Domkapitular Markus Bosbach schlug in seiner Predigt politische Töne an und ging unter anderem der Frage nach: "Kann man überhaupt Karneval feiern, angesichts der angespannten Weltlage und eines Papstes im Krankenhaus?".
"In Köln würde man sagen: Ja man kann, man muss vielleicht auch", so Bosbach weiter. Es müsse auch andere Dinge geben, die Menschen zusammenführen, als die Sorge. Damit tut der Karneval etwas, das in der Kirche jeden Sonntag passiere.

"FasteLOVEnd"
In seiner Predigt bezog sich Domkapitular Markus Bosbach auf das Motto der diesjährigen Karnevalssession in Köln: "FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe". Viele Karnevalslieder behandelten das Glück der partnerschaftlichen Liebe. Darüber hinaus gebe es aber auch die Liebe zwischen Eltern und Kindern oder die Liebe Gottes zu den Menschen. Seine Liebe sei bedingungslos und gelte für jeden Menschen. Voraussetzung für Liebe sei Freiheit.
US-Flüchtlingspolitik "durch und durch unchristlich"
Desweiteren kritisierte Bosbach die US-amerikanische Flüchtlingspolitik. Der Vizepräsident J. D. Vance begründete die Ablehnung Geflüchteter mit deiner vermeintlichen "Rangordnung der Liebe". Man könne nicht alle Menschen gleich lieben oder das Leid der ganzen Welt lindern. Bosbach mahnte hierbei, dass die Trump-Administration die Aspekte der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit übersehen hätten. Es sei etwa "durch und durch unchristlich", die Entwicklungshilfe USAID in Teilen zu schließen. Dadurch seien Hilfsprojekte in der südlichen Hemisphäre bedroht.
Kritik an Kölner Karnevalswagen

Der Domkapitular äußerte sich auch zum Kölner Karnevalswagen, der in der vergangenen Woche für Aufsehen gesorgt hatte. Der Wagen zeigt einen Messdiener vor einem Beichtstuhl, aus dem sich der Arm eines Geistlichen mit der einladenden Aufschrift "Jesus liebt dich" erstreckt, "als ob Jesus selbst der Missbrauchstäter wäre". Diese Darstellung verletze religiöse Gefühle, mahnte Bosbach, "auch meine". In der Aufarbeitung mögen Fehler gemacht worden sein, aber daran werde gearbeitet.
Karneval zeuge von Sehnsucht nach ewiger Freude
Der Karneval drücke mit all seinen Riten auch eine Sehnsucht der Menschen nach Heil und Erlösung aus. Leben und Liebe würden gefeiert. Dies lasse man sich auch nicht "von irregeleiteten Terroristen nehmen", betonte Bosbach in der Predigt.

An Aschermittwoch sei alles wieder vorbei. Anders sei es mit der christlichen Hoffnung. Diese fordere die Gläubigen auf, nicht im gewohnten Trott weiterzuziehen, sondern sich "über die falschen Dinge zu empören und sie zu ändern". Es gehe darum, sich von Gottes Traum aufrütteln lassen, ein Traum über die neue Welt.
Zum Schluss lud Bosbach die Gläubigen ein, am kommenden Aschermittwoch in die Kirche zu kommen, um das Zeichen des Aschekreuzes zu empfangen, als Erinnerung an den Sieg Gottes über den Tod.