Mit einem Gottesdienst am Sonntagmittag im Dom zu Münster, der um 14 Uhr auf DOMRADIO.DE übertragen wird, feiert Bischof Felix Genn seinen 75. Geburtstag. Dabei könnte bekanntgegeben werden, dass der Papst seinen Rücktritt als Bischof angenommen habe. Am Donnerstag wurde Genn 75 und erreichte die vorgesehene Altersgrenze für katholische Bischöfe. Seinen Rücktritt hatte er dem Papst bereits im vergangenen Jahr angeboten. Der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović, wird die Entscheidung über das Rücktrittsgesuch am 9. März bei einem Gottesdienst im St.-Paulus-Dom in Münster bekannt geben.

Zum Festgottesdienst wird fast die Hälfte der deutschen katholischen Bischöfe erwartet, die Generalsekretärin der Bischofskonferenz, Beate Gilles, sowie Bischöfe aus den Partnerbistümern in Ghana und Mexiko, den Niederlanden und Luxemburg. Aus der Politik sind unter anderem NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann und NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller (beide CDU) angekündigt.
Worte des Abschieds
In seinem womöglich letzten Hirtenbrief dankt Genn den Gläubigen im Bistum Münster "für das Glaubenszeugnis, das Sie mir geschenkt haben". Am Ende seines Hirtenwortes unterstreicht Bischof Genn: "Ich gehe weiter mit Ihnen, betend, singend, mit Freude und Trauer. Ich werde vermutlich nicht mehr vorangehen, das wird ein anderer tun – genau wie ich – nur stellvertretend für ihn, unseren Herrn, mit Stärken und Schwächen. Wir gehen weiter, gemeinsam, zu Gott. À Dieu."
Genn betont Einheit und Hoffnung
In dem Hirtenwort weist der Bischof darauf hin, dass alle Getauften "bei allen Unterschieden in den Diensten und Ämtern eins sind, mit einer gleichen Würde begabt wurden, aber auch eine gleiche Sendung erhalten haben, nämlich Zeugnis für diese Liebe Gottes zu geben gegen alle Verlogenheit, Verlorenheit, gegen alle Hoffnungslosigkeit".
Das Thema der Hoffnung greift der Bischof auch unter Bezug auf seinen bischöflichen Wahlspruch "Wir verkünden Euch das Leben" aus dem ersten Brief des Evangelisten Johannes auf. Indem Gott die Menschen an seinem Leben teilhaben lasse, könnten sie daraus Hoffnung schöpfen. Zugleich könne sie das motivieren, Gottes Liebe weiterzugeben, besonders an arme und bedrängte Menschen.
Kirche im Dienst der Armen
Auch bei der Weltsynode, an der der Bischof im Oktober letzten Jahres in Rom teilgenommen hat, hätten die Armen im Mittelpunkt der Überlegungen gestanden. "Im Dienst und im Leben mit den Armen ist die Kirche am meisten das, was sie sein soll", betont Bischof Genn und fährt fort: "Für mich bleibt das eine große Herausforderung, wie wir die Armen in unseren Gemeinden im Mittelpunkt sehen und mit ihnen leben können. Genau im Umgang mit ihnen zeigt sich am meisten, ob wir Jüngerinnen und Jünger Christi sind, die mit derselben Liebe, mit der er uns geliebt und zu seinen Freunden erwählt hat, weiter lieben."

Sicher brauche es in der Kirche auch Verwaltung und Strukturen, aber nicht als Selbstzweck, sondern sie müssten innerlich mit der Botschaft der Liebe Gottes zu den Menschen gefüllt werden. Es brauche Verwaltung und Strukturen in der Kirche, "um Arme zu empfangen, um nicht im Luxusabteil zu fahren, sondern in der solidarischen Karawane Gott entgegenzugehen. Es braucht den liebevollen Umgang miteinander und mit dem Fremden, bei allen notwendigen Grenzen".
Dankbarer Blick auf Amtszeit als Bischof
In seiner Amtszeit als Bischof von Münster habe er "viele lebhafte Zeugnisse dieser Liebe" erlebt, zeigt sich Bischof Genn dankbar und betont: "Auch das gibt mir Hoffnung und Zuversicht, als Pilger der Hoffnung die nächsten Jahre mit Ihnen zu gehen. Auch das stärkt mich, Sie darin zu bestärken, die Wirklichkeit der Taufe als den Sieg über den Tod zu bedenken und sich nicht entmutigen zu lassen von der Angst, durch die Liebe verbraucht zu werden."
Nachfolgersuche wird wohl dauern
Sollte Genns Rücktrittsgesuch angenommen werden, muss das Bistum wohl länger auf einen Nachfolger warten. Es dauert üblicherweise mehrere Monate, mitunter über ein Jahr, bis nach einem festgelegten Verfahren durch das Domkapitel in Münster und den Vatikan ein neuer Bistumsleiter bestimmt ist.
Genn stammt aus dem Bistum Trier. Am 6. März 1950 wurde er in Burgbrohl in der Eifel als Bauernsohn geboren und wuchs in Wassenach auf. Nach dem Theologiestudium in Trier und Regensburg folgte 1976 die Priesterweihe. 1999 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Trier. 2003 übernahm er die Leitung des Bistums Essen. Seit 2009 ist Genn Bischof von Münster. Zudem ist er seit 2013 Mitglied der für Personalfragen zuständigen Vatikan-Behörde für Bischöfe. Genn ist nach Münchens Erzbischof Reinhard Marx der dienstälteste Diözesanbischof in Deutschland.