DOMRADIO.DE: Sie feiern auf ihren Stationen rund um die Welt Weihnachten mit den Seeleuten, die eben nicht zu Hause sein können. Das Heimweh ist in diesen Tagen sicher ganz besonders groß. Wie helfen Sie denn konkret?
Pastor Matthias Ristau (Generalsekretär der Deutschen Seemannsmission): Jeder, der mal an Weihnachten nicht zu Hause war, weiß, dass man sich da besonders nach zu Hause sehnt. Wir versuchen diese Zeit möglichst schön zu gestalten, dass wir Geschenke verteilen und den Seeleuten sagen, dass jemand an sie denkt.
Und auch, dass wir auf die Schiffe raufgehen, die Geschenke dorthin bringen und vor allem auch Zeit mitbringen für Gespräche. Denn gerade in dieser Zeit brauchen die Seeleute auch jemanden, der zuhört.
DOMRADIO.DE: Weihnachtsgeschenke für Seeleute. Das hat schon eine lange Tradition. Wie lange ist die Seemannsmission schon aktiv?
Ristau: Die Seemannsmission gibt es seit über 140 Jahren und es kann keiner genau sagen, wann das los ging.
Die Geschenke gab es eigentlich von Anfang an, da hört man schon ganz uralte Geschichten. Alte Seeleute erzählen manchmal noch, dass sie die Geschenke, die sie vor Jahrzehnten bekommen haben, immer noch aufbewahren.
DOMRADIO.DE: Was sind das für Geschenke?
Ristau: Ganz unterschiedliche Sachen, weil wir ja an vielen Orten sind. In Stade backen Kitakinder Kekse. In Panama gibt es ein Bastelset für Weihnachtsschmuck mit einer kleinen Krippe aus Panama.
Und so geht das um die Welt weiter. Und natürlich sind auch ein paar nützliche Sachen für die Seeleute dabei. Wichtig ist die Geste, dass jemand an die Seeleute gedacht hat.
DOMRADIO.DE: Wie kann denn fern von zu Hause überhaupt Weihnachtsfeeling entstehen?
Ristau: An Bord wird geschmückt. Oft ist der Koch dafür zuständig. Viele andere aus der Besatzung helfen.
Auch dafür bringen wir ein bisschen Weihnachtsschmuck mit an unseren Geschenken und wir laden in den Häfen, wo es geht, auch zu Weihnachtsfeiern ein, zum Beispiel in Douala in Kamerun oder in Antwerpen oder auch im Hamburger Hafen und vielen anderen Häfen, wo es halt geht. Dass die Seeleute auch von Bord kommen können.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit Gottesdiensten an den Feiertagen aus? Gibt es da auch Möglichkeiten für die Seeleute?
Ristau: Ja, das gibt es durchaus. Im Seemannsclub Duckdalben im Hamburger Hafen gibt es einen, in Antwerpen im Hafen, in Douala in Kamerun auch, oft dann noch verbunden mit einer Feier, wo es auch was Leckeres zu essen gibt und wo man einfach mal von Bord runter kann und einfach mit anderen ein bisschen etwas mitbekommt von dem, was dieses Fest besonders macht.
Auch wenn dabei so manche Träne fließt beim Gedanken an zu Hause. Aber dann wird auch manchmal gleich ein Live-Video nach Hause geschickt.
DOMRADIO.DE: In den Häfen und auf den Schiffen treffen unterschiedliche Religionen aufeinander. Ist das zu Weihnachten ein Problem?
Ristau: Also normalerweise nicht. Also erst mal wird Weihnachten ja inzwischen fast in der ganzen Welt gefeiert. Das haben wir auch mit einem Online-Adventskalender gezeigt, dass überall, selbst da wo man es gar nicht denkt, Weihnachten gefeiert wird. Und das andere ist, wenn es verschiedene Feste gibt, wenn's gut läuft, werden die an Bord einfach alle zusammen gefeiert.
DOMRADIO.DE: Sie tun wirklich sehr viel. Gerade jetzt an den Tagen für die Seeleute. Welches Feedback bekommen Sie denn von den Menschen?
Ristau: Ach, gerade um diese Zeit ist da so manches Lächeln und natürlich auch Tränen in den Augen. Aber die zeigt, dass es eine Rührung, dass sich jemand freut. Und das ist gerade in dieser Zeit so wichtig.
Die Seeleute bringen ja eigentlich die ganzen Weihnachtsgeschenke und die Deko selbst mit. Nur alle paar Jahre sind sie an Weihnachten zu Hause und haben deshalb den Weihnachtsschmuck immer bei sich.
Das Interview führte Carsten Döpp.