"Ich fühle mich hier vollkommen frei, nur meinem Gewissen und dem Glauben der ganzen Kirche verpflichtet", sagte der Kölner Erzbischof im Interview der "Herder Korrespondenz" (Februar).
In der Satzung des Synodalen Wegs heißt es dazu: "Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung." Die "Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe", im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibe "durch die Beschlüsse unberührt".
Austausch unterschiedlicher Standpunkte
Außerdem forderte Woelki dazu auf, die verschiedenen thematischen Arbeitsgruppen nicht "einseitig" zu besetzen. Einen entsprechenden Antrag habe er "zusammen mit einer Gruppe von Bischöfen" gestellt. Beim Synodalen Weg müsse "auch wirklich ein Austausch zwischen unterschiedlichen Standpunkten" möglich sein.
Bei den vorbereitenden Foren sei man "vor vollendete Tatsachen gestellt worden", so der Kardinal weiter. Er habe damals kritisiert, dass er die Zusammensetzung für einseitig halte, und habe gemeinsam mit anderen Bischöfen noch weitere Teilnehmer benennen können. In den vier Foren geht es um die Schwerpunktthemen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie Rolle von Frauen in der Kirche.
"In aller Offenheit" auf Dialog einlassen
Insgesamt lasse er sich auf den am Donnerstag mit der ersten Synodalversammlung in Frankfurt beginnenden Prozess "in aller Offenheit" ein, ergänzte Woelki. Es sei gut, aufrichtig miteinander um einen Weg in die Zukunft zu ringen. Auch Kontroversen gehörten dazu. Er vertraue darauf, "dass wir in einem Prozess des Aufeinanderhörens und der geistlichen Unterscheidung unter der Führung des Heiligen Geistes zu einem guten Ergebnis kommen werden".
Aus Sicht des Kardinals sollte es vor allem um eine neue "Evangelisierung" und eine "Neuausrichtung an Christus" gehen. "Wir müssen wieder lernen, aus dem Wort Gottes und aus den Sakramenten zu leben. Wir müssen uns auch wieder neu mit der Tradition und der Lehre der Kirche vertraut machen."
Ein wichtiges Ziel sei es, die Gesellschaft auf Grund des christlichen Glaubens mitzugestalten. Auch die weitere Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle müsse im Blick bleiben, forderte Woelki.
Wissenschaftliche Theologie "nach außen" öffnen
Weiter forderte Kardinal Woelki eine stärkere Vernetzung der wissenschaftlichen Theologie mit anderen Disziplinen. "In der Medizin, der Automatisierung, der Medienethik oder den Formen unseres Zusammenlebens werden heute schon dringend Gesprächspartner gesucht", sagte er der Freiburger Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Februar). Theologie müsse sich mehr "nach außen" zu einer Gesellschaftswissenschaft entwickeln.
Das Erzbistum Köln übernimmt derzeit die Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) Sankt Augustin von den Steyler Missionaren. Woelki sieht in der Missionswissenschaft sowie in der internationalen Ausrichtung der PTH wichtige Schwerpunkte für die Zukunft. "Es braucht für die Weitergabe des Glaubens nicht weniger, sondern mehr gut ausgebildete Theologinnen und Theologen, die eine neue Evangelisierung, eine Vertiefung und gute Weitergabe des Glaubens bewirken", sagte der Erzbischof.
Die PTH ist eine kirchlich und staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule mit Fakultätsstatus. Sie zählt eigenen Angaben zufolge rund 150 Studenten aus 20 Nationen. Kommissarischer Rektor ist seit diesem Semester der Kirchenrechtler Christoph Ohly (53). Die Priesteramtskandidaten des Erzbistums Köln studieren an der Universität Bonn, einige von ihnen aber auch an der PTH.