Italiens älteste katholische Zeitschrift gewürdigt

Damals wichtiges politisches Kampfmittel

Italiens Staatspräsident Sergi Mattarella und Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin haben in Rom das 175-jährige Bestehen der Jesuitenzeitschrift "La Civiltà Cattolica" gefeiert. Bei dem Festakt sprachen aber nur kirchliche Vertreter.

Frauen in Italien lesen Zeitung (Archiv) / © travelview (shutterstock)

Matarella ergriff nicht das Wort. Nach der Verlesung eines Grußworts von Papst Franziskus würdigte Jesuiten-General Arturo Sosa die Zeitschaft als ein einmaliges internationales und kirchliches Projekt. Deshalb erscheine die Zeitschrift inzwischen in sieben Sprachen, und zwar sowohl auf Papier gedruckt als auch online.

Kardinal Parolin erinnerte daran, dass Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Zeitschrift gegründet wurde, die gedruckte Presse ein wichtiges politisches Kampfmittel gewesen sei. Das habe damals für die italienischen Revolutionäre ebenso gegolten wie für den Staat des Papstes, den diese attackierten. Bis heute begleite die "Civiltà Cattolica" den jeweiligen Papst in der Auslegung und Verteidigung seiner Lehre für die jeweilige Gegenwart.

Die Öffnung der Kirche mitgetragen

Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 1965) unterstütze die Zeitschrift nach einer inhaltlichen „Wende“ die Öffnung der katholischen Kirche zur modernen Welt - ohne dabei den Anspruch aufzugeben, für die Wahrheit des Glaubens einzutreten. Parolin betonte, dass alle Päpste seit Pius IX. (1846 -1878) die "Civiltà Cattolica" unterstützten.

Er rief die Autoren und Mitarbeiter auf, ihre Nähe zum Heiligen Stuhl auch unter den Bedingungen der heutigen Zeit zu pflegen. Parolin betonte, es gehe darum, mit den Texten der Zeitschrift auch jene intellektuell zu erreichen, die der Kirche fernstehen und nicht ihren Glauben teilen.

Der Historiker Andrea Riccardi betonte, dass sich die "Civiltà Cattolica" gemeinsam mit der Kirche in der Zeit gewandelt habe. Als prominentes Beispiel nannte er die Haltung zum Judentum, die noch bis in die 1930er Jahre vom Antisemitismus der damaligen Zeit beeinflusst gewesen sei. Spätestens seit Johannes XXIII. (1958 - 1963) habe die Zeitschrift den neuen, respektvollen Kurs der Kirche gegenüber dem Judentum mitgetragen und habe ihn weiterentwickelt.