Spaghetti, Maccheroni und Co.: Auf Pasta möchte wohl kein Italien-Urlauber verzichten. Die vielfältigen Nudelgerichte der italienischen Gastronomie gehören untrennbar zur Kultur des Landes – und das nicht nur aus Sicht der Touristen. Auch die Italiener selbst sind stolz auf die kaum überblickbare Vielfalt der verschiedenen Pasta-Sorten.
Wie viele genau es sind, ist unbekannt, aber Schätzungen gehen von bis zu 350 Nudelvariationen aus. Unter diesen befinden sich auch einige Sorten mit Bezügen zu Glaube und Religion. Das ist kein Wunder, denn der Katholizismus ist – wie die Pasta – untrennbar mit der italienischen Kultur verwoben.

Ein bekanntes Beispiel dieser religiös-kulinarischen Verbindung sind die "Strozzapreti". Die kurze und in sich gedrehte Pasta-Sorte stammt ursprünglich aus mehreren Regionen Mittelitaliens, wie der Toskana, Umbrien und den Marken. Diese Landstriche gehörten lange zum Kirchenstaat, was eine mögliche Erklärung für den martialisch anmutenden Namen der Strozzapreti, zu Deutsch "Priesterwürger", sein könnte.
Denn in vergangenen Zeiten wurde die Pacht in diesen Regionen oft in Naturalien geleistet – auch in Form von Pasta. Da die Zahlungen an Priester und Ordensleute als Vertreter der Kirche gingen, verband der Pächter mit den Nudeln seinen Ärger über die Abgaben und wünschte den Kirchenmännern sozusagen, dass sie beim Verzehr daran ersticken mögen.
"Engelshaar"-Pasta mit 0,78 Millimeter Durchmesser
Eine andere Erklärung könnte auf die Völlerei des Klerus zu früheren Zeiten anspielen: Frisch zubereitete Strozzapreti könnten den Priestern so gut geschmeckt haben, dass sie sie maßlos in sich hineinschlungen – bis sie würgen mussten. Woher genau der Name der beliebten Pasta kommt, wird wohl nicht geklärt werden können. Fakt ist jedoch, dass der britische Fernsehkoch Jamie Oliver ein großer Fan der Strozzapreti ist und sie durch die Verwendung in seinen Gerichten auch außerhalb Italiens bekannt gemacht hat.
Eine weitere Pasta-Sorte richtet den Blick gen Himmel: Die "Capelli d'angelo" sind so fein, dass sie nur mit "Engelshaar" verglichen werden können, wie die deutsche Übersetzung ihres Namens nahelegt. Die engelsgleiche Pasta ist mit 0,78 Millimeter Durchmesser die dünnste Nudelsorte der Welt.
Die Capelli d'angelo sollen aus dem 17. Jahrhundert stammen und eine römische Erfindung sein – aber auch die Städte Genua und Neapel nehmen für sich in Anspruch, Heimat dieser Nudeln zu sein. Meist wird das Engelshaar in kleinen Nestern gekocht und in Suppen verwendet, in denen sie wie Engel im Himmel schweben.
Pasta-Sorte erinnert an Perlen des Rosenkranzes
Wesentlich handfester sind die "Paternoster"-Nudeln ("Vaterunser"). Diese kurze und dicke Pasta-Sorte erinnert in ihrer Form an die Perlen eines Rosenkranzes, weshalb sie auch "Avemarie" (der Plural des Gebets "Avemaria") heißen. Beide Namen spielen auf die Gebete an, die beim Rezitieren des Rosenkranzes gesprochen werden. Außerdem verweisen sie auf eine alte Methode, um die Garzeit eines Gerichts abzumessen. Als es noch keine Uhren gab, die minutengenau funktionierten, dienten Gebete als Richtschnur bei der Zeitmessung – also etwa: Diese Nudeln benötigen die Zeit von fünf Vaterunsern und zehn Avemarias bis sie fertiggekocht sind.
Nicht nur das Christentum hat seine Spuren in der italienischen Pasta hinterlassen, sondern womöglich auch das Judentum. Die "Orecchiette" ("Öhrchen") genannten Nudeln sollen von Juden in der süditalienischen Region Apulien erfunden worden sein. Die Pasta in Form einer kleinen Kuppel, die entfernt an ein Ohr erinnert, könnte eine Variante der Hamantaschen gewesen sein, die als süßes Gebäck an Purim gegessen werden.
Auch Franziskus kennt Öhrchennudeln
Dieses jüdische Fest erinnert an die Rettung der Juden im Exil in Persien, von der im Buch Esther in der Bibel berichtet wird. Haman, der Widersacher der jüdischen Königin Esther, kann dem Volk Israel nichts anhaben und wird letztendlich hingerichtet. Dabei soll er seine Ohren verloren haben, worauf sowohl die Hamantaschen als auch die "Orecchiette" hinweisen.

Auch Papst Franziskus kennt die Öhrchennudeln – spätestens seit ihm im vergangenen Jahr eine Gruppe von ehemals kriminellen Frauen aus Bari hausgemachte "Orecchiette" geschenkt hat. Ob das Kirchenoberhaupt die süditalienische Pasta-Spezialität auch probiert hat, ist nicht bekannt.
Franziskus soll zwar gerne Pizza und Pasta essen, doch er musste vor einigen Jahren darauf verzichten – jedenfalls zeitweise. Seine Ärzte hatten ihm eine strenge Diät verordnet, um einige Kilo Körpergewicht abzunehmen. Denn aufgrund seines Ischias-Leidens musste der Papst den Druck auf seine Gelenke reduzieren.
Pius XII. inspirierte päpstliches Nudelgericht
Das Lieblingsessen von Franziskus sind ohnehin keine Nudeln, sondern ein traditionelles Gericht aus dem Piemont. Aus dieser Gegend in Norditalien stammten die Vorfahren des heutigen Papstes, die nach Argentinien ausgewandert sind. Das Leibgericht von Franziskus heißt "Bagna càuda", was "warmes Bad" bedeutet.
Es ist eine warme Sauce aus Olivenöl, Sardellen und Knobloch, in die rohes und gekochtes Gemüse getunkt wird. Papst Franziskus schätzt an dieser Form des Fondues vor allem das gemeinschaftliche Essen und die mediterrane Kost.

Einer der Vorgänger des aktuellen Kirchenoberhaupts, Papst Pius XII., soll der Pasta jedoch mehr zugetan gewesen sein – so sehr, dass er sogar den Anstoß zu einem päpstlichen Nudelgericht gab. Vor seiner Wahl auf den Stuhl Petri soll Pius XII., der mit bürgerlichem Namen Eugenio Pacelli hieß, in den Restaurants rund um den Vatikan besonders gern Pasta gegessen haben.
Die dort oft angebotenen Nudeln "alla carbonara" ("nach Köhlerart") sollen ihm jedoch zu mächtig gewesen sein, weshalb er einen Küchenchef darum gebeten habe, eine leichtere Version zu erfinden, so die Legende.
Dieser verwendete Schinken anstatt von Speck und Parmesan-Käse anstelle von Pecorino – die "Fettuccine alla Papalina" ("Kleine Bandnudeln nach Art des Papstes") waren geboren, wie sie nach der Wahl von Pacelli zum Papst genannt wurden. In Italien sind sie bis heute ein beliebtes Nudelgericht und zeugen von der engen Verbindung zwischen Pasta und Religion in Italien.