Unter großer Anteilnahme ist Prälat Ludwig Schöller nach einem von Kardinal Woelki am Dreikönigenschrein zelebrierten Trauergottesdienst auf dem Domfriedhof beigesetzt worden. In langer Prozession wurde zunächst am Morgen der schlichte Holzsarg von der Burgmauer, wo der Verstorbene in den letzten Tagen aufgebahrt gewesen war, in den Kölner Dom getragen. Hier hatte er vor 50 Jahren – mit seiner Ernennung 1975 zum Leiter des Seelsorgeamtes im Erzbischöflichen Generalvikariat – seine geistliche Heimat gefunden und war Kölns Kathedrale bis zum Schluss zutiefst verbunden geblieben, selbst als er seine Wohnung für die obligatorische Zelebration der Frühmesse in der Kapelle der Domsakristei, die ihm noch zuletzt immer am Herzen gelegen hatte, kräftebedingt nicht mehr verlassen konnte.

Und hier erwiesen ihm auch das Domkapitel – darunter die drei Weihbischöfe und Dompropst Guido Assmann – sowie viele haupt- und ehrenamtlich an Kölns Kathedrale Beschäftigten die letzte Ehre. Für den Diözesanrat, als dessen Bischofsvikar er allein zwölf Jahre tätig gewesen war, nahmen der langjährige Vorsitzende Thomas Nickel und sein Nachfolger in diesem Amt, Tim-O. Kurzbach, teil. Aber auch Dombaumeister Peter Füssenich, die Präsidentin des Zentraldombauvereins, Barbara Schock-Werner, Kolumba-Museumsdirektor Stefan Kraus und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Generalvikariat, darunter Künstlerseelsorger Patrick Oetterer, der als Diakon mitwirkte, waren unter den Teilnehmenden der von Domkapellmeister Eberhard Metternich und Domorganist Winfried Bönig musikalisch gestalteten Exequien. Auch Menschen, denen er als Künstlerseelsorger begegnet war und zu denen er über seine Emeritierung im Jahr 2004 hinaus die Treue gehalten hatte, befanden sich unter den Trauergästen und verneigten sich in großer Dankbarkeit vor dem überaus geschätzten Geistlichen, der stets für eine beispielhafte Mitmenschlichkeit und Selbstlosigkeit gestanden hatte.
Alle gemeinsam trauerten sie um einen ganz besonderen Menschen und Seelsorger, um einen "liebenswürdigen, feinfühligen und feinsinnigen Mitbruder", wie der Kölner Erzbischof gleich zu Beginn des Requiems betonte. "Vorbildlich, treu, verlässlich, gläubig – ja tiefgläubig" sei er gewesen, so Woelki, "klar und eindeutig in seiner Verkündigung" sowie "gezeichnet von einer tiefen Liebe zu Christus und seiner Kirche". Der Kardinal erinnerte an Schöllers viele unterschiedlichen Stationen und Seelsorgeeinsätze, seit er von Kardinal Frings 1956 in St. Heribert zum Priester geweiht worden war. Zunächst hatte er Frings als Kaplan und Geheimsekretär gedient, von 1959 bis 1964 wurde er dann Repetent an den Bonner Collegien Leonium beziehungsweise Albertinum, anschließend Assistent an der Katholisch-Theologischen Fakultät.
Ab 1967 wirkte der damals 38-Jährige als Pfarrer an St. Anna in Köln-Ehrenfeld und später dort auch als Dechant, ehe ihm 1975 die Leitung der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat übertragen wurde. Und schließlich nahm er 1992 mit großem Einsatz seine nicht immer einfache Verantwortung als Bischofsvikar für den Diözesanrat wahr, zu der er parallel außerdem als Künstlerseelsorger tätig war; eine Aufgabe, die ihm wiederum wie auf den Leib geschneidert schien, zumal er sich als Liebhaber von Kunst, Musik und Literatur den hier erlebbaren schöngeistigen Impulsen mit großer Leidenschaft verschrieb und nicht müde wurde, Atelierbesuche zu initiieren und dabei Gesprächsangebote zu machen, um mit den Kunstschaffenden in einen angeregten Dialog über die letzten Fragen, vor allem aber auch den Austausch zum Thema "Wo begegne ich Gott in der Kunst?" zu treten. "Der Künstlerseelsorge hat er seinen Stempel aufgedrückt", stellte Kardinal Woelki mit großer Wertschätzung fest und fügte hinzu, dass Schöller den Großteil seiner Ferien meist in Museen verbracht habe.
In seiner Predigt würdigte Monsignore Markus Hofmann, der neue Stadtdechant von Bonn und bis zuletzt Mitbewohner im selben Haus wie Schöller in unmittelbarer Domnähe, den Verstorbenen als "glaubensfest und glaubensfroh". "Ich lebe gerne und danke Gott für jeden einzelnen Tag" habe er ihn wiederholt trotz schwindender Kräfte sagen hören, schilderte Hofmann aus seinen Begegnungen mit dem betagten Nachbarn. Dennoch sei dieser bereit gewesen, wenn Gott ihn heimholen wolle. "Aber ich bin froh, wenn er mir noch etwas Zeit hier auf Erden gibt." Auch das habe er vor wenigen Jahren noch formuliert, so Hofmann.
Ludwig Schöller habe sinnerfüllt gelebt, erklärte er mit Nachdruck. Dabei habe das Stundengebet ganz selbstverständlich zu seinem Tagesablauf gehört wie auch der morgendliche Gang zur Messe in den Dom oder – als dies nicht mehr möglich war – die Feier der Eucharistie in den eigenen vier Wänden. Auch Hofmann strich die Freude Schöllers, der annähernd 1000 Bücher besessen hat, an Bildung heraus und seinen Drang, sich auch im hohen Alter immer noch theologisch, kunstgeschichtlich, politisch oder musikalisch weiterzubilden. "Er wusste nicht nur, was er gelesen hatte, sondern er behielt dies auch beeindruckend präsent." Bis zuletzt sei er interessiert am Weltgeschehen gewesen und habe dazu auch seine eigenen begründeten Meinungen gehabt. Und er habe – auch das schilderte Hofmann aus gemeinsamen Gesprächen – um ein "neues Pfingsten" für die Kirche von Köln und in Deutschland gebetet.
Seine breite Bildung und seine Empathie hätten ihm erlaubt, mit ganz unterschiedlichen Menschen Kontakt zu knüpfen. Er sei im besten Sinne des Wortes das gewesen, was man einen "feinen Menschen" nenne: mit einer großen Sensibilität für die Situation anderer. "Aus der eigenen klaren Überzeugung heraus konnte er Personen mit anderen Meinungen offen, gelassen und behutsam begegnen. Er fand, gerade aufgrund seines reichen Wissens, immer wieder Anknüpfungspunkte und war als Jünger des Guten Hirten am einzelnen Menschen und seiner Situation aufrichtig interessiert." Seine aus dem Glauben und der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus inspirierte Menschen- und Weltkenntnis habe ihm viele Herzen geöffnet.
Hofmann betonte, dass der Verstorbene den Auftrag Jesu an seine Kirche und jeden einzelnen seiner Schüler "Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinem Jünger" auch für sich gesehen und angenommen habe. Und noch einen Charakterzug beschrieb er eindrücklich. "Es ging ihm nicht um seine eigene Person; es ging ihm um die Menschen und ihre Beziehung zu Jesus Christus. Und gerade diese Haltung machte ihn gewinnend und liebenswürdig." Gläubig, gebildet und gewinnend – so habe er gelebt und so sei er auch gestorben.
Abschließend dankte Hofmann dem Verstorbenen, der ihm noch, wie er erzählte, auf dem Sterbebett Hinweise für sein eigenes priesterliches Wirken an der neuen Stelle gegeben habe, für sein menschliches und priesterliches Vorbild. Wörtlich sagte er: "Lieber Ludwig, Danke für Deinen Dienst in der Kirche, in unserem Erzbistum und hier am Dom! Du warst ein treuer Beter für die, die vor uns gelebt und geglaubt haben." Dann versicherte er ihn des Gebetes der anwesenden Gemeinde. "Jetzt beten wir für Dich – nicht nur hier und heute, sondern auch darüber hinaus. Denn das Gebet ist die Brücke, die uns von dieser Seite des Lebens aus mit der anderen Seite des Lebens verbindet."