Papst verurteilt Vorfall an Grenze zu Gaza

Jerusalemer Kardinal an Einreise gehindert

Erst am Freitag sprach der Papst in einem Interview von "Guerilla"-Methoden im Gaza-Krieg. Nun erwähnte er bei einer Weihnachtsansprache an seine engsten Mitarbeiter einen weiteren Vorfall aus dem Gazastreifen. Es betrifft

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 Israelische Soldaten auf der palästinensischen Seite eines Grenzübergangs  / © Ohad Zwigenberg (dpa)
Israelische Soldaten auf der palästinensischen Seite eines Grenzübergangs / © Ohad Zwigenberg ( dpa )

Papst Franziskus hat den israelischen Behörden vorgeworfen, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, das Oberhaupt der römisch-katholischen Christen im Heiligen Land, an der Einreise nach Gaza gehindert zu haben. "Gestern ließen sie den Patriarchen nicht in den Gazastreifen einreisen, wie sie es ihm versprochen hatten", sagte er am Samstag im Vatikan. 

Papst Franziskus spricht in der Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption auf der Insel Korsika während seines eintägigen Besuches. / © Alessandra Tarantino/AP (dpa)
Papst Franziskus spricht in der Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption auf der Insel Korsika während seines eintägigen Besuches. / © Alessandra Tarantino/AP ( dpa )

Ebenso seien am Freitag Kinder bombardiert worden. "Das ist Grausamkeit, das ist kein Krieg", so Franziskus bei der Weihnachtsansprache an die Mitarbeiter der römischen Kurie.

Nach Informationen von Beobachtern wollte Pizzaballa den Katholiken im Gazastreifen anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfests einen Besuch abstatten. Die israelische Armee lasse wegen der Kampfhandlungen derzeit jedoch keine Personen in das Gebiet.

"Kriminelle Handlungen" im Gaza-Krieg

Der Papst hatte bereits in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit Blick auf den Gaza-Krieg von "kriminellen Handlungen" gesprochen. Dort würden Mittel gebraucht, die nicht dem Kriegsrecht, sondern eher einem "Guerillakrieg" entsprächen, sagte er in einem Interview des argentinischen kirchlichen Senders "Canal Orbe 21", über das auch das offizielle Portal "Vatican News" in mehreren Sprachen ausführlich berichtete.

Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, während eines Gottesdienstes in der Konkathedrale des Lateinischen Patriarchats in der Altstadt von Jerusalem / © Debbie Hill/OSV News (KNA)
Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, während eines Gottesdienstes in der Konkathedrale des Lateinischen Patriarchats in der Altstadt von Jerusalem / © Debbie Hill/OSV News ( KNA )

"Wenn du einer Mutter begegnest mit ihren zwei Kindern, die über die Straße geht, um von zu Hause etwas zu holen und dann in die Pfarrei zurückzukehren, wo sie lebt, und du sie dann mit Maschinengewehren erschießt, ohne Grund, dann ist das nicht Krieg nach den normalen Regeln eines Krieges. Es ist furchtbar", sagte er in Anspielung auf einen Vorfall Mitte Dezember 2023 auf dem Gelände der katholischen Pfarrei "Heilige Familie" in Gaza, wo laut Berichten israelische Soldaten zwei Frauen getötet und sieben weitere Menschen verletzt hatten.

Papst telefoniert täglich mit Pfarrei in Gaza

Franziskus telefoniert nach eigenen Worten täglich mit der katholischen Pfarrei "Heilige Familie" in Gaza, um sich über die Lage vor Ort zu informieren. Pizzaballa (59) ist als Lateinischer Patriarch von Jerusalem Oberhaupt der römisch-katholischen Christen in Israel, im Palästinensischen Autonomiegebiet, in Jordanien und auf Zypern. 

Der aus Norditalien stammende Geistliche war am 30. September 2023, wenige Tage vor Ausbruch des Gaza-Kriegs, von Papst Franziskus ins Kardinalskollegium aufgenommen worden. Er war vor wenigen Tagen nach Zypern gereist, um dort eine neue christliche Bildungsinitiative zu eröffnen.

Christen im Heiligen Land

Die Christen sind im Heiligen Land eine kleine Minderheit. Genaue Zahlen sind schwer zu benennen, auch angesichts des Wegzugs vieler Christen in den vergangenen Jahren. In Israel sind es rund zwei Prozent von rund 8,7 Millionen Bürgern; viele von ihnen sind Araber.

Ordensschwestern in Jerusalem / © Andrea Krogmann (KNA)
Ordensschwestern in Jerusalem / © Andrea Krogmann ( KNA )
Quelle:
KNA