Es habe eine friedliche Koexistenz gegeben. Das sagte Gerald Mamman Musa dem Hilfswerk "Kirche in Not", wie dieses am Montag in München mitteilte. "Dann kamen islamistische Sekten ins Land. Sie sagten, der Islam sei zu schwach und sie würden ihn reformieren. Daraufhin wurde unser Zusammenleben schwieriger. Aber das liegt nicht an den Muslimen, sondern am politischen oder extremistischen Islam."
Politisierung des Islam
Diese Sekten nähmen zu, ergänzte der Bischof. "Manche werden aus dem Ausland finanziert. Daneben erleben wir auch eine Politisierung des Islam. Und genau darin liegt das Problem. In Katsina und anderen Bundesstaaten Nigerias wurde die Scharia eingeführt, das islamische Gesetz. Das haben Politiker gefördert, die populär sein wollten."
Nach der Scharia-Einführung habe sich das Zusammenleben verändert, fügte Musa hinzu. "Einige Muslime begannen, uns zu beschimpfen und als Ungläubige zu bezeichnen. Wir sehen, dass dem politischen Islam wichtige Dinge fehlen. Wir erlebten keine Gerechtigkeit. Die Politiker blieben so korrupt wie eh und je, aber dem einfachen Mann auf der Straße wurde wegen eines Diebstahls die Hand abgehackt."
Diskriminierung und Brandstiftung
Weiter erzählte der Bischof: "Es gibt eine systematische Diskriminierung von Christen - in Bezug auf Arbeitsplätze, Chancen, Ressourcen. Wir Christen erleben auch immer wieder Gewalt. Ein Beispiel: Eine Kirche in meinem Bistum wurde dreimal niedergebrannt. Immer, wenn es ein Problem oder eine Meinungsverschiedenheit gibt, kommen Extremisten in diese Kirche und zünden sie an."
Gefragt nach der Reaktion der Christen auf diese Attacken antwortete der Kirchenmann: "Wir suchen immer den Dialog mit allen Menschen. Denn wir sind Anhänger von Jesus, dem Friedensfürsten. Wenn wir ihm treu bleiben wollen, müssen wir Frieden bewahren statt Vergeltung zu üben."
Musas Worten zufolge wäre es jedoch zu bequem und emotional, jeden Konflikt als religiös zu betrachten. "Es gibt immer mehrere Dimensionen. Es gibt wirtschaftliche Aspekte, zum Beispiel die Wasserknappheit. Die Nomaden finden dadurch keine Wasserplätze für ihre Herden. Es gibt auch ethnische und historische Aspekte."