Das erklärten die Judaistinnen Katrin Kogman-Appel und Franziska Kleybolte in einem Online-Beitrag der Universität Münster von Freitag. Diese Umwidmungen seien als politische Akte der Machtübernahme zu verstehen und drückten den Triumph der Kirche über das Judentum aus. "Aber auch wirtschaftliche Motive spielten eine Rolle", schreiben die Wissenschaftlerinnen. Die jüdische Gemeinde habe mit der Synagoge oft ihren öffentlichen und privaten Besitz verloren.
Im fränkischen Rothenburg ob der Tauber sei bei der Umwandlung einer Synagoge in eine Kirche darauf geachtet worden, dass "alles Jüdische aus den Mauern vertrieben" wurde, erklären Kogman-Appel und Kleybolte. Innen und außen sei die Tünche von den Wänden abgeschlagen und diese seien neu gestrichen worden. Als die Osmanen die Hagia Sophia in eine Moschee umwandelten, hätten auch sie byzantinische Mosaiken weiß übertüncht.
Größte Kirche der Welt
Die Hagia Sophia war fast 1.000 Jahre lang die größte Kirche des Christentums. 1453 machten die osmanischen Eroberer daraus eine Moschee. Der Gründer der türkischen Republik, Mustafa Kemal "Atatürk", erklärte das Bauwerk 1934 zum Museum.
Seit einer Umwidmungs-Zeremonie am Freitag ist die Hagia Sophia offiziell wieder eine Moschee. Gemeinsam mit Hunderten Gläubigen vollzog der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan das erste Freitagsgebet seit 86 Jahren. Die Fresken und Mosaike aus christlich-byzantinischer Zeit waren verhängt. Die Umwidmung des historischen Bauwerks über dem Bosporus hatte international scharfe Proteste ausgelöst.