Nike Wagner, Ururenkelin von Franz Liszt und Urenkelin von Richard Wagner, wurde am 9. Juni 1945 in Überlingen am Bodensee geboren. Die Tochter des Regisseurs Wieland Wagner (1917-1966) und der Tänzerin und Choreografin Gertrud Wagner geb. Reissinger (1916-1998) wuchs mit drei Geschwistern in Richard Wagners "Villa Wahnfried" in Bayreuth auf. Sie studierte Musik-, Theater- und Literaturwissenschaft unter anderem in Berlin, Paris, Wien und den USA. 1973 promovierte sie mit der Arbeit "Geist und Geschlecht. Karl Kraus und die Erotik der Wiener Moderne".
Seit 1975 arbeitet Nike Wagner als freiberufliche Kulturwissenschaftlerin. Unter anderem wurde sie 1999 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 2003 Sachverständige der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestages. 2012 ehrte sie die Pädagogische Hochschule Heidelberg mit einer Honorarprofessur. Von 2004 bis 2013 war Wagner künstlerische Leiterin des Kunstfestes Weimar das sie Franz Liszt widmete, seit 2014 ist sie Intendantin des Beethovenfestes Bonn.
Nike Wagner machte sich als Autorin zur europäischen Kultur- und Geistesgeschichte einen Namen. Insbesondere setzte sie sich kritisch mit ihrer Herkunftsfamilie auseinander, etwa in "Wagner Theater" (1982) und "Über Wagner. Von Musikern, Dichtern und Liebhabern" (1995). Dabei geht es ihr auch um die Frage nach Verquickungen mit dem Nationalsozialismus etwa durch die Freundschaft von Richard Wagners Schwiegertochter Winifred mit Hitler. Wiederholt kritisierte sie die Ausrichtung der Bayreuther Festspiele, um deren Leitung sie sich bewarb.
Nike Wagners Bonner Intendanz sollte mit den Feiern zum 250. Geburtstag Ludwig van Beethovens (1770-1827) enden. Angesichts der Verschiebungen durch die Corona-Pandemie wurde ihre Amtszeit bis 31. Oktober 2021 verlängert. Ihre 1981 geborene Tochter Louise Wagner ist Tänzerin, Choreografin und Bühnenbildnerin. (KNA)