"Es kann nicht darum gehen, Künstliche Intelligenz (KI) zu verteufeln", sagte der Hallenser Professor Dirk Evers am Donnerstag bei einer Tagung der Theologischen Fakultät der Uni Halle: "Wir müssen in der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen digital vermittelter Formen von Selbstbestimmung die Unverfügbarkeit des Menschen in seiner Anerkennung als Person herausstellen."
Zugleich müsse Kirche für die "Überforderungsdynamiken der Moderne" sensibel werden, so Evers: "Die Frage ist doch: Was treibt unsere Ängste und Sehnsüchte nach Superintelligenz an?" Zweifelsohne gebe es zunehmende Erwartungen, mit Hilfe utopischer Technik existenzielle und soziale Probleme endgültig überwinden zu können. Dabei sieht Evers durchaus Analogien zur Religion: "Mit der KI entsteht das Bild eines von uns geschaffenen Gottes, der potenziell alles weiß, was gewusst werden kann, und dem man seine Wege anvertrauen kann, weil es hier um Optimierung unseres Alltags geht, nicht aber um Heil oder Unheil." KI bediene in Teilen Versprechungen, die es auch in der Religion gebe, etwa Orientierung und Entlastung vom Entscheidungsdruck.
Evers: KI kann schwierige Arbeiten erleichtern
Evers verwies außerdem auf den Einsatz von Robotern etwa in Pflege- und Seniorenheimen, die unter anderem auf erkannte Emotionen mit simulierten Emotionen reagieren. "Eine generelle Ablehnung solcher Systeme scheint unangebracht", so der Theologe: "Denn sie können Kommunikation anregen, sozial positive Effekte erzeugen und schwierige Arbeiten erleichtern." Roboter müssten als solche aber immer erkennbar sein und es müsse eine freie Entscheidung des Menschen bleiben können, sich mit solchen Systemen auseinanderzusetzen.
Der evangelische Pastoraltheologe Christian Grethlein verteidigte den Einsatz eines "Segensroboters", wie er etwa 2017 beim Evangelischen Kirchentag in Wittenberg zum Einsatz kam, als legitimes Instrument zur religiösen Kommunikation. "Er ist als Ergänzung der Segenspraxis zu begrüßen", so der Professor der Universität Münster.
Evers: Segensroboter muss an Ansprechpartner gekoppelt sein
Elementar sei allerdings ein gutes "soziales Setting" beim Einsatz: "Der Roboter Bless-U-2 stand in Wittenberg neben der Lichtkirche und ständig waren kirchliche Ansprechpartner zugegen, falls die Gesegneten im Anschluss das Gespräch suchten", erläuterte Grethlein. Wichtig sei zudem, dass der Roboter biblische Segensprüche und keine eigens erdachten verwendete und damit an die Bibel rückgebunden war.