Das sagte er gegenüber dem Onlineportal "katholisch.de". Gerber ist Vorsitzender der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).

Bereits in den Einstellungsgesprächen würde thematisiert, dass es im Seminar Männer mit unterschiedlicher sexueller Orientierung gibt, erklärte Gerber. Niemand solle seine eigene Sexualität abspalten - "nach dem Motto: Was nicht sein darf, gibt es nicht". Das tue weder dem Menschen noch der Pastoral gut, so der Bischof von Fulda. Unter seiner Leitung wird aktuell eine neue Rahmenordnung für die Priesterausbildung in Deutschland ("ratio nationalis") erarbeitet.
Auf einer Linie mit Rom
Die Frage, ob jemand so reifen könne, dass Seelsorge in einer inneren Freiheit geschehe und nicht sexuell konnotiert werde, sei auch für die Missbrauchsprävention entscheidend und gelte für jede Form der sexuellen Orientierung. Weiter sagte Gerber: "Wir brauchen ein Klima, dass der Einzelne sich in geschützten Räumen mit der eigenen Sexualität auseinandersetzen kann und sie in seine Persönlichkeit integriert. Da war ich mir auch im Kontakt mit römischen Stellen innerhalb der Arbeit an der ratio sehr einig."

Grundlegend für die Ausbildung zum Priester sei die menschliche Reife. "Hat jemand ein realistisches Bild von sich und seiner Umwelt? Ist er in der Lage, Beziehungen so zu gestalten, dass sie sein Gegenüber und ihn selbst in eine größere Freiheit führen?" Wenn das nicht der Fall sei, können man keine Seelsorge betreiben. Außerdem müssten Priesteramtskandidaten in der Lage sein, auch mit Andersdenkenden in einer pluralen Gesellschaft in den Diskurs zu treten.
Damit das geistliche Leben nicht im luftleeren Raum, getrennt vom weltlichen Erleben stattfinde, würden junge Männer innerhalb ihrer Ausbildung in sozialen Einrichtungen hospitieren. "Die Erfahrungen daraus können dann ins geistliche Leben einfließen", so Gerber. Es gehe darum, "im Jetzt und Hier Kirche zu sein, auch angesichts aller globalen Krisen".