Papst Franziskus hat den verstorbenen Befreiungstheologen Gustavo Gutierrez als "großen Mann der Kirche" gewürdigt. Das Erzbistum Lima veröffentlichte am Donnerstag eine emotionale Videobotschaft mit einem Nachruf des Papstes in den sozialen Medien. Den Angaben zufolge habe der Papst sich ausdrücklich trotz anderer Verpflichtungen für den Nachruf während der Weltsynode Zeit genommen.
"Heute denke ich an Gustavo, Gustavo Gutierrez, einen großen Mann, einen Mann der Kirche, der es verstand, still zu sein, wenn er still sein musste, der es verstand, zu leiden, wenn er leiden musste, der es verstand, so viel apostolische Frucht und so viel reiche Theologie weiterzugeben", sagte Franziskus wörtlich. "Ich denke an Gustavo, lasst uns alle gemeinsam für ihn beten, möge er in Frieden ruhen." Gustavo Gutierrez starb am Dienstag im Alter von 96 Jahren in Peru.
Teils kritisierte Theologie
Die vom Vatikan teils kritisch beurteilte Befreiungstheologie reagierte seit den 1960er Jahren auf extreme soziale Missstände in Lateinamerika. Gutierrez' 1971 erschienenes und in viele Sprachen übersetztes Buch "Theologie der Befreiung" gab der Bewegung ihren Namen. Sie interpretierte die Botschaft Jesu als einen Aufruf, die Unterdrückung und Entrechtung von Menschen zu überwinden. Auch Anhänger linker Guerillabewegungen beriefen sich in ihrem Kampf auf sie.