Bei dem schweren Erdbeben in Myanmar sind nach offiziellen Angaben mindestens 1.000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 1.700 Menschen seien verletzt worden, berichteten staatliche Medien am Samstag. Besonders betroffen seien die Millionenstadt Mandalay, die Region Sagaing und die Hauptstadt Naypyidaw.
Allein durch den Einsturz eines Tempels in Mandalay seien 80 buddhistische Mönche ums Leben gekommen. Das Beben am Freitag mit einer Stärke von 7,7 auf der Richterskala war auch in den Nachbarländern von Thailand bis Indien zu spüren.
In Myanmar wird das Ausmaß der Katastrophe durch die ungewöhnliche Bitte des Chefs der herrschenden Militärjunta, Min Aung Hlaing, um internationale Unterstützung deutlich. Frühere Militärregime hatten selbst nach schweren Naturkatastrophen ausländische Hilfe abgelehnt. Russland, China, Indien, die USA, südostasiatische Länder und die Europäische Union sagten bereits ihre Unterstützung zu.
Die EU stellte zunächst 2,5 Millionen Euro Soforthilfe bereit. "Die EU hat außerdem ihren Copernicus-Satellitendienst aktiviert, um die Folgenabschätzung zu erleichtern", hieß es in einer Mitteilung aus Brüssel.
Appell von Regimegegnern
Duwa Lashi La, amtierender Präsident der demokratischen Untergrundregierung NUG, dankte am Samstag auf dem Internetportal X "unseren Freunden für ihre Solidarität". Die Menschenrechtsorganisation "Burma Campaign UK" betonte am Freitag auf X, Regierungen und Organisationen, die der Bevölkerung Myanmars nach dem Erdbeben helfen wollten, müssten sich darüber im Klaren sein, dass es im Land mehrere Regierungen gibt.
"Die Bevölkerung wehrt sich gegen die burmesische Militärbesatzung. Die Hilfe sollte sich nicht nur auf die vom burmesischen Militär besetzten Gebiete beschränken." Burma ist der frühere Name Myanmars.
Trotz der Erdbebenkatastrophe geht in Myanmar der Bürgerkrieg weiter. Wenige Stunden nach dem Beben führte die Junta zwei Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ortschaft Chaung-U in Sagaing durch.
In der thailändischen Hauptstadt Bangkok brachte der Erdstoß am Freitag den Rohbau eines Hochhauses zum Einsturz. Mindestens zehn Bauarbeiter kamen ums Leben. Ansonsten sind die Schäden in der Millionenmetropole gering. Bangkoks Gouverneur Chadchart Sittipunt sagte am Samstag: "Die Menschen können in ihre Gebäude zurückkehren, sollten jedoch vorher selbst prüfen, ob tragende Elemente wie Balken oder Säulen Risse aufweisen."
Geringe Schäden in Bangkok
Anastasia Scheurich, Mitarbeiterin der deutschen Hilfsorganisation Caritas international, beschrieb am Samstag im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Lage in Bangkok als normal. "Würde man nicht wissen, was passiert ist, würde man nichts merken", sagte Scheurich, die sich derzeit zu einem privaten Besuch in Bangkok aufhält. Auch am Tag des Bebens hätten die Thailänder ruhig und besonnen auf die Katastrophe reagiert.
Der Pfarrer der deutschsprachigen katholischen Gemeinde in Bangkok, Andreas Bordowski, sagte der KNA: "Bangkok ist mit dem Schrecken davongekommen." Am schlimmsten sei nach dem Erdbeben das Verkehrschaos gewesen. "Hochbahn und U-Bahn hatten nach dem Beben den Betrieb eingestellt."