Paula White-Cain leitet das "Glaubensbüro" im Weißen Haus

"Donald Trump von Gott ausgewählt"

Als Leiterin des "Glaubensbüros" im Weißen Haus soll sie dafür sorgen, dass Amerika "wieder eine Nation unter Gott wird". So beschreibt Donald Trump den Job von Paula White-Cain. Damit hat sie weiß Gott genug zu tun.

Autor/in:
Thomas Spang
US-Präsident Donald Trump und Paula White-Cain / © Julia Demaree Nikhinson (dpa)
US-Präsident Donald Trump und Paula White-Cain / © Julia Demaree Nikhinson ( (Link ist extern)dpa )

Was der Milliardär im Weißen Haus an ihr schätzt, macht sie in den Augen traditioneller Christen zur Häretikerin. Paula White-Cain predigt von ihrer evangelikalen Megakirche "City of Destiny" in Florida aus im Fernsehen eine frohe Wohlstandsbotschaft. Diese besagt, dass Gott die Rechtschaffenen materiell belohnt. Und dass jeder Einzelne dem nachhelfen kann, indem er großzügig an ihre Kirche spendet.

"Spenden Sie Ihr erstes Monatsgehalt als Opfer an Gott", predigt White-Cain ihren Anhängern. "Nur wer sät, wird auch ernten. Der Herr wird Sie hundertfach belohnen." Eine Theologie, die nach Meinung von Malcolm Foley von der evangelikalen Baylor University wie maßgeschneidert erscheint. "Es ist höchst passend, dass Paula White die religiöse Repräsentantin einer Regierung ist, die vom nackten Streben nach Profit angetrieben wird."

Die aus kleinen Verhältnissen stammende White weist in ihrem Privatleben einige Parallelen zu Trump auf. Wie der Präsident huldigt sie dem Materialismus. Und wie er ist White-Cain zweimal geschieden. Heute ist die 58-Jährige in dritter Ehe mit dem Musiker Jonathan Cain von der Rockband Journey verheiratet.

Beim Zappen entdeckt

Vor mehr als 20 Jahren entdeckte Donald Trump die telegene Predigerin beim Zappen durchs TV-Programm. "Sie hat den 'It-Faktor'", schwärmte er damals und nahm Kontakt auf. Eine Verbindung, die sich für beide auszahlen sollte. 2017 sprach sie als erste Frau in der Geschichte der USA ein Gebet bei seiner Amtseinführung. Trump berief sie anschließend an die Spitze seines Glaubensbüros im Weißen Haus, dem "White House Faith Office".

Am 6. Januar 2021 betete White-Cain bei der Kundgebung mit dem Verlierer der Wahlen auf der Ellipse, dem Präsidentenpark in Washington, bevor Trumps Anhänger den Kongress stürmten. "Herr, schenke ihnen heilige Kühnheit", erflehte sie Hilfe von oben. Auch nach der Gewalt verteidigte sie Trump und seine Behauptungen über angeblichen Wahlbetrug: "Wer gegen Trump stimmt, wird sich eines Tages vor Gott verantworten müssen", sagte sie.

Öffentliche Aufmerksamkeit erregte sie mit einer Predigt, in der sie in Zungen sprach und übernatürliche Hilfe beschwor. "Ich rufe die Engel aus Afrika und Südamerika. Sie müssen kommen und Trump zum Sieg verhelfen", rief sie in ekstatischer Verzückung. "Ich höre den Klang des Sieges!"

"Wieder eine Nation unter Gott"

Nun ist der aus ihrer Sicht von Gott eingesetzte Retter wieder im Oval Office – und sie mit ihm. "Paula White-Cain wird als Leiterin des White House Faith Office dafür sorgen, dass wir wieder eine Nation unter Gott werden", verkündete Trump bei ihrer neuerlichen Ernennung Anfang Februar. Und: "Sie ist die größte Verfechterin des Glaubens, die je ein Präsident hatte."

Gemeinsam mit der neuen Justizministerin Pam Bondi, die wie sie aus Florida stammt, soll White-Cain eine Task Force leiten, die eine "antichristliche Voreingenommenheit" aus den Bundesbehörden beseitigen soll. "Während ich im Weißen Haus bin, werden wir Christen in unseren Schulen, im Militär, in der Regierung, am Arbeitsplatz, in Krankenhäusern und auf öffentlichen Plätzen schützen", verspricht Trump.

Kurz darauf machte ein Bild die Runde, die White-Cain im strahlend weißen Kostüm neben dem Schreibtisch im Oval Office zeigt; sie betet zusammen mit anderen Predigern für Trump, der mit gesenktem Haupt dasitzt. Das Bild täuscht über die massive Kritik an ihrer Berufung hinweg. Der renommierte Baptisten-Theologe Russel D. Moore etwa urteilt: "Sie wird von jedem rechtgläubigen Christen, egal welcher Denomination, als Ketzerin angesehen." Andere Kritiker nennen sie "Frau Gott".

"Frau Gott"

Donald Trump stört das nicht, weil er die TV-Predigerin für nützlich hält. «Ich wurde von Gott gerettet, um Amerika wieder groß zu machen», verkündete er in seiner Antrittsrede. Mit White-Cain hat er jemanden an seiner Seite, die diese Botschaft verstärkt. "Nein zu Präsident Trump zu sagen, wäre Nein zu Gott zu sagen", behauptet die Religionsbeauftragte des Weißen Hauses.

Die Autorität für ihre Behauptungen reklamiert White-Cain aus ihrer eigenen Auserwähltheit. "Wo immer ich hingehe, herrscht Gott", verkündete sie nach ihrer Berufung ins Weiße Haus. "Wenn ich das Grundstück betrete, betritt es Gott."

Schreiben von Papst Franziskus an die US-Bischöfe zur Migrationspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump

Schreiben von Papst Franziskus an die katholischen Bischöfe der Vereinigten Staaten zur Migrationspolitik der Regierung unter Präsident Donald Trump

Liebe Brüder im Bischofsamt,

Ich schreibe Ihnen heute, um einige Worte an Sie zu richten in diesen heiklen Momenten, die Sie erleben als Hirten des Volkes Gottes, das in den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenlebt.

Papst Franziskus / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)