Vom 23. bis 29. März reist das Kirchenoberhaupt nach Mexiko und Kuba - in das nach Brasilien bevölkerungsreichste katholische Land und in eine der letzten Hochburgen des Marxismus.
Schmaler Grat der Zusammenarbeit
Auf Kuba erwartet den Papst ein sehr heikles kirchenpolitisches Terrain. Die katholischen Bischöfe des Landes bewegen sich auf dem oft schmalen Grat zwischen einer punktuellen Zusammenarbeit mit dem Regime aus humanitären Gründen und einer Stabilisierung der bestehenden Herrschaftsverhältnisse. Zuletzt trat die Kirche wiederholt als Vermittlerin für die Freilassung politischer Gefangener hervor.
Oppositionelle hoffen auf den Papstbesuch: 13 Regimekritiker hatten am Mittwoch eine Kirche im Stadtzentrum der Hauptstadt Havanna besetzt. Wie das Erzbistum von Havanna mitteilte, fordern sie, dem katholischen Kirchenoberhaupt bei seinem Aufenthalt in dem sozialistischen Staat eine Botschaft überbringen zu dürfen. Das Erzbistum verurteilte die Besetzung als "illegitim und unverantwortlich".
Besetzte Kirche in Havanna
Die 13 Dissidenten in der Kirche Nuestra Señora de la Caridad (Unserer Lieben Frau der Mildtätigkeit) bezeichnen sich als Mitglieder der bisher nicht bekannten "Republikanischen Partei". Deren Sprecher verlangte in einen Telefoninterview mit der US-Zeitung "Miami Herald" die Freilassung aller politischen Häftlinge sowie Meinungsfreiheit, Privateigentum und soziale Verbesserungen auf Kuba.
Nach Kirchenangaben scheiterten bisher alle Vermittlungsversuche. Sicherheitskräfte riegelten die Kirche ab, verpflichteten sich aber gegenüber dem Erzbischof, nicht einzuschreiten. Der Sprecher des Erzbischofs mahnte die Besetzer zum Einlenken: "Niemand hat das Recht, Gotteshäuser in politische Schützengräben zu verwandeln."
Generalamnestie kurz nach Bekanntgabe der Kuba-Reise
Aufsehen hatte zuletzt die Generalamnestie für 2.900 Häftlinge erregt, unter ihnen auch einige Dissidenten, rund zwei Wochen nach der päpstlichen Ankündigung der Kuba-Reise im Dezember. Das Wort vom "Weihnachtsgeschenk für den Papst" machte die Runde. Kuba verwahrte sich freilich gegen eine solche Interpretation. Es handele sich um einen normalen humanitären Akt der Regierung, so der Botschafter des Landes beim Heiligen Stuhl.
Kleine "Geschenke" oder zumindest wohlwollende Gesten waren in den vergangenen Wochen auch von vatikanischer Seite zu verzeichnen: eine kurze Notiz über den Parteitag der Kommunisten auf Kuba im "Osservatore Romano" etwa oder immerhin drei Interviews mit dem kubanischen Botschafter beim Heiligen Stuhl in vatikanischen Medien.
Kubanische Menschenrechtler hoffen auf deutliche Worte des Papstes
Von Menschenrechtsverletzungen war darin keine Rede. Deutliche Worte von Benedikt XVI. in dieser Sache forderten unterdessen 749 kubanische Menschenrechtler in einem Offenen Brief.
Die größten Spekulationen vor dem Besuch gelten allerdings einer Begegnung, die im offiziellen Programm gar nicht vorgesehen ist: einer möglichen Zusammenkunft des Pontifex Maximus mit dem "Maximo Lider", Fidel Castro. Ein solches Treffen sei möglich, bislang aber nicht vorgesehen, teilte die Kubanische Bischofskonferenz mit. Der 85 Jahre alte Castro ist gesundheitlich stark angeschlagen und seit längerem nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten.
Glaubt man Kubas Botschafter beim Heiligen Stuhl, dann besitzt die katholische Kirche im Land mittlerweile alle Rechte und Freiheiten.
Religionsfreiheit auf Kuba - mit Einschränkungen
Die Lektüre etwa des Länderberichts des katholischen Hilfswerks "Kirche in Not" vermittelt jedoch einen ganz anderen Eindruck. Das Thema Religionsfreiheit liegt Benedikt XVI. besonders am Herzen - und so dürfen seine Äußerungen zur Lage der Kirche in Kuba mit Spannung erwartet werden. Zuhören werden dem Papst auch die Kommunisten - und zwar mit "Respekt", wie die Zeitung "Granma", das Organ des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, zu Wochenbeginn ankündigte.
Und Mexiko? Es machte auch vor der Papstreise vor allem mit jenem Thema Schlagzeilen, das mittlerweile alle anderen Nachrichten aus diesem Land verdrängt: der Drogenkrieg, der das Land mit jährlich Tausenden Toten an den Rand des Abgrunds gebracht hat. Der päpstliche Botschafter musste eigens klarstellen, dass Benedikt XVI. keine Angst habe, nach Mexiko zu kommen. Die Bischöfe des Landes äußerten die Hoffnung, dass der Papstbesuch ein deutliches Zeichen gegen den Drogenkrieg setzt, und zwei mächtige Kartelle kündigten an, während des Besuchs die Waffen schweigen zu lassen.
Drogenkrieg in Mexiko sorgt für Schlagzeilen
Andere Themen gerieten dadurch in den Hintergrund. Etwa der Missbrauchsskandal um den aus Mexiko stammenden Gründer der Ordensgemeinschaft "Legionäre Christi", Marcial Maciel Degollado (1920-2008), die in dem lateinamerikanischen Land besonders stark vertreten ist. Zu schaffen macht der Kirche in Mexiko überdies das aggressive Gebaren protestantischer Freikirchen und Sekten, die immer mehr Zulauf finden und mittlerweile rund elf Millionen Mitglieder zählen.
Eines war dem Besuch Johannes Pauls II. auf Kuba 1998 und seiner ersten Reise nach Mexiko 1979 gemeinsam: Beide gingen als historische Wendepunkte im schwierigen Verhältnis zwischen Staat und Kirche in diesen Ländern ein. Die Messlatte liegt also hoch.
Eine Woche vor dem Papstbesuch in Mexiko und Kuba
Die Messlatte liegt hoch
Wenn Papst Benedikt XVI. in der kommenden Woche zu seinem Besuch in Mexiko und Kuba aufbricht, dann ist das eine doppelte Premiere: Erstmals in seinem Pontifikat besucht er das spanischsprachige Lateinamerika. Und erstmals betritt er als Papst kommunistischen Boden. Prälat Bernd Klaschka fährt mit nach Kuba. Der Adveniat-Geschäftsführer hofft, dass der Papstbesuch die Kubaner in ihrem Glauben stärkt und ihnen Mut macht.
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