60 Tage Hausarrest für Abt des Kiewer Höhlenklosters

Ermittlungen gegen Metropolit Pawlo

In Kiew eskaliert die Auseinandersetzung zwischen der Regierung und der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche. Ein Gericht entschied nun, dass der Vorsteher des Höhlenklosters, Metropolit Pawlo, zwei Monate lang sein Haus nicht verlassen darf.

Autor/in:
Oliver Hinz
Metropolit Pawlo (M), der Abt Kiewer Höhlenklosters, wartet auf die Gerichtsverhandlung / © Mstyslav Chenov (dpa)
Metropolit Pawlo (M), der Abt Kiewer Höhlenklosters, wartet auf die Gerichtsverhandlung / © Mstyslav Chenov ( dpa )

Wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung und Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs hat ein Kiewer Gericht den Abt des Höhlenklosters in der ukrainischen Hauptstadt unter Hausarrest gestellt. Wie die Nachrichtenportal „Ukrajinska Prawda“ am Samstagabend berichtete, darf Abt Metropolit Pawlo bis 30. Mai sein Anwesen nahe dem Kiewer Flughafen nicht verlassen.

Höhlenkloster in Kiew / © Travel Faery (shutterstock)

Das Gericht hatte die Verhandlung am Samstag zunächst wegen des schlechten Gesundheitszustands des orthodoxen Geistlichen auf Montagvormittag vertagt, dann aber überraschend doch eine weitere Anhörung für den Abend angesetzt.

Mönche weigern sich, das Heiligtum zu räumen

Das Urteil trifft den Abt mitten im Streit zwischen seiner Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) und der Regierung um das Höhlenkloster. Pawlo und Dutzende Mönche ignorieren seit Tagen, dass die Regierung den Pachtvertrag zum 29. März gekündigt hatte. Sie weigern sich, das bedeutendste orthodoxe Heiligtum der Ukraine zu räumen. Die Ordensmänner kündigten an, das Kloster ohne ein entsprechendes Gerichtsurteil nicht zu verlassen. Dieser Konflikt wird vor einem anderen Gericht ausgetragen.

Pawlo wies die Anschuldigungen gegen ihn in der Verhandlung am Samstag zurück. Er habe nie aufseiten der russischen Aggression gestanden. Der Abt sorgt seit Jahren mit pro-russischen Botschaften für Aufsehen. Das Gericht folgte mit seiner Entscheidung dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Höhlenkloster als Wiege der ostslawischen Orthodoxie

Das 1051 gegründete Höhlenkloster gilt als die Wiege der ostslawischen Orthodoxie. In ihm lebten bislang rund 200 Mönche; die Leitung der UOK hat hier ihren Sitz, ebenso deren wichtigste Bildungsstätte, die Theologische Akademie. Der Klosterkomplex gehört wie viele andere ukrainische Gotteshäuser dem Staat. Die Kündigung des 2013 geschlossenen Pachtvertrags begründete das Kulturministerium mit Verstößen gegen die Nutzungsbestimmungen. Auf dem Klostergelände seien mehrere Gebäude ohne Genehmigung errichtet worden. Als politisches Motiv sehen Beobachter mutmaßliche Fälle von Kollaboration mit Russland.

Metropolit Pawlo (M), der Abt Kiewer Höhlenklosters, bei Gericht / © Mstyslav Chenov (dpa)
Metropolit Pawlo (M), der Abt Kiewer Höhlenklosters, bei Gericht / © Mstyslav Chenov ( dpa )

Der Chef des Sicherheitsdienstes SBU, Wassyl Maljuk, betonte am Samstag, das Gesetz sei für alle gleich. Russland versuche, im kirchlichen Umfeld seine Propaganda zu verbreiten und die ukrainische Gesellschaft zu spalten.

Kyrill I. unterstützt Russlands Krieg gegen die Ukraine

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK) unterstand lange dem Moskauer Patriarchen Kyrill I., der Russlands Krieg gegen die Ukraine unterstützt. Erst im Mai 2022 sagte sie sich von ihm los und erklärte sich für unabhängig. Dieser Schritt wird aber von der Regierung angezweifelt.

In der Ukraine streiten seit Jahren zwei orthodoxe Kirchen um die Vorherrschaft. Die Regierung unterstützt die 2018 mit Hilfe des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel und orthodoxen Ehrenoberhaupts Bartholomaios I. gegründete Orthodoxe Kirche der Ukraine. Sie ging aus zwei Konfessionen hervor, die sich bereits vor mehr als 30 Jahren vom Moskauer Patriarchat getrennt hatten. Diese Kirche will das Höhlenkloster übernehmen.

 

Quelle:
KNA