Am 8. April 1378 begann das abendländische Schisma

Welcher Papst ist der richtige?

Nicht einen, nicht zwei, sondern gleich drei Päpste hat es in der Kirchengeschichte schon gleichzeitig gegeben. Am 8. April 1378 begann mit der Wahl Papst Urbans VI. das abendländische Schisma, das die Kirche für fast 40 Jahre spaltete.

Autor/in:
Hannah Krewer
Der Papstpalast im französischen Avignon.  / © Alexander Brüggemann (KNA)
Der Papstpalast im französischen Avignon. / © Alexander Brüggemann ( KNA )

Eigentlich gehört der Nachfolger Petri seit der Spätantike nach Rom, in die Nähe des Grabes des Apostels Petrus. Aber die politischen Wirren der Zeit haben die Päpste im 14. Jahrhundert nach Frankreich verschlagen, wo er in Avignon im Papstpalast lebt. Grund ist ein Konflikt mit dem französischen König.

"Am Ende geht das soweit, dass der König versucht hat, den Papst zu kidnappen und der Papst den König exkommuniziert hat. Und in der Folge kommt es zu einer schlimmen Abhängigkeit von Frankreich", weiß der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf von der Universität Münster.

Denn der Papst hatte sich auf einen Deal mit dem französischen König einlassen müssen. Das sogenannte "Exil von Avignon" gerät immer mehr in Kritik.

Urban VI. galt als guter Kompromiss

Papst Gregor XI. gibt dem Druck schließlich nach. Er kehrt nach Rom zurück, wo er 1378 stirbt. Das nächste Konklave verläuft chaotisch. Die französischen Kardinäle sind in der Überzahl und wollen einen Franzosen als Papst; die italienischen Kardinäle fordern aber einen Italiener, damit der neue Papst in Rom bleibt.

Die Wahl des Erzbischofs von Bari, Papst Urban VI., am 8. April 1378 ist schließlich ein Kompromiss: Die Franzosen halten ihn für eine eher schwache und leicht manipulierbare Figur, die Italiener freuen sich, dass es einer ihrer Landsleute geworden ist.

Die Kardinäle wählen einen Gegenpapst

Aber: In den folgenden Monaten gelangen die Kardinäle gemeinsam zu dem Schluss, dass sie sich geirrt haben. Sie erklären Urban für unfähig und behaupten sogar, zu seiner Wahl gezwungen worden zu sein. Dann wählen sie einen Gegenpapst. Der nennt sich Clemens VII. und zieht wieder nach Avignon.

"Und das macht die Sache so schwierig", so Prof. Wolf. "Das nach dem Kirchenrecht vorgesehene Gremium, die Kardinäle, haben zweimal innerhalb von einem Jahr gewählt. Das machte es eigentlich fast unmöglich, zu entscheiden, wer jetzt der richtige Papst sei."

Ein Konzil muss her

Zwei verschiedene päpstliche Einflussgebiete entstehen, sogenannte "Obödienzen". Die Folge sind doppelt besetzte Bischofsstühle – denn beide Päpste ernennen jeweils neue Bischöfe für das gleiche Bistum - und gegenseitige Exkommunikation. Nach ihrem Tod gibt es zwei neue Päpste.

1407 tun sich die Kardinäle beider Einflussgebiete zusammen, um die beiden Päpste abzusetzen und einen neuen Papst zu wählen. Der soll das Schisma beenden. Ein Konzil wird für 1409 nach Pisa einberufen. "Pisa ist der erste Versuch - ein konziliares Konzil - wonach das Konzil über dem Papst steht, damit sie ihn absetzen können, durchzudrücken", erklärt Prof. Wolf. "Die setzen dann auch die beiden Päpste ab und wählen einen dritten. Es funktioniert aber aus einem Grund nicht: Man hat keine politische Unterstützung eingeholt."

Aus zwei mach drei

Denn jeder Papst wird von anderen Ländern unterstützt. Die beiden abgesetzten Päpste wollen ihre Ansprüche nicht aufgeben. Und auch der neu gewählte Papst hält sich für den rechtmäßigen. Ganz Europa ist zu dieser Zeit gespalten. "Diese Spaltung ging mitten durch die Domkapitel, mitten durch die Diözesen, mitten durch die Orden, mitten durch die Familien."

So wird erneut ein Konzil einberufen. 1414 kommt es in Konstanz zusammen. Unterstützung kommt vom Deutschen König Sigismund. Denn Konstanz ist neutrales Gebiet, auf dem keiner der drei Päpste etwas zu sagen hat.

Das Konzil steht über dem Papst

Das Konzil ist sich einig: nur eine Absetzung aller drei Päpste kann das Schisma endgültig beenden. Zuvor hatte es im Dekret "Haec Sancta" bestimmt, dass es in Fragen des Glaubens über dem Papst steht: "Diese im Heiligen Geiste rechtmäßig versammelte Synode, […] hat ihre Vollmacht unmittelbar von Christus; ihr ist jedermann, […] welcher Würde auch immer, auch wenn es die päpstliche sein sollte, gehalten zu gehorchen […].“

Und das Konzil schafft ein neues Wahldekret: Vertreter der beteiligten Nationen sollen mitwählen dürfen, damit der neue Papst bei allen Staaten anerkannt wird. Am 11. November 1417 wird Martin V. zum neuen Papst gewählt: Damit ist das abendländische Schisma nach fast 40 Jahren beendet.

Wer steht über wem?

Das Schisma hat ganz grundsätzliche Fragen aufgeworfen: Steht ein Konzil über dem Papst oder der Papst über dem Konzil? Kann jemand den Papst richten? Das Konzil von Konstanz wollte regelmäßige Konzilien einrichten, um päpstliche Willkür zu verhindern. Nur knapp 100 Jahre später wird der sogenannte Konziliarismus zugunsten der päpstlichen Oberhoheit verworfen.


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Quelle:
DR