Ingo Brüggenjürgen (DOMRADIO.DE-Chefredakteur): Wir sind hier beim Verband der Diözesen Deutschlands, genauer gesagt, in der Kaiserstraße in Bonn, bei der Deutschen Bischofskonferenz und bei mir ist die neue Generalsekretärin Beate Gilles.
Haben Sie sich schon zurechtgefunden? Sie haben ja gerade erst angefangen.
Beate Gilles (Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz): Ich kenne schon ein paar Orte in diesem Haus, aber bei Längstem noch nicht alles. Ich lerne vor allen Dingen noch neue Kolleginnen kennen. Es ist schön einfach hier zu sein und Menschen zu erleben. Da beginnt etwas. Jetzt wird's konkret und das ist gut.
Brüggenjürgen: Sie haben sich auch auf Pilgerreise gemacht und sind zu Fuß hierher gelaufen. Was war das für eine Erfahrung für Sie?
Gilles: Das war eine ganz wichtige Sache. Mir war sofort klar, dass ich das wieder machen würde. Ich kann sagen "wieder", denn ich habe das schon einmal gemacht: 2010, als ich von Stuttgart nach Limburg gewechselt bin. Eigentlich wollte ich eine große Reise machen. Dann habe ich aber gemerkt: Das ist nicht stimmig. Ich brauche keinen neuen Input von außen, sondern ich muss zu mir kommen vor so einem großen Wechsel. Es war klar, dass ich das wieder mache.
Die Konditionen waren jetzt ein bisschen besser, weil es im Sommer war. Dafür war es sehr heiß. Aber es war genau das: wieder bei mir ankommen. Ein Stück das nachklingen lassen, was man in so einem Abschied auch alles mit auf den Weg bekommt. Aber auch schon ein Stück Ausblick auf das, was kommt. Es war wunderbar, im Siebengebirge dann auch schon mal den Blick auf Bonn zu wagen und zu wissen: Da komme ich an. Mir ist die Stadt ein bisschen vertraut, weil ich schonmal zehn Jahre hier gelebt habe. Aber es war jetzt ein wirklich neues Ankommen. Es ist schön, das so langsam machen zu können. Das war gut.
Brüggenjürgen: Ein Neuanfang, ein neuer Aufbruch: Sie sind die erste Frau an der Spitze dieser Geschäftsstelle. Sie haben den Titel "Generalsekretärin". Wie fühlt man sich denn so in so einem Amt, wenn man die allererste Frau ist?
Gilles: Ich merke, dass da von außen mehr an mich herangetragen wird, als ich das selber kann. Ich merke, dass in den Rückmeldungen viel, viel Hoffnung mitschwingt, dass es ein wichtiges Zeichen ist und dass es Veränderungen gibt. Ich gucke mit großem Respekt auf das, was mein Vorgänger Pater Langendörfer über viele Jahre gemacht hat und übernehme ein wunderbares, nicht nur schön gebautes, sondern auch sehr gut bestelltes Haus.
Da hineinzukommen und was das letztendlich bedeutet, auch in dieser Zeit, daran muss ich mich noch herantasten. Man kann aus diesem Titel ja etwas Schönes machen. Manchmal betone ich vielleicht mehr die "Sekretärin" und an anderer Stelle dann das andere. Daher glaube ich, hat das eine gute Bandbreite.
Brüggenjürgen: Manchmal General, manchmal Sekretärin – das ist doch eine gute Mischung. Sie sind ja für viele Frauen eine Hoffnungsträgerin. Empfinden Sie das selber auch so?
Gilles: Ich merke, dass Menschen das damit verbinden. Ich finde wichtig, dass wir in der Kirche diese Hoffnung haben und mit Hoffnung in die Zukunft gehen. Ich glaube, dass es insgesamt für die Kirche im Moment eine ganz wichtige Zeit ist, aber auch eine gute Zeit. Es ist eine gute Zeit für mich, hier zu starten. Mit dem Synodalen Weg sind viele Themen aufgerufen, die schon lange da sind, aber nie so ein Forum hatten, um wirklich gemeinsam in dieser Breite angegangen zu werden. Da ist auch viel Hoffnung drin. Dass ich da jetzt mit einsteigen kann und das mitgestalten kann, das ist eine grandiose Aussicht.
Brüggenjürgen: Wenn man selber Hoffnungsträgerin ist, dann muss man selber auch irgendwo seine Hoffnung dran festmachen. Was macht Ihnen Mut?
Gilles: Ich gehe jetzt auch nochmal stärker in die Kirche hinein, als ich das bisher ja schon war. Mir ist nochmal deutlich geworden: Mein Lebensweg ist total eng mit der Kirche verknüpft. Ich habe in der Kirche immer Orte gefunden, an denen ich das leben und gestalten konnte. Ich bin immer auf Menschen getroffen, die das auch mit mir gestalten konnten.
Das ist etwas, wo ich denke: Ja, ich bin auch Teil dieser Institution und für mich geht Glauben nicht ohne diese Institution. Ein Stück daran zu arbeiten und mitzuwirken, dass diese Institution auch weitergeht und sich zukunftsfähig gut aufstellt, das ist eine große Aufgabe, aber für mich auch ein wirkliches Herzensanliegen.
Brüggenjürgen: Dann wünschen wir Ihnen für dieses Herzensanliegen alles Gute, die nötige Kraft und Gottes Segen!
Gilles: Und Ihnen jetzt einen guten Weg. Sie haben sich warm gefahren. Das Wetter ist gut und viele schöne weitere Kilometer am Rhein entlang wünsche ich Ihnen.