Gustavo Gutierrez (92) gehört zu den Begründern der sogenannten Theologie der Befreiung. Mit ihr reagierten Theologen seit den 1960er Jahren auf wachsende soziale Missstände in Lateinamerika. Gutierrez' 1971 erschienenes und in zahlreiche Sprachen übersetztes Buch "Theologie der Befreiung" gab der Bewegung ihren Namen. Die Befreiungstheologie führte auch zum Ansatz der sogenannten Basisgemeinden.
Der am 8. Juni 1928 in Lima geborene Gutierrez studierte in Lima, Löwen und Lyon Medizin, Philosophie, Psychologie und Theologie. Lange lehrte der Priester als Professor an der Katholischen Universität in Lima. In den vergangenen Jahren arbeitete er - auch kritisch - die Geschichte und Spiritualität der Befreiungstheologie auf.
Während Rom Mitte der 80er Jahre gegen die Befreiungstheologen Leonardo und Clodovis Boff vorging, lehnte die Peruanische Bischofskonferenz 1984 Maßnahmen gegen Gutierrez ab. Ab 1990 wurden seine Schriften von der Glaubenskongregation und den peruanischen Bischöfen untersucht, ohne dass es zu Konsequenzen kam. Er selbst räumte "Übertreibungen, sogar einige Irrtümer" der Befreiungstheologie ein. Wiederholt distanzierte er sich vom Marxismus.
1999 trat Gutierrez dem Dominikanerorden bei. Viel Zeit verbringt er in Limas Armenviertel Rimac. Er erhielt Dutzende Ehrendoktortitel und wichtige internationale Auszeichnungen. (KNA / 15.03.2021)