Papst Franziskus hat davor gewarnt, ganze Regionen oder Personengruppen mit dem Bösen zu identifizieren. "Die Grenze zwischen Gut und Böse geht durch das Herz jedes Menschen, denn wir alle sind Sünder", erinnerte Papst Franziskus am Sonntag auf dem Petersplatz in Rom.
Papst Franziskus hat davor gewarnt, ganze Regionen oder Personengruppen mit dem Bösen zu identifizieren. Beide Wirklichkeiten seien ineinander verwoben und verlangten "die schwierige Aufgabe der Unterscheidung". Das letzte Urteil liege bei Gott.
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen
Beim Angelusgebet sprach er über die Entscheidung zwischen Gut und Böse. Ausgangspunkt war das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen. Diese Erzählung veranschauliche nicht nur das "Problem des Schlechten in der Welt", sondern stelle auch Gottes Geduld mit den Menschen dar: "Wie viel Geduld hat Gott nur mit mir - das kann jeder von uns sagen", betonte der Papst.
In dem Gleichnis säht ein Gutsherr guten Weizen aus. In der Nacht kommt aber sein Feind und säht Unkraut aus. Der Feind, so der Papst, stelle den Teufel dar, während der Gutsherr sinnbildlich für Gott stehe. Entgegen des Angebots seiner Diener, besteht der Gutsherr darauf, das Unkraut wachsen zu lassen und verbietet den Dienern, es auszureißen.
"Mit diesem Bild erklärt Jesus uns, dass das Gute und das Böse in der Welt eng miteinander verwoben sind", deutete der Papst. Es sei unmöglich, beides zu trennen oder gar das Böse ganz zu vernichten. Das sei allein Gott vorbehalten.
Was heißt das für die Christen?
Den Gläubigen gab der Papst auf, zwei vermeintlich entgegengesetzte Formen zu verbinden: die Entscheidungskraft und die Geduld. "Es geht einmal um die Entscheidung, guter Weizen zu sein", so Franziskus. Weiter gehe es auch darum, mit dem Bösen in der Welt Geduld zu haben.
Die Kirche etwa dürfe "keine Angst haben, sich die Hände schmutzig zu machen, wenn sie die Windeln ihrer Kinder wäscht", sagte der Papst. Einer solchen Haltung sei der Vorzug zu geben vor einer "Kirche der Reinen, die beansprucht, vor der Zeit zu urteilen, wer im Reich Gottes steht und wer nicht". Nur das Schlechte außerhalb seiner selbst zu sehen, bedeute, "nicht die Sünde anerkennen zu wollen, die es auch in uns gibt".
"Erkenne den Sünder in Dir"
Klassifizierungen, zum Beispiel über Einteilungen in Territorien oder Nationen, seien keine probaten Unterscheidungsmaßstäbe für Gut und Böse. Vielmehr befinden sich beide Anteile in jedem Menschen, betonte der Papst. "Ich will Euch fragen: Wer ohne Sünde ist, hebe die Hand. Aber das ist niemand! Denn wir sind alle Sünder."
Das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen diene in dem Sinne, den Sünder in sich zu erkennen und zu akzeptieren. Wer das Böse stets außerhalb von sich suche, der wolle nicht anerkennen, dass die Sünde doch ein Teil seiner selbst sei, so Franziskus.
Rettung durch Christus
"Jesus rettet uns aus der Sklaverei der Sünde", unterstrich der Papst. Er lehre den Menschen nämlich, die Wirklichkeit mit den Augen Gottes zu sehen. "Das, was nach Zwietracht und Unkraut aussieht, kann etwas Gutes werden", schlug er vor. Es gehe um eine Wirklichkeit der Umwandlung, eine Perspektive der Hoffnung.
Die Christen sollten sich bewusst sein, dass "nicht nur Schmutz und Böses" sie gäben, sondern auch das Gute und Schöne. Es gelte "die Werke Satans aufzudecken", vor allem aber auf das Handeln Gottes in der Geschichte zu vertrauen, sagte Franziskus.