Maria hat ihren Beinamen wohl nach ihrem Heimatort Magdala, dem heutigen Migdal in Israel. Maria schloss sich Jesus als Jüngerin an, nachdem der sie von Besessenheit befreit hatte (Lukasevangelium 8, 2). Der Jüngerkreis Jesu war größer als die bekannten zwölf Männer und umfasste auch Frauen, unter denen Maria offenbar eine besondere Stellung hatte, denn die Listen der Frauen im Neuen Testament werden stets von ihr angeführt.
Maria sorgte - wie andere Frauen auch insbesondere für Jesu Lebensunterhalt (Lukasevangelium 8, 3). Mit Jesus und den Jüngern zog Maria nach Jerusalem; zusammen mit zwei anderen Frauen flüchtete sie aber nicht wie die anderen Jünger, sondern blieb bei der Kreuzigung und dem Sterben Jesu dabei (Matthäusevangelium 27, 55 - 56).
Maria war an der Kreuzabnahme Jesu beteiligt und verharrte nach der Grablegung weinend am Grab (Matthäusevangelium 27, 61; Johannesevangelium 20, 11). Sie ging dann am Morgen nach dem Sabbat zusammen mit zwei anderen Frauen zum Grab, um den Leichnam Jesu einzubalsamieren; sie wurden die ersten Zeuginnen des leeren Grabes (Markusevangelium 16, 6) und erhielten den Auftrag, dieses den sich versteckt haltenden Jüngern zu berichten (Markusevangelium 16, 7).
Das Johannesevangelium schildert, dass Maria am Ostermorgen allein war, das Grab leer fand und darüber berichtete (20, 1 - 10). Dann kehrte sie zum Grab zurück und begegnete dem Auferstandenen (20, 15-17). Maria Magdalena war also nicht nur zu Lebzeiten die Frau mit besonderer Nähe zu Jesus. Sie war - als Frau! - auch die erste, welche die das Christentum begründende Botschaft von der Auferstehung Christi erfuhr und dann zu verbreiten hatte.
Über ihr weiteres Schicksal fehlen biblische oder andere zuverlässige Berichte. Der Legende zufolge ist Maria Magdalena bzw. Maria von Bethanien mit ihren zwei Geschwistern Lazarus und Martha von christenfeindlichen Juden in ein Schiff ohne Steuer und Segel gesetzt, dem Meer überantwortet und Wind und Wellen preisgegeben worden. Das Schiff erreichte Marseille; sie soll dann einige Jahre als Einsiedlerin in einer Höhle nahe dem heutigen St-Maximin-la-Sainte-Baume, inmitten von wilden Tieren in völliger Einsamkeit gelebt haben, dort gestorben und begraben worden.
Nach einer griechischen Überlieferung befand sich ihr Grab zu Ephesus, von wo Kaiser Leon VI. 899 die Reliquien nach Konstantinopel überführte. Auch die Mönche von Vézelay behaupteten seit dem 11. Jahrhundert., den Leib Maria Magdalena zu besitzen. Der Überlieferung nach wurden Marias sterbliche Überreste im 9. Jahrhundert in das Kloster überführt. Dieses Kloster wurde ab dem 11. Jahrhundert zu einem Wallfahrtsort, besonders als Zwischenstation der Pilger auf der Wallfahrt zu Jakobus nach Santiago de Compostela. Weitere Reliquien werden in Paris, Exeter und Halberstadt verehrt.
Maria Magdalena ist Patronin der Frauen, reuigen Sünderinnen, Verführten, der Kinder, die schwer gehen lernen; der Handschuhmacher, Kammmacher, Friseure, Salbenmischer, Parfüm- und Puderhersteller, Bleigießer, Böttcher, Weißengerber, Wollweber, Gärtner, Winzer, Weinhändler, Schüler und Studenten. Außerdem wird sie angerufen bei Augenleiden. Sie wird häufig dargestellt als vornehme Dame oder als Büßerin vor einer Höhle mit Totenkopf, Geißel und Salbengefäß.