Kardinal Rai fordert Einbezug der Christen bei Wiederaufbau in Syrien

"Syrien ist die Wiege des Christentums"

Bei den aktuellen Kriegen und Unruhen im Nahen Osten sitzen Christen oft zwischen allen Stühlen. Doch sie sollten und könnten eine wichtige Rolle bei Versöhnung und Wiederaufbau spielen, betont der maronitische Patriarch Bechara Rai.

Blick von der maronitischen Kathedrale von Aleppo (Syrien) am 17. Dezember 2018 auf Ruinen zerbombter Häuser der Stadt / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Blick von der maronitischen Kathedrale von Aleppo (Syrien) am 17. Dezember 2018 auf Ruinen zerbombter Häuser der Stadt / © Jean-Matthieu Gautier ( KNA )

Der maronitische Patriarch Bechara Rai hat dazu aufgerufen, Syrien nicht ohne die Christen wiederaufzubauen. "Christen sind ein integraler und wesentlicher Teil der syrischen Gesellschaft", sagte das Oberhaupt der größten christlichen Gemeinschaft im Libanon am Sonntag bei einem Gottesdienst im libanesischen Bkerke. Das Christentum sei seit seinen Anfängen tief verwurzelt in Syrien.

Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Bechara Boutros Rai, Maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Ein Treffen der Bischöfe und Priester von Aleppo und Damaskus mit den neuen Machthabern in Syrien sei in dieser Woche "beruhigend" verlaufen, berichtete der Kardinal. Die Kirchenvertreter hätten ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Beteiligung an der Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten zum Wohle aller Syrer und insbesondere der Christen bekundet.

"Syrien ist die Wiege des Christentums, das seit seinen Anfängen tief verwurzelt ist", fügte Rai hinzu. Die Christen hätten dort dazu beigetragen, "das Zusammenleben, die Gerechtigkeit, den Frieden, die Freiheit und die Menschenrechte zu schützen". Heute sei es notwendig, alle syrischen Parteien zur Zusammenarbeit beim Wiederaufbau des Landes zu bewegen, und "Syrien auf den Grundlagen von Staatsbürgerschaft und Gleichheit ohne religiöse, konfessionelle oder ethnische Unterschiede oder kulturelle Unterschiede aufzubauen". Daran müssten sich auch die Christen beteiligen.

Appell: Neuen Präsidenten im Libanon wählen

Gleichzeitig appellierte Rai an seine Landsleute, die Gunst des Waffenstillstands zwischen der Hisbollah und Israel zu nutzen und am 9. Januar endlich einen neuen Staatspräsidenten zu wählen.

Das Amt des Staatsoberhaupts im Libanon, das laut Verfassung zu den maronitischen Christen gehören muss, ist seit Herbst 2022 vakant. Die aktuelle Regierung unter Ministerpräsident Najib Mikati ist daher nur geschäftsführend im Amt und kann die Amtsgeschäfte nur provisorisch wahrnehmen.

"Wir beten für einen gerechten und dauerhaften Frieden in Syrien. Und wir beten dafür, dass der Waffenstillstand zwischen Israel und dem Libanon zu einem echten und dauerhaften Friedensabkommen wird", ergänzte der Patriarch, der im Libanon auch starken gesellschaftlichen und politischen Einfluss besitzt.

Libanon

Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit etwa 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Die Muslime - Sunniten und Schiiten - machen inzwischen wohl mehr als 60 Prozent aus. Offiziell anerkannt sind 18 Religionsgemeinschaften, darunter die Minderheiten der Drusen und Alaviten.

Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva (shutterstock)
Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )
Quelle:
KNA