Wie das katholische Entwicklungshilfswerk Misereor am Freitag berichtete, wird Leyner Palacios, der Sprecher der afrokolumbianischen Gemeinschaften und der autonomen Interethnischen Wahrheitskommission, "akut mit dem Tod bedroht".
Drohung habe realen Hintergrund
Am vergangenen Wochenende habe Palacios eine Morddrohung erhalten, verbunden mit einem Ultimatum, den Bundesstaat Choco, in dem Bojaya liegt, binnen Stunden zu verlassen, berichtete der Misereor-Länderreferent für Kolumbien, Stefan Tuschen. Diese Drohung habe nach der Besetzung des Ortes Bojaya durch Nachfolgeorganisationen der Paramilitärs "einen sehr realen Hintergrund".
Tuschen kritisierte die kolumbianische Armee, die die Machenschaften der Paramilitärs in Bojaya dulde, sowie die kolumbianische Regierung. "Die Situation in der Region steht sinnbildlich für den mangelnden politischen Willen der Regierung Duque, den 2015 mit der FARC gezeichneten Friedensvertrag konsequent umzusetzen." Nach dem Rückzug und der Auflösung der FARC-Organisation kämpften in der Region Choco verschiedene bewaffnete Gruppen um die territoriale Kontrolle und die lukrativen Drogenrouten, so das Hilfswerk.
Schutz für kolumbianische Bevölkerung
Misereor begrüßte, dass die deutsche Botschaft in Kolumbien sich zu einem Treffen mit dem bedrohten Palacios und weiteren Vertretern des Landes bereiterklärt habe. Palacios hatte zuvor bereits mit dem kolumbianischen Präsidenten Ivan Duque gesprochen. Das Hilfswerk forderte die Bundesregierung auf, sich für den Schutz sozialer Führungspersonen in Kolumbien sowie den generellen Schutz der kolumbianischen Bevölkerung einzusetzen.
Außerdem solle das deutsche Entwicklungsministerium bei den 2020 anstehenden bilateralen Verhandlungen mit Kolumbien der Regierung in Bogota für neue Zusagen bei der Entwicklungszusammenarbeit Konditionen auferlegen. Solange der Friedensvertrag nicht umgesetzt werde und Morde an sozialen Führungspersonen und Minderheiten stattfänden, dürften keine weiteren Mittel in staatliche Programme fließen, so Misereor.