Noch keine klare Linie zwischen evangelischer Kirche und dem BSW

"Für Bewertung noch zu früh"

Überall in Deutschland stellen die Parteien ihre Landeslisten für den Bundestag auf. Das Bündnis Sahra Wagenknecht nominierte in Mecklenburg-Vorpommern zwei evangelische Christen ganz vorn. Wie positioniert sich die Kirche?

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Sahra Wagenknecht, Bundesvorsitzende vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), spricht im Bundestag. / © Hannes P Albert (dpa)
Sahra Wagenknecht, Bundesvorsitzende vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), spricht im Bundestag. / © Hannes P Albert ( dpa )

Auf Platz eins der Landesliste: Justizstaatssekretär Friedrich Straetmanns, ein Mann, der seit 2021 ehrenamtlich der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört und neun Jahre lang ebenso im Ehrenamt das kirchliche Verwaltungsgericht der evangelisch-reformierten Kirche und der Lippischen Landeskirche leitete. 

Und auf Listenplatz zwei wählte das Nordost-BSW die Rostocker Ökumene-Pastorin Melanie Dango. Die Theologin ist im interreligiösen Dialog und der Arbeit mit Partnerkirchen in der Dritten Welt hoch engagiert.

Große Herausforderung

Die Evangelische Kirche freilich stellen diese Wahlen vor eine Herausforderung: Denn noch hat sich die Kirche nicht offiziell zum Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) positioniert. Zur Erinnerung: Mit der damaligen PDS und späteren Linkspartei vermied man in den 1990er und 2000er Jahren jeglichen offiziellen Kontakt. Und zur Alternative für Deutschland (AfD) geht die Kirche auf größtmögliche Distanz: Amtsträger dieser Partei dürfen keine kirchlichen Ämter übernehmen, vor Wahlen wird vor Stimmen für die AfD gewarnt.

Bündnis Sahra Wagenknecht / © Sina Schuldt (dpa)
Bündnis Sahra Wagenknecht / © Sina Schuldt ( dpa )

"Für eine abschließende Bewertung der Politik des BSW auf Bundesebene ist es noch zu früh", sagt ein Sprecher der EKD auf Nachfrage. "Die Voraussetzungen dafür wären erst gegeben, wenn sich das noch junge Bündnis in jeder Hinsicht inhaltlich klar konturiert positioniert hat." Zu dieser abwartenden Haltung der Kirche dürfte auch beitragen, dass sich das BSW in seinem bundesweiten Parteiprogramm bislang nicht zu seinem Verhältnis zu Kirchen und Religionsgemeinschaften geäußert hat.

Gemeinsamkeiten und Differenzen

Bei anderen Themen hingegen könnte es Anknüpfungspunkte geben: So spricht sich das BSW für einen Vorrang gemeinnütziger Anbieter in der Pflege und im Sozialbereich aus; auch beim Thema Frieden gibt es Übereinstimmungen mit Teilen der kirchlichen Friedensbewegung. 

So fordert etwa auch der EKD-Friedensbeauftragte, der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer, Verhandlungen und einen Waffenstillstand in der Ukraine. Differenzen dürfte es hingegen in der Migrationspolitik geben, wo sich die Kirchen für einen wesentlich liberaleren Umgang mit Flüchtlingen und Zuwanderern aussprechen, als es das BSW je tat.

Vom Dienst freigestellt

Vorerst jedenfalls wird Melanie Dango von ihrer Kirche für den Wahlkampf beurlaubt. "Die Nordkirche als Dienstherr respektiert das private politische Engagement der Pastorinnen und Pastoren", sagt der Sprecher der Landeskirche, Dieter Schulz. "Generell ist zu sagen: Pastorinnen und Pastoren sind auch bei politischer Betätigung ihrem Auftrag verpflichtet; sie sind ihren Dienst allen Gemeindegliedern ohne Ansehen ihrer politischen Einstellung schuldig."

 Dango habe ihre Absicht, sich auf die Landesliste wählen zu lassen, der Nordkirche vorab angezeigt. "Gemäß den Regelungen der Nordkirche wird Frau Melanie Dango ab dem 23. Dezember 2024 unbezahlt bis zur Bundestagswahl am 23. Februar 2025 von ihrem Dienst freigestellt."

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist die Gemeinschaft der 20 evangelischen Landeskirchen in der Bundesrepublik. Wichtigste Leitungsgremien sind die EKD-Synode mit ihren Mitgliedern, die Kirchenkonferenz mit Vertretern der Landeskirchen sowie der aus ehrenamtlichen Mitgliedern bestehende Rat. Sitz des EKD-Kirchenamtes ist Hannover.

Synode der EKD / © Norbert Neetz (epd)
Synode der EKD / © Norbert Neetz ( epd )
Quelle:
KNA

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Willibert in Rom (DR)
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