Kirchen rufen zum Autofasten auf

500 Meter zum Gottesdienst auch mal zu Fuß

Mit der Aktion Autofasten wollen die beiden großen Kirchen in Deutschland Menschen ermutigen, das Auto auch mal stehenzulassen. Es gehe um kleine Schritte, nicht um generellen Verzicht, betont Pressesprecher Herbert Paulus.

Autos stehen im Stau / © Marcel Kusch (dpa)
Autos stehen im Stau / © Marcel Kusch ( dpa )

DOMRADIO.DE: Herr Paulus, wie sind Sie denn heute zur Arbeit gekommen?

Herbert Paulus (Pressesprecher der Aktion Autofasten): Mit dem Fahrrad. Ich hatte heute Morgen einen Termin in Saarbrücken. Dort bin ich mit dem Fahrrad hingefahren - 20 Kilometer hin und zurück insgesamt. Wir haben nur noch ein Auto in der Familie, und das ist ein kleines. Das nutzen wir zur Not, wenn es nicht anders geht oder zu größeren Einkaufen. Aber sonst machen wir alles mit dem Fahrrad möglich.

DOMRADIO.DE: Die Fastenzeit ist schon eine Woche alt. Warum beginnt das Autofasten erst jetzt?

Paulus: Weil wir eine klare Botschaft senden wollen: Die Leute sollen mal vier Wochen auf ihr Auto verzichten. Deshalb ist die Auto-Fastenzeit immer genau vier Wochen lang - in diesem Jahr vom 4. März bis zum 4. April.

DOMRADIO.DE: Die Aktion gibt es schon lange, seit 23 Jahren, und seither ist sie immer weiter gewachsen. Ist die Geschichte der Aktion Autofasten eine Erfolgsgeschichte?

Paulus: Ja, ich glaube schon. Nach zehn Jahren Autofasten haben wir mal eine Untersuchung machen lassen von einem wissenschaftlichen Institut. Dabei wurde festgestellt, dass Menschen, die mal Auto gefastet haben, ihre Mobilitätsgewohnheiten langfristig ändern. Wir haben zwar Leute, die sich immer wieder anmelden, die es immer wieder mal probieren. Das freut uns auch. Es gibt aber auch einige, von denen ich selbst persönlich weiß, dass sie heute mit dem öffentlichen Nahverkehr zur Arbeit fahren oder Sachen geändert haben.

DOMRADIO.DE: Autofasten ist eine Aktion der katholischen und evangelischen Kirche. Warum sind die Kirchen hier aktiv? Was hat das mit Gott und mit dem Glauben zu tun?

Paulus: Es geht um die Bewahrung der Schöpfung. Wir müssen dringend etwas tun, um gegen den Klimawandel anzukämpfen und unsere Natur zu bewahren. Da ist die Kirche einfach da, um dies auch bekannt zu machen und Aktionen vorzuschlagen.

DOMRADIO.DE: Es gibt ja auch Menschen, die sagen: Ich brauche das Auto. Etwa, weil ich auf dem Land wohne und jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit fahre. Da kann man dann eigentlich nicht beim Autofasten mitmachen, oder?

Paulus: Wir sagen ja nicht, man soll grundsätzlich auf das Auto verzichten. Sondern man soll mal probieren, ob man kleine Dinge tun kann. Ich wohne in einem Stadtteil von Saarbrücken. Da gibt es ganz viele Menschen, die fahren am Samstagmorgen 500 Meter mit dem Auto zum Bäcker. Das kann man auch mal zu Fuß gehen. Und das kann man auch auf dem Land probieren. Ich kenne auch viele Orte, wo die Leute 500 Meter zum Gottesdienst fahren oder was auch immer. Uns geht es darum, sich überhaupt mal Gedanken zu machen: Wie nutze ich das Auto?

DOMRADIO.DE: Im Moment kommt noch dazu, dass sich das Coronavirus ausbreitet. Sollte ich da nicht lieber doch Auto fahren als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, wo ich mich doch eher anstecken könnte?

Paulus: Das glaube ich nicht. Man muss ja im Bus niemandem so nah kommen. Ganz so eng ist es jedenfalls in den meisten Bussen dann doch nicht, sodass ich da eigentlich keine Probleme sehe.

DOMRADIO.DE: Auf der Internetseite der Aktion findet sich auch ein Kilometersparer. Was hat es damit auf sich?

Paulus: Mit dieser Aktion können wir sehen, wie viele Kilometer insgesamt von allen Autofasterinnen und -fastern eingespart wurden. Sodass wir dann einfach ein kleines Resümee ziehen können, was Autofasten gebracht hat. Damit wir nachher sagen können: Schaut mal, was die vielen Autofahrerinnen und -faster geschafft haben!

DOMRADIO.DE: Wer will, kann noch mitmachen beim Autofasten und sich anmelden. Was muss man dafür tun?

Paulus: Man geht einfach auf unsere Homepage, kann sich dort anmelden. Und es gibt auch Verkehrsverbünde, die bieten Ermäßigungen an - sodass man dann auch ein besonderes Ticket für den Nahverkehr kaufen kann. Wir haben auch Kontakte zu Fahrradläden, die einen besonderen Service anbieten. Und am Ende kann man auch noch etwas gewinnen. Wir verlosen ein Fahrrad und verlosen auch noch Tickets der Bahn. 

Das Interview führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR