Als Sohn eines Bauern am 16. Januar 1940 in Neheim im Sauerland geboren, wuchs Franz Müntefering in einer katholischen Familie in Sundern auf. Nach der Volksschule und einer dreijährigen Lehre arbeitete Müntefering zunächst als Industriekaufmann.
Seine wechselvolle politische Karriere begann im heimischen Stadtrat von Sundern, dem er von 1969 bis 1979 angehörte. Von 1975 bis 1992 saß er erstmals im Bundestag, von 1996 bis 1998 war er Mitglied im NRW-Landtag. Dem Bundestag gehörte er erneut von 1998 bis 2013 an.
1998 bis 1999 war Franz Müntefering Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen im Kabinett Schröder, von 2002 bis 2005 Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, von 2005 bis 2007 Vizekanzler und Bundesminister für Arbeit und Soziales im ersten Kabinett von Angela Merkel (CDU). SPD-Parteichef war er 2004 bis 2005 und 2008 bis 2009.
Als SPD-Bundesgeschäftsführer seit 1995 hatte er großen Anteil an Gerhard Schröders Wahlsieg 1998 und der ersten rot-grünen Bundesregierung. 2004 übernahm er den Parteivorsitz von dem politisch immer stärker unter Druck geratenen Schröder.
Mit der großen Koalition ab 2005 setzte sich der allmähliche Niedergang der SPD fort. Vizekanzler Müntefering warf im November 2005 den Parteivorsitz hin, weil die Parteilinke um Andrea Nahles seine Personalpolitik durchkreuzt hatte. Im November 2007 zog sich Müntefering aus Regierung und Partei zurück, um seine krebskranke Frau Ankepetra zu pflegen.
Im Juli 2008 kehrte er nach dem Tod seiner Frau wieder in die Politik zurück. Wenig später wurde er an Stelle des glücklosen SPD-Chefs Kurt Beck wieder zum Parteichef gewählt. Als die SPD 2009 die Bundestagswahl verlor, stellte Müntefering sein Amt zur Verfügung. Im Bundestag blieb er bis 2013 aktiv.
Im Dezember 2009 heiratete der fast Siebzigjährige die 40 Jahre jüngere Journalistin Michelle Schumann, die inzwischen selber für die SPD dem Bundestag angehört und Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik ist. (KNA/Stand: 15.01.2020)