Die Kirche nennt Afrika gerne den "Kontinent der Hoffnung", lobt seine florierenden Gemeinden, wachsende Katholikenzahlen und den reichen Priesternachwuchs. Aber der Kontinent fühlt sich mit seinen Belangen von der Staatengemeinschaft, aber auch von der Weltkirche oft alleingelassen.
Schmerzlich spürbar wurde das besonders nach dem Fall der Mauer, als sich der Blick wieder einmal ganz auf den Alten Kontinent richtete. So empfanden es viele als prophetisch, dass Johannes Paul II. im Januar 1989 eine Bischofssynode für Afrika ankündigte. Vor 25 Jahren, am 10. April 1994, traten 210 afrikanische Bischöfe mit dem Papst und Vertretern von Kurie und Weltkirche in Rom zusammen.
Es war das erste Mal, dass sich die Universalkirche auf so hoher Ebene mit Afrika befasste. Aber es war auch das erste Mal, dass sich die Bischöfe aus ihren englisch-, französisch- und portugiesischsprachigen Regionen des Kontinents gemeinsam zu einem so ausführlichen Austausch trafen.
Liste der Themen und Wortmeldungen war lang
Um den Tagungsort hatte es im Vorfeld heftige Diskussionen gegeben. Die Afrikaner wollten sie am liebsten auf ihrem Kontinent abhalten, abwechselnd in den verschiedenen Sprachregionen. Aber das scheiterte an Logistik und Rivalitäten. Der Papst entschied sich daher für Rom als neutralem Ort.
Kriege, Hunger und Armut, Naturkatastrophen, Stammesgegensätze, Diktaturen und Ausbeutung, Korruption, ungerechte Strukturen und Aids: Die Liste der Themen und Wortmeldungen war lang. Da waren die Bürgerkriege in Ruanda, Angola, im Sudan und Mosambik. Aber da war auch die maßgebliche Mitwirkung von Kirchenvertretern im nationalen Versöhnungsprozess. Der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit wurde daher zu einem zentralen Thema.
Das Schlusspapier findet eindringliche Worte für einen Waffenstopp, für Maßnahmen zur Linderung der Auslandsverschuldung und für eine stärkere Unterstützung von afrikanischen Demokratiebewegungen. Es übersah aber auch nicht hausgemachte Sünden, von Korruption bis Diktaturen.
Übernahme traditioneller Bräuche und Riten im Gottesdienst
Weiter sprach die Synode über Verkündigung, Glaubenspraxis und Inkulturation, die Einwurzelung des Christentums in afrikanisches Leben und Denken. Wie afrikanisch - und wie selbstständig - kann und muss die Kirche des Kontinents sein, ohne die Einheit der Weltkirche aufs Spiel zu setzen? Hierzu gehören die Übernahme traditioneller Bräuche und Riten im Gottesdienst, von denen die Teilnehmer bei der bunten und schwungvollen Schlussmesse mit afrikanischen Rhythmen, Trommeln und Tänzen eine Kostprobe erhielten.
Auch die Ahnenverehrung wurde thematisiert, vor allem aber die besondere Stellung von Ehe und Familie in Afrikas Gesellschaften. Schließlich ging es um Dialog - zwischen den Katholiken in Ost- und Westafrika, dann mit den anderen Kirchen, mit den traditionellen Religionen und vor allem mit dem zunehmend aggressiver auftretenden Islam. Und auch um die Frage, wie auf den Vormarsch der fundamentalistischen Sekten zu reagieren sei.
Im 1995 erschienenen Schlussdokument forderte Johannes Paul II. die Afrikaner auf, in ihren Hochschulen ihre Fragen von Kultur und Tradition gründlich zu erforschen. Als afrikanischer Beitrag zum Kirchenverständnis tauchte dabei die Formel auf, die Kirche nicht nur als "Volk Gottes", sondern als "Familie Gottes" zu betrachten.
Benedikt XVI. berief die zweite Afrikasynode ein
Die Synode wollte und konnte nur ein Anfang sein. Und so berief Benedikt XVI. schon 2009 eine zweite Afrikasynode ein. Denn inzwischen war die Zahl der Katholiken auf dem Kontinent von 100 Millionen auf über 150 Millionen gestiegen, ebenso die der Priester von 23.300 auf 34.700. Zudem präsentierte sich jetzt ein viel selbstbewussterer Episkopat und Theologenkreis als 15 Jahre zuvor.
Die erste Afrikasynode wurde indes vom Gros der Teilnehmer und Beobachter als "Erfolg und Bereicherung", als erster wichtiger Schritt gewertet. "Das Evangelium ist tropentauglich, wenn Afrikas Kirche ein eigenes Profil sucht", sagte ein Mitwirkender.
Die Kurienkardinäle mussten vier Wochen lang zuhören - und sie erlebten eine Aufbruchstimmung einer jungen Kirche, die ihre eigene Sprache und ihre eigenen Formen finden und entwickeln wollte. Und die in der Weltkirche mehr Gewicht verlangte.