Nigerianische Behörde warnt vor "Wunderwasser" aus Kirche

Keine Wirkung nachgewiesen

Ein "Wunderwasser" der nigerianischen Kirche "Christ Mercyland Deliverance Ministry" soll unfruchtbaren Frauen helfen und Aids heilen. Jetzt wird offiziell vor dem dubiosen Mittel gewarnt. Doch die Kirche will davon nichts wissen.

Wunderwasser (Symbolfoto) / © Merkushev Vasiliy (shutterstock)
Wunderwasser (Symbolfoto) / © Merkushev Vasiliy ( shutterstock )

Die nigerianische Arzneimittelbehörde warnt vor einem "Wunderwasser" und weiteren "Wunderprodukten" mit religiösem Hintergrund. Vertrieben werden diese von der evangelikalen Kirche des Fernsehpredigers Jeremiah Fufeyin, wie der britische Sender BBC am Dienstag berichtete.

Nach Behördenangaben wird den Produkten mit Bezeichnungen wie "Wunderwasser" und "Wasser vom Jordan" heilende Wirkung zugeschrieben, etwa bei Unfruchtbarkeit, Aids und sogar Querschnittslähmung. Doch dafür gebe es weder Belege noch eine erforderliche Zulassung.

Die Kirche "Christ Mercyland Deliverance Ministry" weist die offizielle Warnung zurück und verteidigt die angebliche spirituelle Wirkung ihrer Produkte. Zudem sei der Vertrieb durch die Religionsfreiheit gedeckt.

Wegen der stark ausgeprägten Religiosität in Nigeria ist die Nachfrage nach entsprechenden Mitteln hoch. Krankenhäuser sind häufig nicht erreichbar, Behandlungen nicht finanzierbar. 

Gute Einnahmequelle

Hinzu kommt, dass in dem afrikanischen Land keine Kirchensteuer erhoben wird. Die Glaubensgruppen sind auf Spenden angewiesen. Vor allem evangelikale Kirchen bieten zusätzlich Bücher, CDs, Armbänder, Aufkleber sowie Kugelschreiber an, mitunter auch "geweihtes Wasser" oder besondere Öle.

Verlässliche Zahlen zum Vermögen von Kirchen und Predigern gibt es nicht. Medienberichten zufolge soll aber beispielsweise Johnson Suleiman, Gründer der Kirche "Omega Fire Ministries International", über mehrere Privatjets verfügen. Die "Redeemed Christian Church of God", eine in den 1950er Jahren gegründete Pfingstkirche, ließ nahe der Hafenmetropole Lagos eine Kleinstadt samt Universität und Restaurants errichten.

Warnungen von Behörden unüblich

Dass Behörden vor derlei Aktivitäten warnen, ist eher unüblich. Die Pastoren gelten als politisch einflussreich. Dennoch sind mehrere Glaubensgemeinschaften in den vergangenen Jahren in die Kritik geraten. So stürzten 2014 Teile des Gebäudes der "Synagogue Church Of All Nations" ein; mindestens 116 Menschen starben.

Christen in Nigeria

Der Anteil der Christen in Nigeria wird mit 40, teils mit über 48 Prozent angegeben. Fest steht: Die christliche Gemeinschaft nahm in den vergangenen fünf Jahrzehnten stark zu und ist die größte auf dem afrikanischen Kontinent. Katholiken machen laut vatikanischen Zahlen gut 15 Prozent aus; sie sind in 50 (Erz-)Bistümern und zwei Apostolischen Vikariaten organisiert. Andere starke Gruppen bilden die protestantischen Kirchen und die anglikanische Kirche.

Gottesdienst in Nigeria / © Katrin Gänsler (KNA)
Gottesdienst in Nigeria / © Katrin Gänsler ( KNA )
Quelle:
KNA