DOMRADIO.DE: Männer, Frauen und Kinder in Bonn sind eingeladen, Punkt 18 Uhr die Fenster der Wohnungen und Häuser zu öffnen und "Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind" und "Laterne, Laterne" zu singen. Im Anschluss werden um 18:10 Uhr die Glocken der Kirchen im Stadtgebiet geläutet. Singen Sie heute Abend mit, wenn DOMRADIO.DE die Lieder ab 18 Uhr im Radio überträgt?
Katja Dörner (Oberbürgermeisterin von Bonn, Bündnis 90/Die Grünen): Ja, ich bin fest verabredet, mit meiner Familie um 18 Uhr bei uns in der Hofeinfahrt zu stehen, coronakonform natürlich, mit Laterne und zu singen.
DOMRADIO.DE: Wie wird das in Bonn heute Abend aussehen? Was meinen Sie?
Dörner: Also ich hoffe wirklich, dass viele Kinder, viele Familien sich beteiligen. Wir haben versucht, in den letzten Tagen die Aktion möglichst publik zu machen, dankenswerterweise ja auch über DOMRADIO.DE, aber auch über den Generalanzeiger, über unsere Social-Media-Kanäle, damit möglichst viele heute Abend an einem solchen, wie ich finde, ganz wunderbaren gemeinsamen Erlebnis teilhaben können.
Gerade in den Zeiten von Corona halte ich das für ein ganz wichtiges Zeichen, nicht zu sagen, wir verzichten darauf, den heiligen Martin zu feiern, sondern wir machen coronakonform eine richtig tolle alternative Aktion.
DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat Sankt Martin für Sie ganz persönlich?
Dörner: Seit Kindesbeinen an ist St. Martin eines meiner liebsten Feste, sicherlich aufgrund der Gestaltung, mit den Laternen im Dunkeln unterwegs zu sein. Aber auch die, wie ich finde, sehr wichtige Botschaft, die wir heute noch transportieren, wenn wir an den heiligen Martin denken: Nächstenliebe, Solidarität, das Teilen mit denen in unserer Gesellschaft, die weniger haben, die nichts haben. Das ist von allerhöchster Aktualität. Deshalb freue ich mich, dass heute auch diese Festivität in Bonn begangen wird.
DOMRADIO.DE: Sie haben es eben schon kurz angesprochen. Wie wichtig ist es, dass wir für Feste wie St. Martin oder später eben auch Weihnachten Formen finden, wie wir sie eben trotzdem feiern können? Auch wenn Corona uns ja nun oft keine Möglichkeit lässt, die Feste so zu feiern wie üblich, Beispiel Karneval heute auch.
Dörner: Ich halte das für sehr wichtig. Auch diese gemeinsamen Erlebnisse, das gemeinsame Begehen von Festen hält unsere Gesellschaft ganz zentral mit zusammen. Deshalb müssen wir in dieser schweren Zeit, in dieser Corona-Situationen versuchen, Alternativen zu finden.
Das ist, denke ich, mit der Martins-Aktion sehr gut gelungen, eben doch zu demonstrieren und zu zeigen mit den Laternen, wir greifen diese wichtigen Elemente, die vielen Menschen ja auch zu Herzen gehen, auf und transportieren das aber in einem anderen Format. Das halte ich für sehr zentral für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.
DOMRADIO.DE: Sie sind ja erst seit ein paar Tagen Oberbürgermeisterin in Bonn, waren vorher Bundestagsabgeordnete für die Grünen in Berlin. Wie haben Sie die ersten Tage verbracht im Rheinland?
Dörner: Ich bin ja schon immer im Rheinland gewesen, lebe ja seit 25 Jahren in Bonn. Die ersten Tage hier im zwölften Stock im Stadthaus habe ich damit verbracht, mich einzuarbeiten, aber auch schon viele Kontakte in die Stadtgesellschaft zu pflegen. Natürlich auch alles coronabedingt oft in sehr kleinem Kreis über Zoom-Konferenzen, also alles, was aktuell überhaupt möglich ist. Aber es ist tatsächlich so gewesen, dass vom 1.11. an hier auch das Tagesgeschäft weiter gelaufen ist. Da muss man dann auch reinspringen und unmittelbar arbeitsfähig und am Start sein.
Das Interview führte Carsten Döpp.
Info: Am 11.11.2020 überträgt DOMRADIO.DE im Radio und Webradio die Martins-Aktion aus Bonn.