Exilkubaner sehen Besuch von Benedikt XVI. zwiespältig

Gedämpfter Papstjubel

Die geplante Reise von Papst Benedikt XVI. nach Kuba sorgt für ein geteiltes Echo unter den Exilkubanern und Regimekritikern. Während insbesondere demokratische Bewegungen in den USA vom Besuch des Kirchenoberhauptes mehr Öffnung zu Freiheit und Menschenrechte erwarten, kritisieren andere die passive Haltung des Vatikans gegenüber dem kommunistischen Regime.

Autor/in:
Gabriel Dominguez
 (DR)

Eine der größten Organisationen von Exilkubanern, die in Miami ansässige Versammlung des Kubanischen Widerstandes (ARC), äußerte in einem Schreiben an Benedikt XVI. die Befürchtung, dass die Papstvisite von der kommunistischen Führung dazu missbraucht werden könnte, "das kubanische Volk weiterhin zu unterdrücken und somit ihren Machtanspruch auf der Insel zu legitimieren".

Die Verfasser machen zudem auf die prekäre Menschenrechtslage in dem Karibikstaat aufmerksam. Sie fordern das Kirchenoberhaupt auf, sich mit Oppositionsvertretern zu treffen. Die auf der Insel operierende Menschenrechtsgruppe "Damen in Weiß" bittet zudem Benedikt XVI. darum, sich bei seiner Begegnung mit Staats- und Parteichef Raul Castro für ein Ende der Gewalt der Regierung gegen Oppositionelle einzusetzen.

Schon Johannes Paul II. war auf Kuba
Benedikt XVI. wird vom 26. bis 28. März auf Kuba erwartet. Unter anderem stehen Besuche in Santiago de Cuba und Havanna auf dem Programm. Offizieller Anlass der Reise ist der 400. Jahrestag der Entdeckung des Bildes der "Virgen de la Caridad del Cobre". Den ersten und bislang einzigen Papstbesuch im sozialistischen Kuba absolvierte im Januar 1998 Johannes Paul II. (1978-2005).

Wie damals organisiert auch jetzt die Erzdiözese Miami eine Pilgerreise für exilkubanische Katholiken auf die Insel. Erzbischof Thomas Wenski sagte, er hoffe zwar, dass hunderte Menschen aus Florida nach Kuba reisten. Derzeit sei es jedoch schwierig, genaue Zahlen über die zu erwartenden Pilger anzugeben. Schon unmittelbar vor der offiziellen Bestätigung der Papstreise hatte Wenski einen Ansturm von Exilkubanern aus Florida auf ihre ehemalige Heimat vorausgesagt.

Doch es könnte auch anders kommen. Die Initiative wird bereits als "Touristenreise" kritisiert. Die erste Pilgerfahrt im Jahr 1998 war vom damaligen Erzbischof John Favalora überraschend abgesagt worden, nachdem sich hohe Vertreter der Exilkubaner dagegen aussprachen. Sie begründeten ihre Entscheidung unter anderem damit, dass der Besuch des Kirchenoberhaupts für eine Legitimierung des Regimes missbraucht werden könnte.

Schon 1998 gab es Proteste
Andere Gruppen von Exilkubanern wie der "Movimiento Democracia" wollen ihre eigene Reise veranstalten, allerdings nicht auf die karibische Insel, sondern aufs offene Meer. Demnach plant die Bewegung, eine Flottille in internationale Gewässer zu bringen und dort den Besuch Benedikts XVI. zu feiern. Mit der Aktion wollen sie den Papst darauf aufmerksam machen, dass es auch kubanische Katholiken gibt, die nicht in ihre Heimat zurückkehren dürfen.

Seit einigen Tagen mehren sich kommentierende Stimmen wie in der spanischsprachigen US-Zeitung "El Nuevo Herald", die dem Papst eine zu passive Haltung gegenüber dem Regime vorwerfen. "Bevor sich der Papst neben die Brüder Castro setzt, sollte er an die zahlreichen Eltern, Ehefrauen und Kinder denken, die wegen den Castros Angehörige verloren haben", schreibt die Leserin Alicia Morales aus Miami. Sie stellt in Frage, ob die Reise des Kirchenoberhaupts die Freiheit bringt, die die Insel dringend ersehnt. Enrique Padron fragt wiederum nach der Rolle der Kirche angesichts der Verbrechen des Regimes.

Bereits beim ersten Papstbesuch vor 14 Jahren blieben die Meinungen der Exilkubaner weit auseinander. Während sich die einen den "Geist der Versöhnung" erhofften, sahen andere eine öffentliche Stützung der Regierung in Havanna. Ob sich die Positionen der ultrakonservativen und der gemäßigten Exilierten diesmal noch auf einen Nenner bringen lassen, bleibt offen.