"Am kommenden Donnerstag ist es wieder so weit. Eine bunte Schar von Katholikinnen und Katholiken wird dann wieder durch die Straßen unserer Stadt ziehen – singend und betend. Seit 745 Jahren hat das in Köln Tradition. Mit dabei ist unser größter Schatz: Jesus, der uns im Sakrament der Heiligen Eucharistie seine Gegenwart und Nähe schenkt.
Manch einer wird vielleicht fragen: Wie, wenn das euer größter Schatz ist, wieso versteckt ihr ihn dann nicht besonders gut im Dom, beschützt ihn und hütet ihn wie euren Augapfel? Andere werden sich angesichts der Kostbarkeiten im Kölner Dom vielleicht wundern, dass es gerade die Heilige Eucharistie ist, die doch nur ausschaut wie ein unscheinbares, kleines Stückchen Brot, die für uns so wertvoll sein soll.
Aber es stimmt: Jesus, der im eucharistischen Brot gegenwärtig ist und sich in ihm uns schenkt, ist unser größter Schatz. Denn als seine Kirche leben wir von ihr, das heißt von Jesus selber. Genährt von dem Brot, das er selbst ist, lebt die Kirche, leben wir mit ihm sein Leben. Alle Menschen sollen dieses Leben, das er selbst ist, empfangen. Deshalb tragen wir ihn am kommenden Donnerstag in der Fronleichnamsprozession in die Welt hinaus zu allen Menschen mit ihren Nöten, Ängsten und Sorgen, um ihnen Christus, das Leben, zu bringen.
Für mich ist das ein eindrucksvolles Bild für die Kirche. In aller Unterschiedlichkeit und Buntheit sind wir doch gemeinsam mit Jesus in unserer Mitte auf dem Weg. Er versammelt uns. Ihm folgen wir. Ihn und seine Frohe Botschaft tragen wir in die Welt. Sie soll alle erreichen.
Ich freue mich schon heute auf Donnerstag. Und ich würde mich noch mehr freuen, auch möglichst viele von Ihnen auf unserem Roncalliplatz und anschließend im Dom mit dabei zu wissen. Wir können dann nämlich gemeinsam Zeugnis geben von der Wahrheit der Verheißung des Herrn: Ich bin bei euch alle Tage, bis zum Ende der Welt! Also: Auf Donnerstag!
Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln"