Vor 400 Jahren: Erste afrikanische Sklaven in Nordamerika

Die Ware Mensch

Alle Menschen sind gleich geschaffen, heißt es in der Verfassung der USA. Das hinderte die Amerikaner aber nicht daran, Millionen Sklaven auszubeuten. Vor 400 Jahren begann ein dunkles Kapitel in der Geschichte der USA.

Autor/in:
Von Christoph Arens
Menschen sind von Sklavenhändlern aus Afrika nach Nord- und Südamerika verschleppt worden / © Morphart Creation (shutterstock)
Menschen sind von Sklavenhändlern aus Afrika nach Nord- und Südamerika verschleppt worden / © Morphart Creation ( shutterstock )

"Gegen den 20. des Monats August kam zu uns ein niederländisches Kriegsschiff, von dem wir 20 Neger kauften." Der Satz, den der Tabakfarmer John Rolfe im Jahr 1619, vor 400 Jahren, notierte, markiert den Beginn der Sklaverei in Nordamerika.

1607 hatten 143 britische Abenteurer an der Ostküste Nordamerikas Jamestown, die erste dauerhafte Siedlung der Briten in der neuen Welt, gegründet. Indianerangriffe, Krankheiten und Hunger: Erst, als es den Siedlern gelang, Tabak anzubauen und nach England zu exportieren, war das Überleben im späteren Virginia gesichert. Der Mangel an Arbeitskräften ebnete dann der Sklaverei den Weg.

Sklavenhandel war eine Stütze der Kolonialmächte

Spanier und Portugiesen hatten rund hundert Jahre zuvor damit begonnen, Menschen nach Süd- und Mittelamerika und in die Karibik zu verschleppen, wo sie auf Zuckerrohrplantagen schuften mussten. In den Südstaaten der späteren USA verfestigte sich die Sklaverei erst nach und nach: Anfangs standen die Afrikaner und Afrikanerinnen weißen Arbeitskräften gleich, die durch ihre Arbeit die Schifffahrt aus Europa abzahlen mussten; sie konnten ihre Herren wechseln und eigenständig heiraten. Mit der Expansion der Tabak- und Baumwollplantagen und dem Ende des Bürgerkriegs in England 1651, der zu einem Rückgang britischer Auswanderer führte, schritt die Entrechtung der aus Afrika stammenden Bevölkerung immer weiter voran.

Wurzel des Rassismus

Zwar gab es Gesetze, die den Sklaven gewisse Rechte zusicherten. Doch nur allzu oft waren die Sklaven der Willkür ihrer Herren ausgesetzt. Sie wurden gequält und mit härtesten Strafen zum Gehorsam genötigt. Verstümmlungen, Auspeitschen, ja sogar der Mord an Sklaven war nicht selten. Anders als etwa in der antiken Gesellschaft wurde die Sklaverei in den USA von Anfang an mit Rasseunterschieden begründet.

Und nicht nur im Süden wurden die Menschen ausgebeudet. Während die Sklaven dort meist schwere Fronarbeit leisten mussten, wurden sie in den nördlichen Kolonien vor allem als Hauspersonal beschäftigt.

Millionen Menschen verschleppt

In den fast 400 Jahren der atlantischen Sklaverei sind etwa zehn bis zwölf Millionen Menschen aus Afrika nach Amerika verschleppt worden. Vier bis fünf Millionen wurden in die Karibik gebracht, 3,5 bis 5 Millionen nach Brasilien, und eine halbe Million wurde in die USA verkauft. 1860 lebten dort vier Millionen Sklaven.

Der Kölner Historiker Michael Zeuske betont in seinem Buch "Sklaverei. Eine Menschheitsgeschichte...", dass es Sklaverei schon seit den Anfängen der Menschheit gibt. Ob bei Ägyptern und Römern, ob bei Mayas oder Arabern: Die Versklavung trieb wie ein Motor aus menschlichen Körpern Wirtschaft und Reichtum an.

Beginn der Sklaverei

Das Wort "Sklave" ist verwandt mit "Slawe" und stammt aus dem Mittelalter, als viele Menschen aus Osteuropa verschleppt wurden - vor allem in die islamische Welt. Auch die afrikanischen Gesellschaften wurden seit dem siebten Jahrhundert von immer neuen Raubzügen arabischer Menschenhändler heimgesucht. Unterstützung erhielten sie von afrikanischen Stammesfürsten.

Viele der Opfer überlebten die Gefangennahme, die Verschleppung vom Inneren Afrikas an die Küsten und schließlich die grausamen Strapazen der Schiffsfahrt nicht.

Der transatlantische Sklavenhandel entwickelte sich zum Dreieckshandel: Europäische Schiffe fuhren an die Küste Westafrikas, um dort Waren gegen Menschen einzutauschen, die dann in Amerika verkauft wurden. Von dort aus fuhren Schiffe zurück nach Europa, beladen mit Produkten wie Zucker, Kaffee oder Baumwolle. Die Europäer, so Zeuske, blieben dabei "immer Juniorpartner islamischer und afrikanischer Sklavenhandelseliten".

Deutsche Sklavenhändler

Auch Deutsche waren beteiligt: 1682 gründete der Große Kurfürst die Afrikanische Compagnie, um mit einer kleinen Flotte in das Sklavengeschäft einzusteigen. Rund 25.000 Sklaven wurden erworben.

Dass diese Form der Sklaverei letztlich abgeschafft wurde, hatte unterschiedliche Gründe: Im nördlichen Amerika waren es vor allem Christen, die sich für ein Ende einsetzten. Andere argumentierten, dass es sich finanziell nicht mehr lohne, Sklaven zu halten.

Ende der Sklaverei?

1807 verbot Großbritannien zunächst nur den Handel; 1833 trat ein umfassendes Verbotsgesetz in Kraft. Die USA erklärten Sklaverei nach dem Bürgerkrieg 1865 für verfassungswidrig. In Brasilien wurde sie erst 1888 offiziell aufgehoben.

 

Junge Frau mit erhobenen Armen / © Katrin Gänsler (KNA)
Junge Frau mit erhobenen Armen / © Katrin Gänsler ( KNA )

 

Kinderarbeit in Indien / © Gottfried Bohl (KNA)
Kinderarbeit in Indien / © Gottfried Bohl ( KNA )
Quelle:
KNA
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