Ein schweres Jahr für den Vatikan, überschattet vom Missbrauchsskandal und wachsendem Widerstand konservativer Kirchenkreise gegen innere Reformen, endet mit einem neuen Eklat: Beide Vatikansprecher traten am Silvestertag zurück.
Papst Franziskus habe den Amtsverzicht von Greg Burke als Direktor des Presseamts und von Vize-Direktorin Paloma Garcia Ovejero angenommen, hieß es einer dürren Mitteilung. Dass nur übergangsweise der Social-Media-Verantwortliche Alessandro Gisotti mit der Leitung beauftragt wurde, offenbart eines: eine Krise.
Wissen, was Journalisten wünschen
Die Kündigung erwischt den Vatikan wenige Wochen vor einem Bischofs-Gipfeltreffen zu Missbrauch und Prävention, von dessen Verlauf und Präsentation viel für die katholische Kirche abhängt.
Selbst Journalisten, die mit dem Innenleben des vatikanischen Medienapparats gut vertraut sind, waren überrascht - auch wenn es gerade unter den Insidern nicht viele gibt, die den US-Amerikaner Burke und seine spanische Kollegin Garcia um ihren Job beneideten.
Als die beiden im August 2016 ihre Posten im "Pressesaal des Heiligen Stuhls" übernahmen, wirkte es wie eine Frischzellenkur: Burke, Jahrgang 1959 und ehemaliger Korrespondent von Fox News, brachte so etwas wie Hemdsärmeligkeit in die mitunter behäbig-klerikale Institution. Seine 16 Jahre jüngere Stellvertreterin, eine Radiojournalistin aus Madrid, war die erste weibliche Stimme des Vatikan.
Beide kannten das Medien-Metier und wussten, was Journalisten wünschten. Briefings wurden dichter, Interviewangebote vielfältiger.
Burke und Garcia versuchten betagten Kirchenmännern beizubringen, dass sie bei Pressekonferenzen nicht einfach seitenlange Texte vortragen, die die Journalisten ohnehin schon gedruckt in Händen halten. Selbst Medientrainings für Kuriale brachten sie auf den Plan.
Begleitet waren solche kleinen Reformen aber immer auch von Schwierigkeiten. Mit zwei Dutzend Mitarbeitern blieb der Stab des Presseamts zum Verzweifeln klein. Der Informationsfluss vom Staatssekretariat zu der Medienstelle verbesserte sich in den zurückliegenden Jahren augenscheinlich nicht, ganz zu schweigen von einer Einbindung in Planungs- und Entscheidungsprozesse. Wenn es weiterhin an Transparenz des Vatikan etwa in Finanzdingen mangelte, war es nicht Schuld des Presseamts.
Laie Ruffino im Presseamt
Hinzu kamen organisatorische Veränderungen und personelle Turbulenzen. Im Zuge der vatikanischen Medienreform wurde das Presseamt der neuen Kommunikationsbehörde zugeordnet - die noch dabei ist, ihre Zuständigkeiten zu sortieren. Ihr erster Präfekt, der Priester Dario Vigano, musste im März die Leitung abgeben, nachdem er über eine pannenreiche Veröffentlichung eines Briefs von Benedikt XVI. gestrauchelt war. An seine Stelle trat im Juli der Journalist Paolo Ruffini, ein Laie.
Dass Ruffini es war, der während der Bischofssynode im Oktober die Pressebriefings hielt, hätte ahnen lassen können, dass im vatikanischen Presseamt eine neue Rollenverteilung im Gang war. Am Montag meldete sich Ruffini mit einer Erklärung. Darin spricht er vom Rücktritt seiner leitenden Mitarbeiter als einer "autonomen und freien Entscheidung". Greg und Paloma, wie er sie nennt, hätten einen bedeutenden Einsatz gezeigt. Zur Vollendung der Medienreform sei indessen "ein rascher Führungswechsel" nötig.
Zu den personalpolitischen Überraschungen der vergangenen Wochen gehörte die Ernennung Andrea Torniellis, eines der erfahrensten italienischen Vatikan-Korrespondenten, zum redaktionellen Leiter der päpstlichen Medienabteilung. Ob Tornielli in dieser Rolle auch Sprecherfunktionen übernimmt, steht dahin. Nichts deutet darauf hin, dass etwa die Chemie zwischen ihm und dem Ex-Leitungsduo im Presseamt nicht gestimmt hätte.
Vorerst leitet das Presseamt der 44-jährige Alessandro Gisotti, bisher Koordinator für Social Media im Vatikan. In seiner Berufslaufbahn arbeitete er unter anderem für den katholischen Kanal TV2000, den Sender, dessen Leiter Ruffini war. Bis auf weiteres ist die Vatikan-Kommunikation wieder in italienischer Hand.
Greg Burke selbst verabschiedete sich mit ein paar Tweets. "An diesem Punkt des Übergangs in der Vatikan-Kommunikation meinen wir, es ist am besten, wenn der Heilige Vater völlig frei ist, ein neues Team zusammenzustellen", schrieb er. Und: "Neues Jahr, neue Abenteuer."