Erst abends sind Erik Marquardt und ich zu einer Videokonferenz verabredet. Vorher hat der Grünen-EU-Abgeordnete 12 Stunden gearbeitet, vor allem telefoniert, kommuniziert und informiert. Jetzt also die Sendung Menschen. Während Erik Marquardt überprüft, ob alle Teile von Headset und Laptop noch genug Strom haben, trinkt er rasch was. Dann geht es los.
Niemanden zurücklassen!
Der junge Abgeordnete ist neu im Europaparlament, aber als Fotojournalist geübt mit Medienvertreter*innen aller Art. „Die Würde des Menschen ist unantastbar", sagt er, die müsse man ins Zentrum stellen. Und deswegen das Camp so schnell wie möglich evakuieren, bevor das Coronavirus im Lager, das für 3000 Menschen anlegt ist und im Moment 20 000 Menschen beherbergt, eine Katastrophe auslöse.
Woher Erik Marquardt denn die Zuversicht nähme, dass seine Petition, den Menschen in Moria helfen, dass wirklich Menschen evakuiert werden könnten, will ich wissen. Schließlich gab es nicht mal vor der Coronapandemie den politischen Willen, den Menschen im Camp zu helfen.
Ich bin nicht bereit, pessimistisch zu denken
„Ich bin nicht bereit, pessimistisch zu denken. Ich mache Politik, weil ich was verändern will“, ist seine Antwort. „Niemand weiß alles, wir müssen diskutieren, auch hart streiten in der Asylfrage“, ist er sich sicher. Aber, führt er mir großer Entschiedenheit fort: „Nur in einem Rahmen, der Menschen in Not hilft“. Politik dürfe die Menschen nicht instrumentalisieren, nur, weil es gerade den eigenen politischen Zielen helfe.
„Wir müssen aufhören darüber zu reden, was wir nicht können. Wir müssen endlich darüber reden, was wir tun können“, fordert Erik Marquardt, „und das ist eine ganze Menge“. Was die Zivilgesellschaft alles tun kann, mit welchen kreativen Methoden die Kampagne "#leave no one behind" die Politiker*innen in Berlin überraschen wird und welche Rolle Prominente Mitstreiter*innen spielen werden- hören Sie in der Sendung.
Wir laufen einen Marathon
Erik Marquardt, geboren in Neubrandenburg, ist über sein Studium der Chemie in die bundesweite Hochschulpolitik gekommen. Weil er Politik aus eigener Anschauung machen wollte, wurde er Fotojournalist. Reiste nach Afghanistan, bereiste die Balkanroute, beteiligte sich an Seenotrettung im Mittelmeer.
Erik Marquardt war beeindruckt vom Zusammenhalt und der Gastfreundschaft der Menschen in den Lagern – obwohl sie weniger als nichts hatten, „boten sie mir Tee an, den sie selber dann nicht mehr hatten“. Mit seinen Bildern und Berichten wollte er die Menschen zeigen, wie sie sind. Sowohl ihre Not und ihr Elend, als auch ihre Hoffnungen und Träume.
Was Erik Marquardt denkt, über Norbert Blüm oder den EU Deal mit der Türkei, indem man nicht einfach einseitig Partei ergreifen dürfe? Hören Sie in dieser Sendung.
„Wir laufen einen Marathon und gehen gerade die ersten Schritte.“ Ich wünsche, dass Würde und Menschlichkeit es über die Ziellinie schaffen.