DOMRADIO.DE: Autofasten ergibt durchaus Sinn. Ist das denn auch ein Hauptziel der Aktion Autofasten?
Tobias Welz (Umweltbeauftragter im Erzbistum Köln): Es ist mit eines der Ziele, aber nicht das Hauptziel. Es geht eher um alternative Formen der Mobilität - dass jeder für sich ein Gefühl bekommen kann, was kann ich anders tun. Nicht aus einem Verzicht heraus, sondern was gibt es an Alternativen und wie kann ich das in mein Leben einbringen? Also, einen Lebensstil zu ändern, geht am Beispiel der Mobilität am einfachsten. Und vielleicht schwappt das dann auch von der Fastenzeit in den Rest des Jahres über. Vielleicht hat man den Kopf dafür, dass es auch andere Lebensstile sein könnten.
DOMRADIO.DE: Hat das denn auch einen kirchlichen Hintergrund?
Welz: Ja, wir machen viele Veranstaltungen und wir sind viel unterwegs. Darum ist Mobilität ganz wichtig im kirchlichen Kontext. Wenn wir über CO2-Emissionen sprechen, ist die Mobilität eine der großen Säulen, die wir versuchen müssen, einzudämmen.
Es geht aber auch um Lebensqualität: Wie wir unsere Städte gestalten, unser Umfeld, unsere Quartiere, hängt sehr, sehr stark mit unserer Form der Mobilität zusammen. Wenn wir diese in eine lebenswertere Mobilität verändern wollen, ist es es ein guter Schritt - der Anfang hin zu etwas Größerem.
DOMRADIO.DE: Sie haben eben schon von den CO2-Emissionen gesprochen. Es gibt ja diesen CO2 Rechner auf autofasten.de. Wie funktioniert der genau?
Welz: Alle Teilnehmenden, die sich registrieren, haben die Möglichkeit online einzutragen, was sie anders gemacht haben - zum Beispiel, wie viele Kilometer sie nicht mit dem Auo zurückgelegt haben. Man kann Kilometer eintragen und die Kilometer werden entsprechend umgerechnet. Das heißt, das Auto wird durch so und so viele Kilometer mit dem Rad, zu Fuß oder mit dem öffentlichen Verkehr ersetzt. Das soll zeigen, was möglich ist - je mehr Kilometer, desto besser.
DOMRADIO.DE: Frau Nowak, Sie haben in Wuppertal etliche Menschen dazu bewegt, sich an der Aktion zu beteiligen. Was sind Ihre Erfahrungen?
Katharina Nowak (Katholische Citykirche in Wuppertal): Wir haben 40 von den Wuppertaler Stadtwerken gesponserte Tickets Leuten zur Verfügung gestellt, die in der Fastenzeit auf ihr Auto verzichten wollen. Diese sind sehr gut angenommen. Wir haben alle Tickets verteilt und in unserer Facebookgruppe "Autofasten Wuppertal" auch schon sehr viele Erfahrungsberichte einstellen können.
Wir hoffen, dass wir mit den Leuten, die aufs Auto verzichten oder die sowieso schon eine Einstellung zu nachhaltiger Mobilität haben, die in unsere Idee sehr gut reinpasst, in Kontakt kommen. Und dass auch die Leute, die skeptisch sind, mit uns ins Gespräch kommen und mit uns diskutieren.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, was die Menschen konkret dazu bewegt, sich aktiv daran zu beteiligen?
Nowak: Ich glaube, dass die Stimmung insgesamt so ist. "Fridays for Future" (Schülerproteste für mehr Klimaschutz, Anm. d. Red.) ist ja zum Beispiel ein großes Thema. In allen möglichen Städten wird dafür demonstriert. Ich glaube, das ist einfach ein Thema, das den Leuten im Bewusstsein ist. Deswegen wird auch eine solche Aktion gut angenommen.
Zudem ist es für die Leute eine gute Möglichkeit, einfach mal zu testen: Wie komme ich ohne Auto klar? Es gibt eine ganze Reihe von Leuten, die zwei Autos haben und sagen: "Wir versuchen das jetzt einfach mal, ob wir uns so organisiert bekommen, dass ein Auto reicht." Und es gibt auch Leute, die sagen: "Vielleicht kann ich mein Auto ganz abschaffen. Und wenn ich doch eins brauche, nutze ich Carsharing oder die Mitfahrzentrale."
DOMRADIO.DE: Nun spricht ja sehr vieles für das Autofasten: das Klima, die eigene Gesundheit. Aber es gibt bei Ihrer Aktion fürs Mitmachen auch Gewinne und Ermäßigungen, zum Beispiel das Ticket der Radstation Köln. Was sind das für Tickets?
Roland Neuschil (Leiter der Radstation Köln): Diese Tickets setzen sich zusammen aus der Möglichkeit, sechs Wochen im Rahmen der Fastenzeit in der Radstation sein Fahrrad abzustellen, und am Ende der Fastenzeit durch eine Fahrradreinigung sein Fahrrad wieder gesäubert zu bekommen.
DOMRADIO.DE: Wie sehr motiviert das die Leute mitzumachen?
Neuschil: Wir sind zum zweiten Mal dabei. Das Fasten wurde im vergangenen Jahr mäßig angenommen, aber in diesem Jahr schon deutlich mehr.
DOMRADIO.DE: Was glauben Sie, woran es liegt, dass die Menschen in diesem Jahr ein bisschen aktiver sind?
Neuschil: Ich denke, die gesamtgesellschaftliche Situation ist so, dass Leute zunehmend aufs Fahrrad umsteigen wollen. Die Leute sagen gerade hier in Köln mit der CO2-Belastung und dem Verkehr immer mehr: "Wir müssen unsere Mobilität verändern und werden zunehmen das Fahrrad benutzen."
Das Interview führte Julia Reck.