Appelle zum Abschluss der Welt-Aids-Konferenz

"Aids kann besiegt werden"

Zum Abschluss der 16. Welt-Aids-Konferenz von Toronto haben Hilfsorganisationen und Veranstalter eine positive Bilanz gezogen. "Wir haben das Wissen und die Möglichkeiten, Millionen von Leben zu retten. Und die in dieser Woche vorgestellten wissenschaftlichen Fortschritte machen uns dabei noch größere Hoffnung für die Zukunft", sagte die Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft, Helene Gayle.

 (DR)

Zum Abschluss der 16. Welt-Aids-Konferenz von Toronto haben Hilfsorganisationen und Veranstalter eine positive Bilanz gezogen. "Wir haben das Wissen und die Möglichkeiten, Millionen von Leben zu retten. Und die in dieser Woche vorgestellten wissenschaftlichen Fortschritte machen uns dabei noch größere Hoffnung für die Zukunft", sagte die Präsidentin der Internationalen Aids-Gesellschaft, Helene Gayle. Es sei deutlich geworden, dass zugleich noch große Herausforderungen warteten. Die Konferenz habe aber klare Appelle an die politischen Entscheidungsträger gerichtet, entschieden gegen die Epidemie vorzugehen. Kirchliche Gruppen zogen eine gemischte Bilanz. Einerseits habe sich ihre Beteiligung im Vergleich zu Vorgängerkonferenzen verbessert. Andererseits würden viele kirchliche Initiativen zu wenig wahrgenommen.

"Sieg über Aids ist möglich"
Nach Einschätzung von UNICEF hat die bislang größte Aids-Konferenz von Aktivisten, Wissenschaftlern und Politikern die Zuversicht gestärkt, dass die Krankheit besiegt werden kann.
Allerdings müssten die Fortschritte der Forschung allen Betroffenen zugute kommen. In den ärmsten Ländern seien deshalb der Ausbau der Gesundheitssysteme und die Ausbildung von Ärzten und Krankenschwestern vordringlich, erklärte UNICEF am Freitag.

Kinder würden beim Kampf gegen HIV weiterhin vernachlässigt. So seien beispielsweise mehr Gelder nötig, um die Übertragung des HI-Virus von Schwangeren auf ihr Kind zu verhindern. Obwohl es kostengünstige Medikamente gebe, erhielten bislang weniger als zehn Prozent der HIV-positiven Schwangeren in Entwicklungsländern Zugang zu einer Behandlung.

Die Hilfsorganisation "terre des hommes" (tdh) forderte, die Bekämpfung von Aids müsse sich stärker an den Lebensumständen in den Entwicklungsländern orientieren. Gerade für die Kinder hätten die Auswirkungen von Aids weit reichende Folgen, sagte tdh-Referentin Christa Dammermann in Osnabrück. Das Leiden und Sterben der Eltern dürfe nicht der nächsten Generation elementare Rechte wie ausreichende Ernährung, gesundheitliche Versorgung, Bildung und Ausbildung vorenthalten.

Millionen Aids-Waisen
In Afrika haben laut UNICEF bereits zwölf Millionen Kinder Mutter, Vater oder beide Elternteile verloren. Die Zahl der Aids-Waisen werde bis 2010 vermutlich auf rund 15,7 Millionen Kinder steigen. Der Tod der Mütter gefährde nach wissenschaftlichen Untersuchungen auch das Leben der Kinder. Wenn die Mutter überlebe, halbiere sich das Todesrisiko für deren Kinder - unabhängig davon, ob sie sich mit dem Virus angesteckt habe.

Die christlichen Hilfswerke "Brot für die Welt" und Misereor verlangten, Patente für Aidsmedikamente in Entwicklungsländern freizugeben. Weltweit benötigten 6,5 Millionen Menschen dringend eine medikamentöse Behandlung, aber nur jeder Fünfte habe Zugang zu den teuren Präparaten. Zudem nannte Misereor eine bessere Aufklärung und Prävention "die wichtigsten Schlüssel im Kampf gegen HIV/Aids". Dies gelte besonders für Osteuropa und Teile Asiens, wo eine epidemische Ausbreitung der Krankheit drohe.

"Rote Schleife" erstmals vergeben
Bei der Konferenz vergab das UN-Aids-Programm am Donnerstagabend erstmals die Auszeichnungen der "Roten Schleife". Fünf Initiativen, darunter ein Projekt für missbrauchte Mädchen in Simbabwe und ein thailändisches Netzwerk von HIV-Positiven, die sich für einen breiteren Zugang zu retroviralen Medikamente einsetzen, erhielten die mit jeweils 20.000 Dollar dotierten Preise.

Zum Abschluss der Aids-Konferenz standen am Freitagnachmittag
(Ortszeit) die Bilanz-Reden der Organisatoren sowie der Vertreter von Wissenschaft, Nichtregierungsorganisationen und Gesundheits- und Entwicklungspolitik auf dem Programm. Hauptredner ist der Aids-Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen, Stephen Lewis.
(KNA)