Der nach rund 100 Tagen aus türkischer Untersuchungshaft entlassene Berliner Menschenrechtsaktivist Peter Steudtner will auch künftig in der Menschenrechtsarbeit aktiv bleiben. Er werde definitiv weiter Menschenrechtsaktivisten unterstützen. Wie dies konkret aussehen werde, hänge aber unter anderem vom Fortgang seines Prozesses in der Türkei ab, sagte Steudtner am Sonntagabend in der RBB-"Abendschau". Der nächste Verhandlungstermin ist für den 22. November angesetzt.
Gut zwei Wochen nach seiner Rückkehr nach Berlin sagte Steudtner weiter, er lasse "es langsam angehen". Die Haft bleibe nicht ohne Folgen: "Den emotionalen Rucksack behalte ich sicherlich. Die Narben bleiben, aber man muss sie nicht immer spüren." Es das erste Fernsehinterview des Menschenrechtlers nach seiner Haftentlassung.
Im Juli festgenommen und im Oktober freigelassen
Steudtner war am 5. Juli bei einem Menschenrechtsworkshop in der Nähe von Istanbul zusammen mit neun weiteren Teilnehmern festgenommen worden. Der Berliner war dort als Referent zum Umgang mit Stress und Trauma und zur Datensicherheit für Menchenrechtsverteidiger eingeladen. Ihm wird "Unterstützung einer bewaffneten Terrororganisation" vorgeworfen. Ein Richter verhängte Untersuchungshaft. Am 25. Oktober kam er frei und durfte ausreisen.
Steudtner betonte, er sei im türkischen Gefängnis in Siliviri nie misshandelt worden. Der Umgang sei "zumeist sehr, sehr respektvoll" gewesen. "Klar nehme ich die schrecklichen Situationen mit, wie die Verhaftung oder die erste Gerichtsverhandlung, die sich ja wirklich über 15 Stunden gezogen hat. Gleichzeitig nehme ich auch unheimlich viel Solidarität mit", berichtete Steudtner weiter. Sowohl seine Mitgefangenen hätten sich für ihn eingesetzt als auch Menschenrechtler in der Türkei und Deutschland. Seine Berliner Kirchengemeinde hatte seit der Verhaftung in der Gethsemanekirche im Stadtteil Prenzlauer Berg regelmäßig Fürbittgebete und Andachten abgehalten.