Kardinal Woelki warnt vor Verstößen gegen das Gottesdienstverbot

"Wir haben eine hohe Verantwortung"

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki warnt davor, trotz der Corona-Restriktionen zu öffentlichen Gottesdiensten einzuladen. In einem Zeitungsinterview äußerte er sich auch zu Fragen der Patientenversorgung und sozialen Isolation älterer Menschen.

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht (KNA)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der "Bild"- Zeitung (Mittwoch) sagte Woelki wörtlich zu den Klagen einzelner Gemeinden gegen das Verbot öffentlicher Gottesdienste: "Wir haben das von einem Staatskirchenrechtler prüfen lassen und haben das juristische Ergebnis bekommen, dass die kommunalpolitisch Verantwortlichen solche Entscheidungen treffen können, dass das rechtsstaatlich ist und dass wir uns als Kirche dagegen nicht wehren können."

Woelki äußerte die Sorge, dass bei Verstößen gegen die Auflagen "die kommunalen Verantwortlichen die jetzt noch offenen Kirchen schließen". Außerdem betonte er, wie sehr es ihn persönlich schmerze, dass es erstmals in der christlichen Geschichte Deutschlands keine öffentlichen Gottesdienste zu Ostern gebe: "Das ist etwas, dass wir uns nie haben vorstellen können."

"Wir wollen dazu beitragen, dass Menschen nicht erkranken"

Zugleich fügte der Erzbischof hinzu: "Wir haben eine hohe Verantwortung für das Leben der Menschen und eine hohe gesellschaftliche Verantwortung. Wir wollen dazu beitragen, dass Menschen nicht erkranken."

Taufen und kirchliche Trauungen sind im Erzbistum Köln ebenso ausgesetzt wie Firmungen. Beerdigungen finden statt, aber nur im Kreis ganz weniger Angehöriger. Die entsprechenden Gottesdienste sollen nach Überwindung der Corona-Epidemie nachgeholt werden. Beichten können unter Wahrung der Abstandsregeln abgenommen werden, so Woelki weiter. Im Einzelfall könne dabei auch die Kommunion gereicht werden.

"Man muss im letzten eine Güterabwägung treffen"

Woelki äußerte sich auch zu ethischen Fragen der Patientenversorgung in Zeiten der Corona-Krise. Er halte es für gerechtfertigt, wenn Ärzte in einer Krisensituation wie der Corona-Pandemie entscheiden, welche Patienten sie retten und welche nicht. "Man muss im letzten eine Güterabwägung treffen", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Wer die größte Überlebensmöglichkeit habe, dem müsse an erster Stelle geholfen werden, betonte Woelki: "Und dort, wo nach menschlichem Ermessen davon ausgegangen werden muss, dass die Krankheit schon so weit fortgeschritten ist, dass die Gefahr des Todes besteht, da ist sicherlich in einer solchen Güterabwägung demjenigen, dem Gesundheit und Leben wahrscheinlich erhalten werden können, der Vortritt zu geben."

"Alte Leute nicht vergessen"

Besorgt zeigte sich Woelki über die Isolierung und Vereinsamung älterer Menschen in Pflege- und Altenheimen. "Das ist eine ungeheure Herausforderung", sagte er. "Deshalb ist es notwendig, dass wir als Kinder und als Enkel die alten Leute nicht vergessen, dass wir versuchen, über Skype und Telefon den Kontakt zu halten."

Erzbischof befürchtet Anstieg der Arbeitslosigkeit

Woelki befürchtet insgesamt einen Anstieg der sozialen Not in Deutschland als Folge der Corona-Krise: "Ich befürchte ein Ansteigen der Arbeitslosigkeit. Es ist damit zu rechnen, dass wir über 2,3 Millionen Arbeitslose haben werden, Kurzarbeit kommt dazu."

Wirklich hart treffe die Corona-Krise auch die Obdachlosen. Deshalb habe er das Priesterseminar für sie geöffnet, wo sie eine warme Mahlzeit bekämen und duschen könnten.


Quelle:
KNA