Der Schritt des Magazins sei "eine ungerechtfertigte Provokation der Gefühle von rund zwei Milliarden Muslimen weltweit", heiß es laut Bericht der Zeitung "Al-Ahram" in einer Stellungnahme von Mittwoch.
Das "Beharren des Magazins auf dem kriminellen Akt der Neuveröffentlichung der offensiven Cartoons" schüre Hassreden und entflamme Gefühle zwischen Anhängern verschiedener Religionen, so die Kairoer Institution.
Verurteilung des Anschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo"
Sie warf "Charlie Hebdo" vor, weltweite Bemühungen großer religiöser Institutionen zu behindern, einen Dialog zwischen den Religionen herzustellen, wie etwa die "Gemeinsame Erklärung zur Geschwisterlichkeit aller Menschen" von Papst Franziskus und dem sunnitischen Großimam der Al-Azhar-Moschee, Ahmad Al-Tayyeb, von 2019.
Die internationale Gemeinschaft forderte das Gremium auf, entschieden gegen Angriffe auf Überzeugungen und Symbole von Muslimen vorzugehen und der "Politik der Doppelmoral" ein Ende zu setzen. Zugleich bekräftigte es seine Verurteilung des Anschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" vom Januar 2015 mit zwölf Todesopfern. Der Islam lehne jegliche Gewalt ab.
Prozess eröffnet
Die zwölf Mohammed-Karikaturen wurden ursprünglich im September 2005 von der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" veröffentlicht und 2006 von "Charlie Hebdo" aufgegriffen. Sie zeigen den Propheten, der eine Bombe anstelle eines Turbans trägt, oder mit einem Messer, flankiert von zwei verschleierten Frauen.
Neben den dänischen Karikaturen erschien auf dem Titel von "Charlie Hebdo" (Mittwoch) auch eine Karikatur des Propheten von ihrem Zeichner Cabu, der bei dem Anschlag 2015 getötet wurde. Am Mittwoch wurde der Prozess gegen die dschihadistischen Attentäter eröffnet.
Darstellung des Propheten im sunnitischen Islam verboten
Die Veröffentlichung der Karikaturen in Dänemark hatte gewalttätige Demonstrationen in mehreren islamischen Ländern ausgelöst. Die Darstellung des Propheten ist im sunnitischen Islam streng verboten. Auf Spott oder Beleidigung gegen ihn steht traditionell die Todesstrafe.
Die Al-Azhar-Moschee ist Kairos älteste Moschee und eines der bedeutendsten islamischen Gotteshäuser Ägyptens. An sie angegliedert ist eine Universität mit 20.000 Studienplätzen, die als eine der bedeutendsten Lehrautoritäten des sunnitischen Islam gilt.