vor der Statue der Jungfrau Maria in Ajaccio betet, anlässlich seines eintägigen Besuchs auf der französischen Insel Korsika. / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Frankreich, Ajaccio: Papst Franziskus zündet eine Kerze an, während er vor der Statue der Jungfrau Maria in Ajaccio betet, anlässlich seines eintägigen Besuchs auf der französischen Insel Korsika. / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Umgekehrt könnten religiös distanzierte Menschen nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Solidarität suchen, sagte er zu Beginn seines eintägigen Korsika-Besuchs am Sonntag in Korsikas Hauptstadt Ajaccio.

Anlass der ersten Reise eines Papstes auf der französischen Mittelmeerinsel ist ein zweitägiger Kongress über Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum. Das Thema ist dem Papst aus Argentinien ein wichtiges

Anliegen: Religiöse Riten, Bräuche und Traditionen verankerten den christlichen Glauben in der jeweiligen Kultur einer Region, betonte Franziskus. Lebendige Volksfrömmigkeit schaffe es, Gemeinschaft zu stiften, was wiederum der Gesellschaft als Ganzes zugute komme.

Frankreich, Ajaccio: Papst Franziskus wird von Kardinal Francois-Xavier Bustillo während der Abschlusssitzung des Kongresses "La Religiosité Populaire en Méditerranée" anlässlich seines eintägigen Besuchs auf der französischen Insel Korsika begrüßt. / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Frankreich, Ajaccio: Papst Franziskus wird von Kardinal Francois-Xavier Bustillo während der Abschlusssitzung des Kongresses "La Religiosité Populaire en Méditerranée" anlässlich seines eintägigen Besuchs auf der französischen Insel Korsika begrüßt. / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Über Jahrhunderte habe Volksfrömmigkeit zudem soziale Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen belebt und so eine "konstruktive Bürgerschaft von Christen genährt". Gleichzeitig, so der Papst, könne Volksfrömmigkeit religiös distanzierte Menschen anziehen, die darin "eigene Wurzeln und Neigungen sowie Ideale und Werte erleben".

Treffen mit Macron geplant

Allerdings warnte Franziskus davor, "Volksfrömmigkeit auf äußerliche oder folkloristische Aspekte zu beschränken" und sie mit Schicksalsgläubigkeit und Aberglaube zu vermischen. Ebenso wenig dürfe solche Frömmigkeit von Gruppierungen ausgrenzend und polemisch instrumentalisiert werden.

Frankreich, Ajaccio: Gläubige zeigen ein Transparent mit der Aufschrift: "Willkommen Papst Franziskus in deinem Haus" während des eintägigen Besuchs des Papstes. / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Frankreich, Ajaccio: Gläubige zeigen ein Transparent mit der Aufschrift: "Willkommen Papst Franziskus in deinem Haus" während des eintägigen Besuchs des Papstes. / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Mit einem dynamischen Konzept von Säkularität könnten Staat, Gesellschaft und Religion "sich an unterschiedliche oder unvorhergesehene Situationen anpassen". Dabei könnten zivile und kirchliche Instanzen zum Wohle aller zusammenarbeiten, dabei gleichzeitig im Rahmen eigener Zuständigkeiten bleiben, so das Kirchenoberhaupt mit Blick auf die in Frankreich streng beachtete "Laizität", die Trennung von Staat und Kirche. "In diesem Sinn schließen sich Laizität und Volksfrömmigkeit nicht aus."

Franziskus war am Morgen in Ajaccio gelandet. Nach einem Treffen mit Kirchenvertretern mittags in der Kathedrale von Ajaccio feiert er nachmittags einen Gottesdienst auf der Place d'Austerlitz. Vor dem Rückflug gegen 18.00 Uhr nach Rom ist ein kurzes Gespräch mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorgesehen.

Kirche in Frankreich

Die katholische Kirche in Frankreich zählt zu den traditionsreichsten und geistesgeschichtlich wichtigsten in Europa. Marksteine ihrer reichen Geschichte sind etwa für das christliche Mittelalter die Taufe von Frankenkönig Chlodwig, die Reichskirche Karls des Großen ("Charlemagne"), die großen Ordensbewegungen und das "Zeitalter der Kathedralen"; weiter die Religionskriege des 16./17. Jahrhunderts, die nationalkirchliche Strömung des "Gallikanismus", die Aufklärung und die Französische Revolution. Zu Frankreichs Kulturerbe gehören ungezählte Klöster und Kathedralen von Weltrang.

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)
Quelle:
KNA