Bischof Gerber nutzt im Hirtenwort Schuhe als Symbol

"Das Profil des Glaubens neu entdecken"

In seinem Hirtenwort spricht Bischof Dr. Michael Gerber über die Bedeutung des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses der Christen. Anlässlich des 1.700 Jubiläums des Konzils von Nizäa rät er, das Profil des eigenen Glaubens zu stärken.

Schuhe als Symbol für den Glaubensweg / ©  Burkhard Beintken (Bistum Fulda)
Michael Gerber, Bischof von Fulda und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Julia Steinbrecht (KNA)
Michael Gerber, Bischof von Fulda und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz / © Julia Steinbrecht ( (Link ist extern)KNA )

Als anschauliches Bild dienen ihm dazu Schuhe, deren Profil uns auf rutschigem Untergrund und im übertragenen Sinne auch in unruhigen Zeiten Halt geben soll. Bischof Gerber erinnert im Hirtenbrief daran, dass die Jünger Jesu oft zu Fuß unterwegs waren und ihre Erfahrungen mit Jesus sie tief geprägt haben. Diese Erlebnisse seien wie ein Energieschub gewesen, der sie auch Jahre später zu furchtlosem Zeugnis trotz vieler Blessuren und Gefahren ermutigt habe, betont der Bischof: "Die Kraft des Zeugnisses lebt vom Wissen um das gemeinsame Bekenntnis und zugleich von der persönlichen Erfahrung."

Schuhe ablegen als Symbol für Begegnung mit Gott

Ein zentrales Bild in Bischof Gerbers Hirtenwort ist das Ablegen der Schuhe. Das verweist auf das Bibelwort "Leg deine Schuhe ab, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden" (Ex 3,5). Dieses Symbol stehe für die tiefe Begegnung mit Gott und persönliche Grenzerfahrungen. Der Bischof beschreibt, wie die Jüngerinnen und Jünger Jesu möglicherweise oft an dieses Wort dachten, wenn sie am Ende eines langen Tages ihre Schuhe ablegten und die Druckstellen an ihren Füßen betrachteten.

"Leg deine Schuhe ab …" – auch Mose, dem dieses Wort galt, sei von Gott zutiefst berührt worden, so Bischof Gerber. Für Mose sei dieser Moment mit einer mehrfachen Grenzerfahrung verbunden gewesen. Auch die Jüngerinnen und Jünger Jesu hätten ähnliche Erfahrungen gemacht, die sie tief im Herzen berührt und ihren Glauben gestärkt hätten, so Gerber.

Konzil von Nizäa: Zeichen der Einheit

Das Glaubensbekenntnis, das vor 1.700 Jahren beim Konzil von Nizäa formuliert wurde, verbinde heute Christen aller Konfessionen und sei ein großes Zeichen der Einheit, unterstrich der Bischof: "Das Jubiläum von Nizäa ist ein Anlass zur Dankbarkeit für dieses große Zeichen der Einheit, das schwerer wiegt als alles, was seither zu Trennungen und Verwerfungen zwischen den christlichen Konfessionen geführt hat."

Bischof Dr. Michael Gerber und seine Allheiligkeit Bartholomäus I., der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, drückten bei einem Treffen in Istanbul ihre Hoffnung auf sichtbare Zeichen der Einheit der Christen aus. (Bistum Fulda)
Bischof Dr. Michael Gerber und seine Allheiligkeit Bartholomäus I., der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, drückten bei einem Treffen in Istanbul ihre Hoffnung auf sichtbare Zeichen der Einheit der Christen aus. / ( (Link ist extern)Bistum Fulda )

Erst kürzlich setzte Bischof Gerber selbst ein solches Zeichen der Einheit: Während einer Reise nach Istanbul anlässlich des 40. Patronatsfestes der deutschsprachigen Pfarrei St. Paul traf er auf seine Allheiligkeit Bartholomäus I., den Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel. Gemeinsam drückten sie dabei ihre Hoffnung aus, dass die Christen in naher Zukunft sichtbare Zeichen der Einheit setzen könnten, wie etwa einen gemeinsamen Ostertermin aller christlichen Konfessionen.

Bischof Gerber nutzte während seiner Reise an den Bosporus auch die Gelegenheit, historische Orte wichtiger Konzilien zu besuchen, darunter die heutige Stadt Iznik, wo vor 1.700 Jahren beim Konzil von Nizäa das Glaubensbekenntnis formuliert wurde: "Diese Orte stehen für das Ringen um Einheit und das gemeinsame Zeugnis des einen Gottes."

Profilschärfung: Halt im Glauben

In seinem aktuellen Hirtenwort hebt der Bischof hervor, dass das Glaubensbekenntnis der Kirche und die persönliche Erfahrung wie ein einziges Paar Schuhe seien, das den Gläubigen Halt gebe. "Welches Profil hat unser Glaube? Was ist mit den einzelnen Formulierungen des Credos gemeint?", fragt er und fordert dazu auf, sich mit dem Profil des Glaubens zu beschäftigen und "neu einen Glauben zu entdecken, der trägt und greift, gerade dort, wo der Weg rutschig wird."

Dazu gehöre – im Bild gesprochen – auch der Blick auf das Profil des zweiten Schuhs, auf das Profil der ganz persönlichen Erfahrung mit dem Glauben, so Gerber. Der Bischof lädt die Gläubigen dazu ein, über ihre eigene Glaubensreise nachzudenken und sich stärker im Glauben zu verwurzeln. Leitfragen könnten dabei etwa sein: Welche Erfahrungen haben meinen Glauben geprägt? Welche Begegnungen haben mich bewegt und verändert? Wo spüre ich den Impuls, Verantwortung zu übernehmen und aktiv zu werden?

"Welche Erfahrung mit Jesus hat mich so geprägt, dass ich jetzt die Kraft habe, diesen, meinen Weg zu gehen?", bringt Gerber die Frage auf den Punkt, die für uns heute ebenso zentral ist wie für die ersten Zeuginnen und Zeugen des Glaubens. Die entscheidende Kraft im Glauben gehe dabei von der Mitte des Glaubensbekenntnisses aus, so Gerber: "Kreuz, Leiden, Tod und Auferstehung Jesu sind das entscheidende Profil unseres Glaubens."

Fastenzeit

Die 40-tägige christliche Fastenzeit beginnt Aschermittwoch und endet am Gründonnerstag vor Ostern. Seit dem 5. Jahrhundert rückte während der Vorbereitung auf Ostern das Fasten in den Mittelpunkt. Da an Sonntagen nicht gefastet werden sollte und sie deshalb nicht als Fastentage gezählt werden, wurde der Beginn der Fastenzeit offenbar im sechsten oder siebten Jahrhundert vom sechsten Sonntag vor Ostern auf den vorhergehenden Mittwoch, den Aschermittwoch, vorverlegt.

Fastenzeit / © Tomasetti (DR)
Fastenzeit / © Tomasetti ( DR )