domradio.de: Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, dass die Vorwürfe fallengelassen wurden und Peter Steudtner frei gekommen ist?
Jasmin El-Manhy (Pfarrerin der Getsemanekirche in Berlin, Prenzlauer Berg): Wir sind alle unendlich erleichtert und froh darüber. Nach diesen vielen Tagen der Sorge um ihn ist die Nachricht über die Freilassung eine wahnsinnige Erleichterung.
domradio.de: Kommen Sie nun zusammen, um gemeinsam zu feiern?
El-Manhy: Ja, bereits heute morgen waren schon Leute im Gemeindebüro und haben ein "Herzlich Willkommensschild" gebastelt. Eine Nachbarin kam vorbei und fragte, ob Peter Steudtner gerne Schokolade isst, weil sie ihm gerne ein Willkommensgeschenk machen wolle. Die Menschen freuen sich mit, wenn sie jemanden aus der Gemeinde treffen und umarmen sich.
domradio.de: Ein Empfangskomitee am Flughafen wird es von der Gemeinde aus aber nicht geben, oder?
El-Manhy: Nein, das nicht. Ich weiß auch gar nicht, wann Peter Steudtner ankommt, und es ist klar, dass seine Familie Vorrang hat. Wir werden hier keine Überraschungsparty machen, sondern ihm die Zeit in der Familie lassen, damit sie alle zur Ruhe kommen können. Dann werden wir gemeinsam überlegen, wie wir ihn hier in der Gemeinde richtig und offiziell willkommen heißen können.
domradio.de: Es stellt sich auch die Frage, wie jemand über 100 Tage Untersuchungshaft in der Türkei übersteht. Könnte es sein, dass Peter Steudtner seelsorgerischen Beistand braucht?
El-Manhy: Das kann ich nicht sagen; das wird sich zeigen.
domradio.de: Ihre Gemeinde hat sich sehr für die Freilassung engagiert. Sie haben Plakate mit der Aufschrift "Freiheit für Peter" aufgehangen. Werden die jetzt entfernt?
El-Manhy: Nein, die sind noch nicht weg. Tatsächlich ist noch das "Herzlich Willkommensschild" dazu gekommen. Wir sind natürlich erleichtert. Trotzdem war das ja erst der Auftakt eines Prozesses. An diesem Donnerstag wird ja noch ein weiterer Prozess geführt, insofern werden wir sicherlich weiterhin Fürbitte halten. In welcher Form, das werden wir noch in Ruhe mit allen besprechen, sicherlich auch mit Peter Steudtner gemeinsam.
domradio.de: Sie haben in ihrer Gemeinde täglich um 18 Uhr ein Fürbittgebet abgehalten. Auch heute um 18 Uhr treffen Sie sich und überlegen, wie es weitergehen kann. Peter Steudtner ist ja nicht der einzige, der diese Fürbitten braucht.
El-Manhy: Ja eben, wir werden heute Abend auch ein Fürbittegebet halten und zusammenkommen und dieser Erleichterung und Freude Ausdruck verleihen.
domradio.de: Gibt es Pläne, das Thema in der Sonntagspredigt aufzugreifen?
El-Manhy: Wir haben unsere Solidarität in unseren Fürbittgebeten ausgedrückt. Ob es in der Predigt vorkommen wird weiß ich nicht; wahrscheinlich schon, weil es uns so sehr beschäftigt. Allerdings habe ich auch noch vier Taufen im Sonntagsgottesdienst. Es wird also schön und es ist viel los.
Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.